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www.rhetorik.ch aktuell: (14. Apr, 2007)

Zum Tornado Unfall

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der Flug von Emmen über Lauterbrunnen, nachgeflogen von rhetorik.ch in "google earth". Die Hintergrundmusik ist ein Ausschnitt aus dem Madrigal "Ich stund an einem Morgen" von Heinrich Isaac gesungen vom "Collegium Vocale, Köln" unter der Leitung von Wolfgang Fromme.
Der Heimflug von Emmen im Schweizerischen Luzern nach Lechfeld in Deutschland ist für einen Deutschen Tornado Kampfflieger am 12. April zum Verhängnis geworden.
Bild von "Blick" online.
Blick online berichtet zum Vorgang am Samstag:

"Sofort nach dem Start nimmt der Tornado mit der Kennnummer 46-47 Kurs auf das Jungfraumassiv. Am Eingang des Lauterbrunnentals drückt S. die mehr als 600 Stundenkilometer schnelle Maschine auf 300 Meter Flughöhe über Grund. Knapp 90 Sekunden braucht der Tornado bis zur "Äbeni Flue" am Ende des Tals. Praktisch auf Augenhöhe jagt der Jet am Aussichtspunkt "Mönchsblick" vorbei. Von dort beobachtet Gemeindepräsident Jost Brunner, wie der Tornado in einer steilen Linkskurve auf die Felswand zufliegt. Den Aufprall selbst sieht der Lokalpolitiker nicht. Aber Brunner ist sicher: 'Wäre der Pilot nach rechts abgebogen, hätte es ihm wahrscheinlich gereicht, da dort die Bergübergänge tiefer liegen.'"

"Kaum 15 Minuten nach dem Aufprall schwebt ein Rettungshubschrauber über der Unglücksstelle. In der Wand entdeckt Bergrettungsarzt Bruno Durrer einen roten Fallschirm, daran hängt D. R. Er winkt nach oben. "Ich hätte nicht geglaubt, dass ihr mich da rausholen könnt", sagt R., als er zwei Stunden später nach Interlaken BE ins Spital geflogen wird. Da weiss er noch nicht, dass sein Pilot nicht überlebt hat. Dessen Leiche wird erst am Abend geborgen.

Swiss info berichtet am Freitag dem 13.:

"Beim Übungsflug handelte es sich um einen sogenannten Navigationsflug, bei dem vom Pilot verschiedene Ziele angeflogen werden müssen. Solche Flüge ausländischer Militärmaschinen über der Schweiz seien bewilligt und nicht aussergewöhnlich, sagte Nussbaum.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Kampfjet der Bundeswehr keine Waffen an Bord. Das deutsche Verteidigungsministerium teilte am Abend mit, der General für Flugsicherheit der Bundeswehr werde den Unfall zusammen mit den Schweizer Behörden untersuchen.

Die Untersuchungen zur Absturzurache wurden am Donnerstag vom Untersuchungsrichteramt Berner Oberland und der Militärjustiz gemeinsam aufgenommen.


Nachtrag vom 15. April, 2007: Blick Am Sonntag:

Die Schweizer Luftwaffe hatte den 27-jährigen Tornado-Piloten am Donnerstag in Emmen vor dem Start zum Navigationsflug in den Alpen zu einer mittleren Flughöhe geraten, was je nach Topografie 500 bis 1000 Meter über Grund bedeutet. Dies bestätigte der stellvertretende Kommandant der Schweizer Luftwaffe, Divisionär Markus Gygax, zu einem Bericht der "NZZ am Sonntag". Diese Instruktion sei auf Grund der Gleitschirmflieger und der Kabel sowie wegen der Fluglärmdiskussion erfolgt. Zudem habe sie dem Umstand Rechnung getragen, dass der Tornado mit drei vollen Zusatztanks gestartet sei. "Das macht ihn relativ träge", sagte der Divisionär.

Laut Augenzeugen war der Jagdbomber der deutschen Luftwaffe im Tiefflug auf rund 300 Metern über Grund unterwegs, bevor er in die Nordwand der Äbeni Flue raste und zerschellte. Treffen diese Aussagen zu, hielt sich der beim Unglück ums Leben gekommene Pilot nicht an die Instruktion vor dem Start, wie Gygax sagte. Es habe sich dabei aber nicht um einen Befehl, sondern bloss um Ratschläge gehandelt. Der stellevertretende Luftwaffen-Kommandant bezeichnete den Unfall auch wegen der politischen Diskussion um den Fluglärm als "ungeschickt". Er verwies auf die hängige Volksinitiative des Umweltschützers Franz Weber "Gegen Kampfjetlärm in Tourismusgebieten".

Das Schweizer Fernsehen weiss am Sonntag:

Der Pilot des in der Schweiz verunglückten Bundeswehr-Tornados hat die Vorgaben eingehalten. Dies ergaben erste Untersuchungen deutscher Spezialisten. Einen vorläufigen Bericht wollen sie innerhalb einer Woche vorlegen. Die Spezialisten konnten eine erste Auswertung des Flugdatenschreibers vornehmen, wie Manfred Wittig von der deutschen Luftwaffe sagte. Im angekündigten Bericht solle stehen, auf welchen Bereich sich die Verdachtsmomente konzentrierten und was man ausschliessen könne.




Nachtrag vom 16. April: Wilde Spekulationen in den Medien

Nach der NZZ Ausgabe vom 14./15. April tauchten am Donnerstag wilde Spekulationen auf, wonach der Tornado für den Gebirgseinsatz in Afghanistan auf Schweizer Boden geübt haben soll. Nachdem in der deutschen und schweizer Presse diese Gerüchte nicht ausgeräumt worden waren, konnte vermutet werden, dass die Deutschen diese angeblichen "heimlichen" Trainings bewusst verschwiegen haben, (weil die Tornadoeinsätze in Afghanistan von den Grünen ohnehin umstritten sind) und die Schweizer auch nicht daran interessiert sein mussten, diese Trainings an die grosse Glocke zu hängen. Nachträglich hat sich nun gezeigt, dass der Tornado zum Jagdbombengeschwader 51 gehörte und nicht dem Aufklärungsgeschwader 51 und somit nicht für den Afghanistan-Einsatz bereit gestellt wurde. Das Gerücht hatte somit keinen wahren Kern. Nach unserem Dafürhalten hätte eine rechtzeitige Klärung diese Gerüchte stoppen können. Gerüchte sind immer gefährlich. Ohne eindeutige Klärung vertritt die Öffentlichkeit sonst die Meinung: Wo Rauch ist, da ist auch Feuer, d.h. am Gerücht könnte doch etwas Wahres dran sein.

[ Nachtrag vom 16. August, 2011: Wie es bei Geruechten so ist, es scheinen auch Falschinformationen dabei zu sein: MfG G. Iwers schreibt uns: Im Text wird von einem Jagdbombergeschwader 51 gesprochen, dieses gibt es in der Deutschen Luftwaffe nicht! ]



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