Blatters Antworten während einer Medieninformation
zur jüngsten Schlammschlacht, beinhalten rhetorisch
interessante Elemente und Schulbeispiele von Ausweichtaktiken.
In einer Richtigstellung kontert Blatter die Attacken seines ehemaligen
Protégés, der ihm vorgeworfen hatte, er
habe ihm einen Maulkorb verpasst.
Blatter verweist in seiner Antwort auf seinen Brief vom
23. März an David Will, dem Vorsitzenden der internen
Ad-hoc-Buchprüfungskommission (IAC).
In diesem Schreiben kann gelesen werden, dass Blatter die
Arbeit des Untersuchungsausschusses
"in keiner Art und Weise behindern wollte".
Diese schriftliche Antwort ist mehrdeutig:
Blatter sagt nie eindeutig:
"Ich habe die Arbeit nie behindert".
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sondern formuliert es flexibler mit
"Ich habe die Arbeit nur nicht behindern wollen".
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Falls später nachgewiesen werden könnte,
dass Blatter früher doch die
Arbeit behindert hätte, so könnte Blatter keiner
Lüge bezichtigt werden. Antwortete Blatter bewusst so
raffiniert? Lohnte es sich, ihn hier
wortwörtlich
zu nehmen?
In einer zweiten Reaktion antworte Blatter auf die
Vorwürfe von Zen-Ruffinen mit den Worten:
"Ich bin erstaunt, dass der Generalsekretär seinen
Präsidenten erst während der Phase des Wahlkampfes in
der Öffentlichkeit mit solchen Vorwürfen konfrontiert."
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Wiederum wird uns das geschickte Antwortverhalten bewusst.
Es fehlt eine klare Stellungnahme: Blatter vermeidet ein deutliches Dementi.
Mit dieser Antwort signalisiert Blatter lediglich, dass die Vorwürfe
ein bösartiges, inszeniertes Spiel sind. Er übergeht die Vorwürfe
indem er die Art und Weise, wie die Anschuldigungen vom Generalsekretär
vorgebracht worden sind kommentiert. Auch diese Blatteraussage ist eine
geschickte Nichtantwort.
Nach der Aussprache zwischen FIFA-Präsident und Generalsekretär
lernen wir nochmals Blatters klassische Ausweichtechnik kennen.
Anstatt die Vorwürfe wie Wahlbetrug oder finanzielle Unregelmässigkeiten
zu bestreiten, äusserte sich Blatter in verschiedenen Print-,Radio oder TV Medien
wie folgt:
"Ich bin enttäuscht und traurig, dass jemand, den ich 14 Jahre wie
einen Ziehsohn betrachtet habe, solche Vorwürfe öffentlich erhebt."
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Blatter verlangte vom Gereralsekretär bis Dienstagabend 23. April
entweder Beweise zu den Vorwürfen oder eine Entschuldigung.
Nach unserem Dafürhalten überzeugt diese Antwort Blatters
genau so wenig, wie die früheren Antworten.
Wir vermissen eindeutige Erklärungen:
- Ich habe nie jemand bestochen.
- Es ging alles mit rechten Dingen her und zu.
Einen der Vorwürfe bestreitet Blatter nicht:
"Ich habe die Buchprüfungsgruppe aufgehoben.
Doch werde er sie später wieder einsetzen."
Ob er jedoch mit dieser Aufhebung Zen-Ruffinen
an einer Zeugenaussage gehindert haben könnte,
erfährt der Aussenstehende nicht.
Das Kapitel Blatter ist noch nicht zu Ende, zumahl die Wahlen
der FIFA Präsidentenwahl schon vor der Tür stehen.
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Die Stärke der FIFA, der Dachorganisation des Weltfussballs
begründet sich darin, dass sie
die Fussballweltmeisterschaft, den grössten Sportanlass der Welt
kontrolliert. Nach FIFA sind an der letzten WM
in 196 Ländern ein Total von 33 Milliarden Sendungen
betrachtet worden. Das Finale zwischen Frankreich und Brasilien
habe alleine 1 Milliarde Zuschauer gehabt. Wegen der Popularität
der Sendungen kann die FIFA enorme Gebühren für die
Fernsehrechte einnehmen. Nach dem Chef des Olympischen Kommites
ist der FIFA Präsident der mächtigste Mann im
Weltsport. Im Moment ist das Rennen um die Wahl vom 29. Mai
im vollem Gange. Die Tage bis zur Wahl werden für Blatter
haärter als erwartet.
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