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www.rhetorik.ch aktuell: (8. Februar, 2002)


Lehren aus einem Flugzeugabsturz


Hans Baltensberger Bruno Keller und Hans Baltensberger von der Kantonspolizei Zürich informierten kürzlich in Winterthur an einer Veranstaltung über die Bewätigung des Flugzeugabsturzes vom letzten Jahr bei Bassersdorf.
Die Flugzeugkatastrophe.
Bilder vom Absturz Am Samstag abend, dem 24. November 2001 stürzte die von Berlin kommende Jumbolino LK 3597 der Crossair mit 35 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord in einen Wald der Gemeinde Bassersdorf. Die Unglückstelle befindet sich etwa zwei Kilometer vor dem Flughafen. Die eintreffenden Helfer fanden Trümmer der Maschine auf einem Gebiet von 100 mal 300 Meter verstreut. Für mehr Information gibt es eine Seite der fw-sairgroup.ch .
Überlegtes Vorgehen war entscheidend.
Polzeihauptmann Bruno Keller war zu dieser Zeit nicht weit vom Unglücksort entfernt. Über Telefon und Funk informierte er sofort den Flughafen und begann sich auf der Autofahrt im Kopf zurechtzulegen, wie die Rettung organisiert werden sollte. In Notfällen steht immer Sanität, die Feuerwehr, Polizei, Rega und Ärzte zur Verfügung.
Da Katastrophen oft anders ablaufen, als bei Übungs- oder Schulbeispielen, braucht die Planung einen klaren Kopf und ein flexibles Führungsvermögen. Beim Crossair-Absturz kamen 12 Ambulanzen 50 Berufsfeuerwehrleute 150 Polizisten, die Rettungsflugwacht und Ärzte zum Einsatz. Der Zufall wollte es, dass eine Berner Sappeurkompanie mit 120 Mann im Nachbardorf einquartiert war und ihre Hilfe anbieten konnte.
Das klassisches Ablaufschema bewährte sich.
Bilder vom Absturz


  • Sich vor Ort einen Überblick schaffen
  • Prioritäten setzen
  • Eine Führunsstruktur aufbauen (sich vergewissern, welche Kräfte wo an der Arbeit sind)
  • Hinsichtlich Kommunikation einen Funkkanal festlegen
  • Einsatzleiter (EL) bestimmen
  • Alle Wahrnehmungen am Unfallort speichern
  • Informationschef und Infozentrum festlegen
Erst nach einer Stunde erhielt Keller die Meldung, dass die Maschine 33 Passagiere an Bord gehabt hatte und dass davon 9 überlebt hätten. Die Retter machten auf Anhieb zehn Tote aus, unter ihnen auch der Pilot und der Co-Pilot. 200 Helfer waren im Einsatz, um die restlichen 14 Vermissten zu suchen.
Eingespielte Teams, die sich kannten, waren ein grosser Vorteil.
Bruno Keller meinte rückblickend: "Das Führen am Schadenplatz ist vergleichbar mit dem Dirigieren eines Symphonieorchesters. Obwohl alles Spezialisten sind, brauchen aber eine Person, der sagt, was jetzt gespielt wird." Es war für ihn von Vorteil, dass er alle Blaulichtorganisationen wie Polizei, Sanität und Feuerwehr schon persönlich von Übungen und anderen echten Einsätzen kannte. Bereits 18 Minuten nach dem Absturz war ein Verwundetennest eingerichtet. Nach einer Stunde schon wurde der Flugdatenschreiber gefunden.
Der Umgang mit Medien musste eingeschliffen sein.
Bilder vom Absturz Da der Absturz am Samstagabend bereits am Schweizer Fernsehen gemeldet worden war, tauchten bereits eine Stunde nach dem Absturz Dutzende von Medienvertretern im Wald auf. Sie wollten alle Informationen aus erster Hand. Anrufe der Angehörigen von Toten mussten beantwortet werden. Zuerst wurde grundsätzlich nichts über Überlebende berichtet. Die Medien durften den Schadenplatz nicht direkt betreten. Trotzdem wurde das Informationsbedürfnis der Medien anerkannt.
Die Medien wurden gleich behandelt und erhielten die Informationen immer von der gleichen Person.
Hans Baltensberger, der Chef der Informationsabteilung der Kantonspolizei hatte alle Fragen beantwortet. Am Anfang hatte die Informationsabteilung viel Arbeit, denn die elektronischen Medien wollten neue Meldungen so rasch wie möglich verbreiten. Vor allem, wenn die Betroffenheit wächst, steigt das Informationsbedürfnis. Später erhielten die Medien gedruckte Bulletins und in verschiedenen Sprachen Informationen über das Internet.
Lehren aus der Katastrophenbewältigung:
Bilder vom Absturz Der Unfall hatte gezeigt: Ein ausserordentlichen Ereignis braucht zur Bewältigung immer auch ausserordentlichen Mittel und Strukturen. Auch unter grossem Druck musste eine professionelle Informationspolitik betrieben werden. Obschon die Chaosphase zwei Stunden dauerte, bis sich die Polizei am Ort eine Übersicht verschaffen konnte, musste die Polizei immer in der Lage sein, glaubwürdig und vertrauenswürdig zu informieren.
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