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"Welch glückliches Land", so Gert Ueding in seiner Laudatio,
"das heute noch Staatsmänner hervorbringt, die solche Reden
führen!"
Damit meinte der Tübinger Rhetorik-Professor die Schweiz, und ganz
besonders den Bundesrat Moritz Leuenberger. Am 21 September 1946
wurde er in Biel geboren, studierte Jura in Zürich und arbeitete
dort 20 Jahre lang als Rechtsanwalt. Mit 23 ging Leuenberger in die
Politik, trat der Sozialdemokratischen Partei bei und war bis 1995
Mitglied im Gemeinderat der Stadt Zürich. Im selben Jahr wurde er in
den Bundesrat gewählt. Seitdem bekleidet er auch ein Ministeramt:
Leuenberger ist Vorsteher des eidgenössischen Departements für
Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation.
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"Wie soll ich mich nur bedanken ...?" fragte Moritz Leuenberger
zu Beginn seiner Rede und erläuterte dazu:
"Für andere Preise kennen wir die Regeln: Für einen Pokal ballt
ein Sportler triumphierend die Faust, für einen Oskar gehört sich
stammelndes Kreischen und ein Weinkrampf. Und für den
Friedensnobelpreis kauft man sich einen Frack und verbeugt sich vor
dem König. Und für Cicero? Er ist nicht Oskar, nicht Pokal und nicht
Nobelpreis. Aber bei genauerem Zusehen erweist sich: Er vereint alle
Eigenschaft seiner Konkurrenten, und er ist daher viel mehr."
Zum Schluss spannte Leuenberger wieder den Bogen zum Beginn seiner Rede:
"Verdient die Rede nun, weil sie einen Wettstreit der Meinungen
und der Argumente ermöglicht, einen Pokal? Verdient sie, weil sie
eine dramatische Inszenierung ist, einen Oskar? Oder verdient sie
als kultureller Beitrag zur Verständigung der Menschen einen
Nobelpreis?"
Die Antwort gab Leuenberger selbst:
"Keiner dieser Preise kann ihr genügen. Die politische Rede
verdient viel mehr: einen Cicero. Danke, dass Sie ihr mit diesem
Preis gedenken!"
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