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www.rhetorik.ch aktuell: (21. Juni, 2001)


Leuenbergers Medienauftritte


Moritz Leuenberger Bundespräsident Leuenberger verblüfft uns Medienberater. Weshalb? Die einen finden ihn originell, natürlich, unkompliziert und glaubwürdig. Viele bewundern seine unbeschwerte Art beim Sprechen. Das rhetorisch Mangelhafte gibt Leuenberger sogar noch viele Bonuspunkte. Dies ist verständlich. Denn niemand liebt perfekte Redner.

Furgler Wir erinnern uns vielleicht noch an Bundesrat Furgler: Er sprach perfekt. Es wurde gesagt, dass er zusätzlich lernen musste, Versprecher einzubauen, damit seine Aussagen nicht "übermenschlich" wirkten und er eher zu den Normalbürgern zählte.


Zurück zu Bundesrat Leuenberger. Wir hatten einige Male erlebt, wie Bundesrat Leuenberger meist auch das richtige Mass an Emotionaliät gefunden hatte. Einmal an einer Abdankung und kurz darauf an einer freudigen Eröffnungsfeier. Leuenberger verstand er es, bei beiden Ansprachen, sich in die entsprechende Stimmung zu versetzen. Bei beiden Auftritten stimmte seine Stimme mit der jeweiligen Stimmung überein. Es heisst: Leuenberger ist der Mann der leisen Töne, der feinen Manieren und der kultivierten Gesten. Seine Anhänger finden ihn distingiert und seinen subtilen Humor erfrischend. Sogar der launische Stil Leuenbergers wirkt für zahlreiche Betrachter sympathisch.
Anderseits gibt es ebenfalls recht viele, die Leuenberges Auftritte hart kritisieren:
  • Er setze falsche dynamische Akzente
  • Er habe zu viele "Sprechrhythmusstörungen".
Wir haben im Zusammenhang mit der Swissair in einem kurzen 10 vor 10 Beitrag in Leuenbergers Antwort sage und schreibe 17 falsche Pausen gezählt. Hier ein Gedankenbogen aus der Antwort Leuenbergers:

Wir haben auch ---darüber ---heute --- kurz ----gesprochen und sind der Meinung, dass ---- der Entscheid der ----Swissair----- politisch---nicht ---- sehr klug----sei.
Ein Journalist bezeichnete Leuenberges Auftritte maniriert. Politisch bleibe er in den Aussagen auch blass. Peter Bodenmann drückt sich noch deutlicher aus:
"Leuenberger fehlt das Feuer unter dem Hintern".
(Vergleiche feu sacré. ) Einige Kritiker spotten sogar und sagen, er sei zu narzistisch und affektiert. Ein SP Mann ging noch weiter: "Leuenberger spielt vor Mikrofon und Kamera die Diva:" Er wirke damit völlig abgehoben.
Wir sehen: Die Meinungen über Leuenberger klaffen weit auseinander. Die Wirkung der Medien- Auftritte ist alles andere als eindeutig.
Früher meinte noch Leuenberger in der Sonntagspresse auf die Frage; was er der SP für die Medienarbeit rate:
"Inhalt ist das A und O politischer Arbeit. Die Form ergibt sich dann von selbst. Ich halte nichts von Rednerkursen und habe auch nie einen besucht.
Der Reformer Dubcek lispelte. Trotzdem hörten ihm alle Leute zu, weil es auf den Inhalt ankam. Ohne Inhalt kann die Form noch so perfekt sein, da kommt nichts rüber."
Wir sind anderer Meinung: Das WIE ist leider bei zwischenmenschlichen Kommunkationsprozessen oft wichtiger als der Inhalt. Anders gesagt. Der beste Inhalt kommt beim Adressaten nicht an, wenn er nicht situationsgerecht verpackt ist. Dank dem WIE kommt das (wichtige) WAS beim Empfänger an. Beides ist eben wichtig: Verpackung und Inhalt. Man hatte denn auch lange gesehen und gehört, dass Leuenberger nicht viel von Kommunikations Coaching hielt.
Gewiss würde der Bundespräsident jetzt seine oben erwähnte Bemerkung zu den Rednerkursen relativieren.
Heute stellen wir jedenfalls fest, dass sich die Berater Leuenbergers laufend bemühen, all die eingeschliffenen Ungereimtheiten auszufeilen. Wir können uns nicht vorstellen, dass ein heutiger Bundesrat immer noch ernsthaft behaupten könnte: Das Wie beim Kommunizieren sei nicht wichtig und Coaching wäre unnütz.
Sowohl Befürwortern und Kritiker von Moritz Leuenberger finden ihn toll. Wird jedoch nachgefragt, was an den Auftritten Leuenbergers toll sei, so müssen leider die meisten Befragten passen.

Fazit: Bei den Medienauftritten entscheiden nicht die Kommunikationsberater, wer überzeugt. Ausschlaggebend sind immer die Adressaten. (vgl. hierzu auch die Künast Auftritte). Bei Massenmedien ist dies eben die Masse.
In unseren Medien- Coachings können wir Ihnen zahlreiche Mittel und Wege zeigen, wie Sie bei den Zuschauerinnen oder bei den Zuhörern besser verstanden werden, ohne unnatürlich zu werden. Vor allem: Wie können wir kurze und gleichzeitig ausführliche Antworten geben mit Kernaussagen, die überzeugen? In unserem "Mediensimulator" werden Sie lernen, trotz Stress, Licht und Kameras natürlich zu reden, ganz wie bei einem familiären persönlichen Gespräch.
Das kann alles gelernt werden. Denn: Verbesserungen sind immer möglich.


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