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www.rhetorik.ch aktuell: (23. Okt, 2013)

F/A-18 Absturz in Obwalden

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Beim Absturz eines F/A-18-Kampfflugzeugs in Alpnachstad sind wahrscheinlich beide Piloten ums Leben gekommen. Tagesanzeiger:
Gemäss aktuellem Stand der Informationen sieht es nach einem sogenannten "Controlled-Flight-Into-Terrain-Unfall" aus. So wird eine Flugunfallursache bezeichnet, wenn ein Flugzeug technisch in Ordnung ist, die Besatzung sich aber nicht genau im Klaren darüber ist, wo sie sich mit ihrem Flugzeug gegenüber dem Gelände befindet. In der Zivilaviatik war dies lange Zeit die häufigste Unfallursache, etwa für den Jumbolino-Unfall in Bassersdorf. Heute ist aber diese Ursache mit intelligenten Bordsystemen, sogenannten "Enhanced Ground Proximity Warning Systems", entschärft worden.
Tagi Protkoll.

Quelle
20 Min:
Gesichert seien die Informationen aber noch nicht. Die Schweizer Armee zeigt sich tief betroffen. "Wir können nicht zuversichtlich sein", sagte Aldo Schellenberg, Kommandat der Schweizer Luftwaffe, an einer einberufenen Medienkonferenz. "Es ist ein schwarzer Tag für die Armee und auch für die Luftwaffe."
(...) Die Absturzstelle befindet sich offenbar am Lopper beim Grenzstein zwischen den Kantonen Ob- und Nidwalden, wie die "Neue Obwaldner Zeitung" berichtet. Der Lopper ist dicht bewaldet. Durch ihn führen Autobahn- und Eisenbahntunnels. Am Ufer führt neben der Bahnlinie auch die Kantonsstrasse vorbei. Sowohl die Bahnstrecke als auch die Strasse sind wegen des Absturzes unterbrochen.
(...) Die verunfallte F/A-18 ist seit dem Jahr 1997 im Einsatz der Schweizer Armee. Es ist der zweite Absturz einer F/A-18 nach 1998, als im Wallis eine Maschine verunfallte. In den letzten 20 Jahren kam es zu zehn Abstürzen der Schweizer Luftwaffe.
Blick:
Der Alarm ging um 13.56 Uhr ein: Eine F/A-18 ist am Lopper abgestürzt! In der Maschine waren ein Pilot und ein Passagier - es soll sich um eine Militärperson handeln. Für die beiden Insassen gibt es wenig Hoffnung. "Die Bilder vor Ort lassen das Schlimmste vermuten", sagt André Blattmann, der Chef der Armee. "Das ist ein schwarzer Tag für die Armee und die Luftwaffe. Wir sind tief betroffen", sagt Blattmann weiter. "Ich bin unendlich traurig und betroffen - und zusammen mit mir die ganze Luftwaffe. Unsere Gedanken sind bei dem Piloten und seinem Passagieren sowie den Angehörigen", sagt Aldo Schellenberg, Kommandant der Luftwaffe.

(...)

Wie es genau zum Absturz kommen konnte, ist noch unklar. Was man weiss, ist, dass beide Maschinen in Meiringen starteten, über den Brünig in Richtung Alpnach flogen. Die zweite F/A-18 hat im Absturzgebiet ein Notmanöver durchgeführt. Während einer Umkehrkurve hat der Pilot die Kurve nicht fertig geflogen und sei steil in den Himmel geflogen, sagte Schellenberg. Dabei handelt es sich zwar um eine Notaktion, die aber normal sei und trainiert werde, erklärte F/A-18-Pilot Pierre de Goumoëns. Dieses Flugzeug flog unbeschädigt zurück nach Meiringen.
Nachtrag vom 24. Oktober: Nachtrag vom 25. Oktober:


