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Fortsetzung von früheren Beiträgen: |
25. Mai, 2001 2. März 2002 |
17. März, 2002 23. April, 2002 |
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Tatsächlich konnte bis jetzt kaum jemand dem "Finten-Sepp", "Diktator" oder den "Machiavelli des Fussballs" etwas anhaben. Immer wehrte er wie ein Spitzen-Fussballer alle Angriffe geschickt ab. Er erreichte zum Beispiel einen Auslieferungstopp gegen das Buch "Wie das Spiel verloren ging". Dem Bestechungsvorwurf nach seiner Wahl zum Präsidenten begegnete er 1998 mit einer Zahlung an 20 afrikanische Verbände in der Höhe von je 50'000 Dollar. Bereits als Fussballer beim FC Visp pflegte Blatter die Taktik:
Blatter kann einstecken und ausweichen. Aber er kann auch eiskalt zuschlagen. Bisher gelang es dem gewieften Taktiker auch rhetorisch alle Kämpfe für sich zu entscheiden. Vor allem weil er im richtigen Moment nichts Falsches sagte. Zu den letzten Anschuldigungen hat Blatter noch vor dem Abflug verbal zurückgeschlagen:
Blatter geht gar nicht auf die Vorwürfe ein, sondern greift den Gegner direkt persönlich an.
Damit werden die Vorwürfe auf eine andere Ebene verlagert.
Dies ist ein deutlicher Warnschuss vor den Bug.
Diese Masche hatten wir früher schon gehört. Sie wecken Mitleid mit dem "Bergler". Assoziationen mit einem Bergbauern der von der Berghilfe lebt, werden geweckt. Die folgende exemplarische Blatterantwort stammt von einem Interview mit der Sonntagszeitung vom 5. Mai. Sie veranschaulicht sehr gut Blatters Antworttechnik .
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![]() Es wird wieder enger für Blatter. Wird sich die Fussballrhetorik Blatters weiterhin bewähren? Der angegriffene Fifaboss wandte nach der Rückreise aus China und Nordkorea einmal mehr seine geschickte Antworttaktik an. Er versteht es, mit Wiederholungen die ganze Kampagne zu einer gezielten Verschwörung zu machen. Nach wie vor bleibt Blatter gelassen und sagt ruhig: "Ich habe nichts zu befürchten!" ![]()
Blatter vermeidet es, den Namen des Gegners in den Mund zu nehmen. Er spricht immer vom Generalsekretaer oder vom jungen Mann! Nachfolgend nochmals einige der jüngsten Muster des "Nichtantwortens."
Die Spannung bricht nicht ab denn Blatter punkte trotz Gegenwind: Am 10. Mai war nämlich in den Radionachrichten zu erfahren, dass der Fifa Präsident immerhin in einem Punkt reingewaschen sei. | |||||||||
10. Mai Einklage durch Fifa Exekutiv Mitglieder.
![]() Den Erfolg, den Blatter bei der Konkursverwaltung buchen konnte, betraf lediglich die Verluste, die weniger hoch waren, als angenommen. Blatter nutzte den alten Genre:
Die Antworten wirkten betroffen und Mitleid erregend. Die Sprache war weniger bestimmt. Die Formulierungen waren stockender und mit Satzbrüchen verbunden. |
Nachtrag vom 12. Mai, Fifa-Krise und kein Ende? Zen-Ruffinen wird vom achtköpfigen dringlichen Komitees des Weltfussballverbandes kaltgestellt. Damit erreicht Blatter einen Teilsieg. Zen-Ruffinen macht sich wahrscheinlich auch strafbar, weil er nach Aussage der Finanzchefs der Fifa wichtige Papiere mit unterschrieben hatte. So auch den Check von über 50'000 Dollaar an Koloskow. Ausgerechnte jene Zahlung die von Zen-Ruffinen in seinem Dossier als kriminell bezeichnet wurde. Angeblich aus Solidarität zum Präsidenten. Johannsson plädiert für eine Verschiebung der Wahl des Fifa Präsidiums. |
![]() Nach Beiträgen der Sonntagspresse hat Blatter das Szepter wieder fest in der Hand. Dank der Einsetzung eines "Dringlichkeitskomitees", in dem die Blatterfreunde in der Mehrheit sind, konnte er dem Generalsekretär den Handlungsspielraum entziehen. Zen-Ruffinen wurde so ein Maulkorb umgehängt. Seit zwei Tagen darf er sich in den Medien nicht mehr äussern. Würde er sich nicht daran halten, hätte Blatter die Möglichkeit, den Widersacher zu entlassen. Der Entscheid des Fifa-Dringlichkeitkomitees ist rechtskräftig und muss nicht mehr vom Exekutivkomitee bestätigt werden. Somit ist Zen-Ruffinen in eine Offsidefalle getappt. Die Sonntagszeitung wunderte sich, dass der Milliardenkonzern Fifa wie ein lokaler Turnverein geführt werden kann. Die Fifa untersteht nämlich nur dem Vereinsrecht. Dieser Anachronismus sei mit ein Grund für die Schmierenstücke. Am Mittwoch wird Blatter zu den Vorwürfen in Zürich öffentlich Stellung nehmen. Danach wird - nach Blatter - die Anklage wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Politiker fordern bereits eine Verschärfung des Vereinsrechts. Doch macht es den Anschein, dass Blatters Rechnung doch noch aufgeht. Es ist somit gut möglich, dass der Fifa-Präsident trotz allen Wirren und Anfechtungen - dank seinem Durchstehvermögen, seiner raffinierten Schachzüge und der einmaligen Fussballrhetorik wieder gewählt wird. |
