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www.rhetorik.ch aktuell: (18. September, 2003)

Wirbel um Werbung



Ein rentabler Gag

Benken Wanderwegschilder Jungsozialisten, welche 400 Wanderwegschilder in einer Nacht- und Nebelaktion vom 8. auf den 9. September in der Zürcher-Innenstadt montierte hatten, müssen laut Stadtpolizeisprecherin Judith Höd mit einer Strafanzeige rechnen. Mit der Begründung: "Uebermässige Benützung des öffentlichen Grunds für politische Zwecke." Die Partei wollte mit ihrem kreativen Werbegag die Oeffentlichkeit gegen ein allfälliges Endlager in Benken sensibilisieren. Der Wirbel um die Wanderwegweiser wird nun dank der Intervention zu einem noch grösseren Werbeerfolg, denn
  • es wird zusätzlich darüber geredet und geschrieben
  • 720'000 Leser der Gratiszeitung "20 Minuten" haben die Foto gesehen (Die Bild- und Textaussage wurde dadurch gratis publik). Als Inserat hätte die Foto mehr gekostet als die mutmassliche Busse. Damit hat sich der Werbegag gelohnt.

Zoff um zwei kleine Wörter

FDP Mega-Plakat Ein weiterer Wirbel verursachte ein Mega-Plakat (14 auf 16 Meter) der FDP auf der Verkehrsachse bei der Hardbrücke in Zürich. Die zuständige Behörde lehnte den ersten Entwurf (Plakat links) ab. Mit der Begründung: Auf dem Plakat sind zwei Wörter zu viel.
Nach Christian Heusser von der Dienstabteilung Verkehr werden auf Mega-Plakaten nur 5-7 Wörtern akzeptiert. Sonst würden die Verkehrsteilnehmer abgelenkt.


Post verbietet Plakat der Jungsozialisten

Juso Plakat Der Jurist der Post hatte kein Verständnis für das Gag-Plakat der Jungsozialisten (Juso). Weil Schrift und Logo der Post geschützt ist. Die Jungsozialisten hatten 500 Plakate drucken lassen. "Wer Poststellen schliessen will, wählt Toni Brunner und Elmar Bigger. Alle anderen wählen JUSOs." Nun müssen alle Plakate entfernt werden. Aber auch in diesem Fall lohnte sich der Wirbel. Der "Blick" veröffentlichte die Geschichte am 10. September mit einem Bild des Plakates. Juso Chef Claudio Marti kann sich nun freuen. Die indirekte Werbung in der Boulevardpresse ist gewiss mehr wert, als das, was die "verbotenen" Plakate gekostet hatten.

Fazit

Nach den provokativen Plakaten der CVP, der SP und der SVP schafften es die FDP auch noch mit ihrem Mega-Plakat einen kleinen Wirbel zu verursachen.
Jedenfalls profitierte die FDP nur dank der Intervention von aussen. Die Plakate wurden jedenfalls in der Gratiszeitung "20 Min" auch gratis abgebildet.


Ein Werber der Aufmerksamkeit schafft, der hat es geschafft!


Links zum Thema



Jungfreisinnige Plakat Nachtrag vom 21. September, 2003 Wiederum sorgt ein Wahlplakat für Aufregung. Diesmal sind es die Jungfreisinnigen, die sich ebenfalls das Fahrwasser der provokativen Plaktatwerbung treiben lassen. Die anderen machten es vor: Die SP mit den Bildern Ihrer Erzfeinde, Blocher und Ebner. Die CVP mit dem eingefärbten Baby auf das Negerplakat. Nun folgt die Junge FDP mit der grüneingefärbten Frau mit String-Tanga ebenfalls diesem Trend.

Für uns stellt sich die Frage, welche bei allen Kommunikationsprozessen gestellt werden muss: Übermitteln diese Bildern tatsächlich adäquaten verbalen Aussagen? Verstärken sie Inhalte? Wir vertreten die Meinung, dass bei vielen der gezeigten Plakaten (Sie sind Kommunikationsmedien) meist nur die Gags zählen. Die Inhalte sind für die Masse schwer nachvollziehbar. Bild und Inhalte sollten sich immer gegenseitig ergänzen. Das Plakat müsste die Betrachter überzeugen. Dies darf bei den derzeitigen Gag-Plakaten bezweifelt werden. Der einzige Pluspunkt: Die Bilder werden wenigstens beachtet. Was sie bewirken ist leider kaum nachprüfbar.


Eine Umfrage vom 23. September zeigt, dass eine Mehrheit der Befragten das Plakat missbilligt.


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