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www.rhetorik.ch aktuell: (20. Dez., 2000)


Vom "Feu sacré und der "Natürlichkeit"



Bundesrat Ogi wird von allen Seiten attestiert, er habe stets begeistern können. Tatsächlich ist die Begeisterungsfähigkeit etwas vom Wichtigsten bei Kommunikationsprozessen.

"Du kannst beim Gegenüber nie ein Feuer entzünden, wenn es nicht in Dir brennt".


Und Bundesrat Ogi trug diese Begeisterung in sich. Anderseits wurde Adolf Ogi immer wieder in Satiresendungen als dankbares Opfer glossiert.

Immer dann, wenn er sich besondere Mühe gab, eine gute Leistung zu zelebrieren z.B. Bei der ersten Neujahrsansprache auf der Brücke in Genf (künstliche Gestik) oder nach der Neujahrsansprache vor dem Tunnel im Kandersteg (Auftritt mit einem Tannenbäumchen).


Stets dann, wenn es Bundesrat Ogi besonderes gut machen wollte und sich während des Auftrittes auf Nebensächlichkeiten konzentiert hatte (Text ablesen, Hände/Gestik, bewusstes Betonen), dann wirkte er schlecht, oft sogar lächerlich.

Bei allen Auftritten jedoch, bei denen er spontan und unverkrampft im normalen Umgangston gesprochen hatte (z.B. bei Reportagen oder Gesprächen bei lokalen Veranstaltungen, aber auch mit ausländischen Gästen), schätzten alle seine Natürlichkeit. Ogi überzeugte dann durch das "Nicht-gut-sein-wollen".


Bei Medienauftritten dürfen wir uns während dem Sprechakt nie auf das "Wie reden" konzentrieren (Gestik, Augen, Tonfall), sondern wir müssen und ausschliesslich und mit voller Präsenz auf

  • den oder die Partner (Adressat)
  • auf das Hören und Denken einstellen.


Auch bei der Medienrhetorik sollten immer folgende drei Bereiche miteinander synchron übereinstimmen:

Der Kopf (Gedanken)- das Herz (Emotionen) und das Zwerchfell (Druck/Stütze).

Wenn diese drei Dinge im Ausdrucksverhalten übereinstimmen, stimmt alles andere automatisch. Leider werden bei vielen Rhetorikseminarien Gestik oder Blickkontakt oder Betonungen künstlich antrainiert. Dies ist und bleibt Kosmetik. Künstliches Verhalten wird in der Regel entlarvt.
Reden vor Mikrofon und Kamera wäre eigentlich so einfach. Doch bekanntlich ist das Einfache nicht einfach, weil wir es nie versucht haben unsere Gedanken ganz natürlich aber mit echtem Engagement zu vermitteln.


Nachtrag vom 31. Dezember, 2010

Hier ist ein Link Adolf Ogi's Ansprache in Kandersteg auf Youtube.


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