Wir drehen das Radio an und hören folgende Passage:
"Wenn irgendwelche nicht näher erläuternde
Umstände es erlauben, könnten wir gewiss versuchen,
etliche Aspekte immerhin den gewünschten Gegebenheiten
anpassen."
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Dies ist die Antwort eines interviewtes Behördemitglieds.
"Wissen Sie," fährt der Befragte selbstsicher weiter;
"wenn die Angelegenheit mit gesundem Menschenverstand angegangen
wird und alle am gleichen Strick ziehen, so ist dies gewiss der erste
Schritt in die richtige Richtung. Ich würde meinen:
Es geht vorab darum, gemeinsam das nämliche Ziel anzustreben,
getragen vom Willen, anstatt zu diskutieren, Hand anzulegen. Denn:
Wer der Zukunft ins Auge blickt, stellt fest: Am Ende des Tunnels
wird es immer wieder hell."
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Wer die Antworten bei heiklen Interviews genauer analysiert,
merkt rasch, was da heraus kommt: Worthülsen, hohle
Phrasen zu Hauff, manchmal reines Bablabla. Konkreter? Kaum.
Ein Wort ohne Bedeutung bleibt ein leerer Klang, heisst es.
Weshalb dann diese Leerformeln?
Gewiss. Zum Teil ist es Absicht, dass keine konkreten Aussagen gemacht
werden. Möglicherweise ist es Selbstschutz oder Angst,
Farbe bekennen zu müssen. Wir alle wissen um die inhaltslosen,
ritualisierten Antworten im Alltag. Beim Begrüssen beispielsweise.
"Wie geht es?" - wer gibt
denn auf diese Frage schon eine ehrliche Antwort? Ich will jedoch hier
auf diese Phänomene nicht näher eingehen, auch nicht auf
bewusstes Lügen im Verlauf von Kommunikationsprozessen.
Hier sollen jene Aussagen genauer beleuchtet werden, die nichts sagen,
unklar oder mehrdeutig sind, Worthülsen also.
Solch schwammige Formulierungen brauchen all jene, die reden, sich aber
nicht konkret festlegen wollen. Zuhörer und Zuhörerinnen
können sich bei solch abstrakten Aussagen den Inhalt gar nicht
vorstellen. Das Gesagte kann nicht gegriffen und auch nicht begriffen
werden. Aber, verschiedene dieser verallgemeinernden Begriffe haben
eben den Vorteil, dass sie in Laienohren recht kompetent tönen.
Mit Floskeln kann ein Redner manche beeindrucken, und er läuft
kaum Gefahr, damit anzuecken. Es sei denn, es werde nachgefragt.
Zurück zu der am Anfang zitierten Antwort am Radio.
Auch dieses leere Gerede kann rasch entlarvt werden, wenn
nachgefragt wird. Ein paar Beispiele:
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"Nicht näher erläuternde Umstände": |
Welche Umstände sind dies? |
-
"Einiges": | Was heisst das genau? |
Der Ausdruck weist
übrigens auf eine Mehrzahl hin, also müssten mindestens
zwei konkrete Punkte genannt werden können.
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"Gesunder Menschenverstand". | Was wird darunter verstanden?
Der Verstand des Redenden?
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"Am gleichen Strick ziehen": | Reisst jeder an einem Ende
des Strickes und bekämpft den anderen oder ziehen beide
am gleichen Ende?
-
"
Der erste Schritt in die richtige Richtung:" | Wer macht den ersten
Schritt? In welche Richtung? Wie gross ist dieser Schritt?
-
"Ziel": | Was ist damit gemeint? |
-
"Hand anlegen:" |
Wer macht konkret was? |
Für oberflächliche Aussagen mögen solche
Plausibilitäts-Floskeln genügen. All jenen, die bloss
oberflächlich hinhören, mögen sie ebenfalls
genügen. doch ein paar einfache Fragen, schon sind die
hohlen Formulierungen entlarvt.
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