Nach den ersten Korruptionsvorwürfen wollte sich der Fifa Boss Sepp Blatter
von den Medien nicht unter Druck setzen lassen.
Als der Druck zu gross wurde, stellte er sich am Freitag, den 25. Mai doch
noch den Journalisten an einer Medienkonferenz.
Er setzte sich in Zürich mit den Bestechungsversuchen gegen
seine Person bewusst auseinander.
Blatter versuchte offensiv - mit der Flucht nach vorn - die Chance zu nutzen.
Wir erlebten jedoch beim Auftritt ein Musterbeispiel, wie mit Antworten
ausgewichen werden kann.
Zuerst wies Blatter die Vorwürfe generell zurück:
"Ich habe nie versucht, jemanden zu bestechen. Ich bin auch absolut nicht
bestechlich. Ich würde diese Aussage auch unter Eid machen."
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Auf die Frage nach Zahlen, Fakten und Belegen, folgte eine Kette geschickter
"Nichtantworten": Rhetorikanalytiker finden hier ein Füllhorn von
Ausweichstrategieen, die als Antworten wenig überzeugen:
"Ich mag nicht, wenn man mir Vorwürfe macht".
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Es genügt nicht, Vorwürfe mit der Bemerkung vom Tisch zu wischen:
"Wir mögen das nicht!".
"Schauen Sie mir in die Augen!"
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Genügt ein Blick in die Augen als Tatbeweis?
"Kommen Sie zu mir an die Fifa. Ich zeige Ihnen Dokumente - aber ehrlich-
ehlich offen - Kommen Sie!"
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Niemand weiss bei dieser Antwort, was dann gezeigt würde.
Wer das "ehrlich gesagt" immer wieder betonen muss, suggeriert, dass
er es sonst nicht unbedingt ehrlich meint. Siehe
Beitrag "Ehrlich gesagt".
"Was meinen Sie, wie ich dastehe- mit meinen 1300 Diensttagen - Sie
wissen nicht, was ein Schweizer Offizier - im Range eines
Regimentkommandanten also - so nicht - ich nicht - ich sicher nicht!"
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Der Umstand, das jemand Regimentskommandant ist, genügt nicht als
Vertrauensbeweis.
"Ich mache meine Arbeit so nahe meines Gewissens - eines Oberwalliser
Berglers - und im Grund genommen sind wir einfache Leute und -
Wir mögen es nicht, wenn man uns Vorwürfe macht".
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Ist ein Walliser unantastbar?
Das Argument "Ich gehöre zu den einfachen Leuten" (was übrigens bei Blatter
zu bezweifeln ist) will den Zuschauern beliebt machen:
Wenn ihr mir etwas anhaftet, macht ihr etwas gegen die Walliser Bevölkerung.
Das WIR ist bewusst gewählt. Mit "Wir Walliser haben es nicht gern",
spricht Blatter im Namen aller Walliser. Auch diese Antwort ist eine billige Ausweichstrategie.
Nur in einer Antwort räumte Sepp Blatter ein. dass in den 26 Jahren, die er
für die Fifa arbeitete, Versuche unternommen wurden, ihn zu beeinflussen
"Versuche, die man vielleicht als Bestechung bezeichnen kann."
Bei diesem Beitrag geht es nicht darum, Sepp Blatter zu beschuldigen.
Wir haben lediglich das Antwortverhalten genauer beleuchtet und festgestellt:
Die Antworten an der Medienkonferenz überzeugten nicht.
Das betrifft auch die Stimme, den Tonfall, das "Wie" der Formulierung, das
Verhalten, die Körpersprache.
Möglicherweise ist die Geschichte mit dieser Medienkonferenz noch nicht
abgeschlossen. Das Spiel könnte in die Verlängerung gehen.
Fazit. Wer bei einer Medienkonferenz antwortet, muss mit dem
"Wie und Was" überzeugen können. Er werden auch konkrete Antworten
erwartet.
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Nachtrag vom 18. Juni, 2001.
In einer Sportsendung (SF DRS) wurden fragwürdigen Gegebenheiten
rund um Blatters FIFA Tätigkeit in einem Filmbeitrag zusammengeschnitten.
Die Antwort von Sepp Blatter war wiederum geschickt ohne konkrete
Aussage. Er fand den Beitrag zwar einseitig und ergänzte hierauf:
Man müsste im Film auch all meine vielen guten
Verdienste auflisten.
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In der Antwort kam zudem der abgedroschene Hinweis: "Als Walliser..."
Die zitierte Antwort zählt ebenfalls zu den bereits erwähnten
Nichtantworten. Zusätzlich hat diesse Nichtantwort eine
explizite und eine implizite Seite.
Explizit sagte Blatter damit, man müsste auch die guten Seiten
auflisten. Doch die implizite, versteckte Aussage lautete auch:
Das was gezeigt wurde ist schon richtig, nur einseitig. Man müsste
lediglich auch noch die positiven Seiten zeigen.
Indirekt bestätigt er damit die negativen Sequenzen.
Ob dies Sepp Blatter gemerkt hat?
Auch bei diesem Nachtrag urteilen wir nicht über Schuld oder Unschuld.
Wir beleuchten lediglich ein Detail, das es zu beachten gilt, wenn wir mit
unzulässigen Vorwürfen konfrontiert werden.
Fazit: Falls Behauptungen nicht stimmen und dementiert werden müssen,
muss dies zuerst durch ein deutliches Stopsignal geschehen:
Mit einem deutlichen Nein: "Was Sie da zeigten, stimmt nicht! .....".
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