Obwohl theoretische Kenntnisse nützlich sein können,
genügt das Lesen solcher Erkenntnisse allein nie.
Beim Training stellten wir immer wieder fest, dass ohne Training das Wissen nicht
umgesetzt werden kann. Es mangelt vielfach in folgenden wichtigen Bereichen:
- Vorbereitungen Es gilt zuerst, Informationen zu sammeln und Situationen
zu antizipieren.
- Mediensituation klären.
- Welches Medium?
- Welches Sendegefäss?
- Welches Thema?
- Wer wirkt sonst noch mit?
- Wie wird das Gespräch eingebettet. Was kommt vorher? Was nachher?
- Welche Sendezeit?
- Welche Fragen?
- Welche Startfrage? Man muss auch mit unerwarteten Startfragen rechnen.
- Wird live gesendet oder wird das Gespräch aufgezeichnet?
- Was wird gekürzt?
- Wie lange dauert die Sendung?
- An welchem Ort und vor welchem Hintergrund wird die Sendung aufgenommen?
- Kann ich das Interview nochmals hören?
- Welcher Teil wird auf alle Fälle gesendet?
Journalisten stehen unter Zeitdruck und schätzen solche Klärungsfragen
nicht besonders. Bleiben Sie trotzdem hartnäckig. Es lohnt sich!
Uns erstaunt immer wieder, dass die Wenigsten die möglichen Fragen vorher
überlegt haben. Antizipieren heisst, sich zu fragen: Was sage ich, wenn...?
Die meisten überraschenden Fragen oder Vorwürfe liegen in der Luft.
- "Strassengängig reden" heisst, so zu reden, dass auch "Otto -
Normalverbraucher" das Fachwissen verstehen kann. Die Konsumenten schätzen
Geschichten, Bilder, Vergleiche und möchten Details erfahren. Niemand verdaut gerne
trockene und abstrakte Erläuterungen. Bei allen bei Massenmedien muss uns die Masse
verstehen.
- Überlegen, dann reden.
Wer ungezügelt drauflos plaudert, sollte sich bewusst sein, dass 70 Prozent
dessen, was erzählt wird, unter Umständen gegen den Redner verwendet
werden kann. Mit den Antworten pflastern wir den Weg des Interviews.
- Sprachregelung intern abklären.
Bei unseren Übungen stellen wir immer wieder fest, dass Begriffe aus dem
eigenen Bereich, Verband usw. ungeklärt formuliert werden. Es ist nicht
gleichgültig, ob jemand vom "Ausländer", "Gastarbeiter", "Asylant" oder von
einem "Fremdarbeiter" spricht.
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