![]() In einem 33-seitigen Dossier (auf www.fifa.com) mit dem Titel "Klarstellung" antwortet Sepp Blatter auf die Vorwürfe des Generalsekretärs und doppelt mit einer Klage wegen Ehrverletzung nach. Zum gleichen Zeitpunkt kommen Blatters Gegner mit einem neuen Vorwurf. Nach der welschen Sonntagszeitung "Dimanche" soll Blatter am 28. September 98 einen afrikanischen Journalisten Emmanuel Maradas des Fussballmagazins "African Soccer" mit umgerechnet 12'000 SFr bestochen haben. Dazu kontert Blatter:
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Nachtrag vom 24. Mai, 2002:
Blatter erhält Rückenwind ![]() ![]()
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Nachtrag vom 26. Mai, Blatter Gegner drohen mit neuer Bombe.
![]() Bekanntlich beschäftigt sich die Zürcher Staatsawaltschaft mit zwei Korrupptionsfällen. Ob die Wahl verschoben werden kann, bis diese Fälle geklärt sind, prüfen zur Zeit die Verbandspräsidenten. Blatter verteidigte sich bei den Fällen mit den bekannten Argumenten: Der erste Fall sei ein Formfehler und der zweite ein Akt von Nächstenliebe gewesen. Zen-Ruffinen glaubt, dass sich sein Chef beim unveröffentlichten Fall nicht mehr herausreden könne. Ende Woche beginnt die Weltmeisterschaft und der FIFA Streit passt vielen Fussballfreunden nicht mehr in die Landschaft. Es ist schwer auszumachen wie zur Zeit die Stimmenverhältnisse pro und kontra Blatter stehen. Im Moment tobt vor allem ein Wortkrieg. |
Nachtrag vom 28. Mai, Letzter Versuch der Blattergegner. ![]()
Ferner wurde eine schriftliche Erklärung einer Augenzeugin präsentiert, nach der Blatter den afrikanischen Schiedsrichter Bouchardeau mit 25'000 Franken bestochen haben soll. Am Tag vor der Wahl in wurden die beiden Kontrahenten Issa Hayatou und Sepp Blatter beinahe handgreiflich. Da Zen-Ruffinen aus Protest auf die Leitung am ausserordentlichen Kongress des Weltverbandes die Leitung der Versammlung verweigerte, musste Blatter die Regie selbst übernehmen und überging 15 Delegierte, die reden wollten. Damit verlor Stuermer Blatter für einmal die Orientierung und machte ein Eigentor. Vielleicht fühlte er sich zu sicher. Weil der Präsident nicht alle reden liess, erntete er Pfiffe und Buhrufe. Für die eigenmaechtige Sitzungsleitung erhielt Blatter sogar Kritik aus den eigenen Reihen. Selbst der deutsche Verbandsboss meinte: "Das war taktisch falsch!" Zen-Ruffinen wetterte:
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Nachtrag vom 29. Mai, Trotz Eigencoal: Sieg für Blatter. ![]() Nach der Wahl sicherte der unterlegene Hayatou Blatter seine Loyalität zu:
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Schliesslich rang sich der Schwede aber doch noch zu einer Umarmung Blatters durch. Zwei Zitate von Blatter nach dem Sieg:
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Nachtrag 1. Juni: Sieg mit negativen Begleittönen
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Damit hat der gerissene Fussballrhetoriker die
Zügel wieder voll und ganz in der Hand.
Er kann wieder schalten und walten wie er will.
Nur eine bittere Pille musste Sepp Blatter schlucken: ![]() |
Nachtrag vom 25. August, 2002.
Sepp Blatter wird von der Staatsanwaltschaft Italiens eingeklagt ![]() |
![]() Fifa-Präsident Joseph Blatter wurde der "American Global Peace Award" gegeben,d er alle zwei Jahre an eine Persönlichkeit des Sports verliehen, die sich um den Frieden bemüht habe. Blatter wird damit für sein "diplomatisches Geschick" geehrt, bei dem an der Fussball-WM 2002 mit Südkorea und Japan zwei Nationen zusammengebracht weren konnten, die "bekanntlich gespannte Beziehungen hatten". |
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