Blick
Interview Radio 24
Wann muss der Chef reden? Oft ist schweigen besser als reden. Doch bei Katastrophen und Unfällen wird erwartet, dass sich der Chef nicht allzu lange abschottet. Bei der tragischen Amoktat bei der Zürcher Kantonalbank der Chef Vögeli viel zu lange gewartet. In solchen schlimmen Situationen gehört der Kapitän auf Deck. Eine Vorbemerkung zum Kommunikationsverhalten des VBS nach dem FA 18 Absturz: Erfreulicherweise gab es bei diesem Unfall keine Kommunikationspannen. Es wurde professionell informiert. Keine Hypothesen, keine Vermutungen. Nur FAKTEN (jeweilige Stand der Dinge). Ein Kommunikationsberater sagte mir, Armeechef Blattmann hätte nach dem Unfall nicht sagen sollen: "Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen." Ich bin anderer Meinung. Zu jenem Zeitpunkt wusste niemand , ob die Piloten tot waren. Ueberall wurde geschrieben: "Dir Piloten werden vermisst." Wenn der Armeechef sagt "Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen" signalisiert er lediglich: Wir rechnen mit dem Schlimmsten. Dies ist nicht falsch. Ich glaube sogar, dass diese Aussage die emotionale Seite des Armeechefs durchblicken lässt.

Zur Frage, weshalb der VBS Chef nach dem Unglück geschwiegen (bewusst keinen Kommentar abgegeben hat) ist derzeit umstritten. Das VBS stellte sich auf den Standpunkt: Es wurde bereits alles gesagt. Die Fachleute vor Ort müssen Auskunft geben. Der Bundespräsident hat keine neuen Erkenntnisse. Zuerst müssen die Untersuchungsergebnisse abgewartet werden. Das stimmt weitgehend. Aus meiner Tätigkeit erlebe ich es immer wieder, dass die Polizei oder die Staatsanwaltschaft während der Ermittlung nicht informieren darf. Doch gilt folgende Regel: Ein No-comment ist falsch. Die Hand vor die Linse der Kamera zu halten, ist kontraproduktiv. Ich empfehle in solchen Fällen: Sagen Sie den Medien, dass Sie nichts sagen dürfen. Ein Staatsanwalt kann erklären, weshalb: "Wenn wir Details der ersten Untersuchung bekannt geben und beispielsweise heute schon bekanntgeben, dass der Täter rote Haare trägt, so beeinflussen wir die Untersuchungen. Der mutmassliche Täter könnte von unseren Untersuchungsergebnissen profitieren. Sie begreifen, dass wir aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen dürfen" Wenn der Chef VBS in der ersten Phase nichts sagt, ist dies nicht falsch. Doch darf er nicht all zu lange warten. Die Bevölkerung erwartet aber nach der Bekanntgabe der Toten ein Wort der Anteilnahme.


Nachtrag vom 27. Oktober: Aus ch news:: Die Reaktion des VBS Chefs kam doch noch in würdiger Form:

Nach dem Absturz eines F/A-18-Kampfjets haben am Freitag die Auswertung der Blackbox des Jets und die Autopsien des Piloten und des Fliegerarztes begonnen. Bundespräsident Ueli Maurer wird den Angehörigen der Verunfallten sein Beileid schriftlich aussprechen. Das sagte VBS-Sprecherin Karin Suini der Nachrichtenagentur sda. Maurer war von verschiedenen Medien kritisiert worden, weil er sich nach dem Absturz des Flugzeugs nicht öffentlich dazu geäussert hatte. Maurer begleite "mit grösster Anteilnahme die Aufarbeitung des tragischen Unfalls", stellte die Sprecherin am Freitag klar. "Nachdem der Chef der Armee bereits am Mittwoch die Betroffenheit der Departementsleitung gegenüber den Medien zum Ausdruck gebracht hat, wird sich der Bundespräsident gegenüber der Öffentlichkeit dann äussern, wenn er in Kenntnis genügender Informationen und Fakten ist und die Gelegenheit als gegeben erachtet", fügte Suini an. Neben der Aufarbeitung des Unfalls durch die Militärjustiz stand auch die Betreuung der Angehörigen der Verunglückten im Zentrum.Gemäss dem Sprecher der Luftwaffe, Jürg Nussbaum, wurde die Witwe des Piloten bereits in Meiringen BE empfangen. In Meiringen ist die Fliegerstaffel 11 stationiert, der der Pilot angehört hatte.

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