Bruno Keller und Hans Baltensberger von der
Kantonspolizei Zürich
informierten kürzlich in Winterthur an einer Veranstaltung
über die Bewätigung des Flugzeugabsturzes vom letzten Jahr
bei Bassersdorf.
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Am Samstag abend, dem 24. November 2001 stürzte die von Berlin
kommende Jumbolino LK 3597 der Crossair mit 35 Passagieren und
Besatzungsmitgliedern an Bord in einen Wald der Gemeinde Bassersdorf.
Die Unglückstelle befindet sich etwa zwei Kilometer vor dem Flughafen.
Die eintreffenden Helfer fanden Trümmer der Maschine auf einem Gebiet
von 100 mal 300 Meter verstreut. Für mehr Information gibt es eine Seite der
fw-sairgroup.ch .
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Überlegtes Vorgehen war entscheidend.
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Polzeihauptmann Bruno Keller war zu dieser Zeit nicht weit vom Unglücksort
entfernt. Über Telefon und Funk informierte er sofort den
Flughafen und begann sich auf der Autofahrt im Kopf zurechtzulegen,
wie die Rettung organisiert werden sollte. In Notfällen steht immer
Sanität, die Feuerwehr, Polizei, Rega und Ärzte zur Verfügung.
Da Katastrophen oft anders ablaufen, als bei Übungs- oder
Schulbeispielen, braucht die Planung einen klaren Kopf und ein flexibles
Führungsvermögen. Beim Crossair-Absturz kamen 12 Ambulanzen
50 Berufsfeuerwehrleute 150 Polizisten, die Rettungsflugwacht und Ärzte
zum Einsatz. Der Zufall wollte es, dass eine Berner Sappeurkompanie mit 120 Mann im
Nachbardorf einquartiert war und ihre Hilfe anbieten konnte.
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Das klassisches Ablaufschema bewährte sich.
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- Sich vor Ort einen Überblick schaffen
- Prioritäten setzen
- Eine Führunsstruktur aufbauen (sich vergewissern,
welche Kräfte wo an der Arbeit sind)
- Hinsichtlich Kommunikation einen Funkkanal festlegen
- Einsatzleiter (EL) bestimmen
- Alle Wahrnehmungen am Unfallort speichern
- Informationschef und Infozentrum festlegen
Erst nach einer Stunde erhielt Keller die Meldung, dass die Maschine
33 Passagiere an Bord gehabt hatte und dass davon 9 überlebt hätten.
Die Retter machten auf Anhieb zehn Tote aus, unter ihnen auch der Pilot
und der Co-Pilot. 200 Helfer waren im Einsatz, um die restlichen 14
Vermissten zu suchen.
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Eingespielte Teams, die sich kannten, waren ein grosser Vorteil.
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Bruno Keller meinte rückblickend: "Das Führen am
Schadenplatz ist vergleichbar mit dem Dirigieren eines Symphonieorchesters.
Obwohl alles Spezialisten sind, brauchen aber eine Person, der
sagt, was jetzt gespielt wird." Es war für ihn von Vorteil, dass er
alle Blaulichtorganisationen wie Polizei, Sanität und Feuerwehr schon
persönlich von Übungen und anderen echten Einsätzen kannte.
Bereits 18 Minuten nach dem Absturz war ein Verwundetennest eingerichtet.
Nach einer Stunde schon wurde der Flugdatenschreiber gefunden.
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Der Umgang mit Medien musste eingeschliffen sein.
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Da der Absturz am Samstagabend bereits am Schweizer Fernsehen
gemeldet worden war, tauchten bereits eine Stunde nach dem Absturz
Dutzende von Medienvertretern im Wald auf. Sie wollten alle
Informationen aus erster Hand. Anrufe der Angehörigen von Toten
mussten beantwortet werden. Zuerst wurde grundsätzlich nichts
über Überlebende berichtet. Die Medien durften den Schadenplatz
nicht direkt betreten. Trotzdem wurde das Informationsbedürfnis
der Medien anerkannt.
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Die Medien wurden gleich behandelt und erhielten die Informationen immer von
der gleichen Person.
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Hans Baltensberger, der Chef der Informationsabteilung der Kantonspolizei
hatte alle Fragen beantwortet. Am Anfang hatte die Informationsabteilung
viel Arbeit, denn die elektronischen Medien wollten neue Meldungen so
rasch wie möglich verbreiten. Vor allem, wenn die Betroffenheit
wächst, steigt das Informationsbedürfnis.
Später erhielten die Medien gedruckte Bulletins und in verschiedenen
Sprachen Informationen über das Internet.
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Lehren aus der Katastrophenbewältigung:
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Der Unfall hatte gezeigt: Ein ausserordentlichen Ereignis braucht
zur Bewältigung immer auch ausserordentlichen Mittel und Strukturen.
Auch unter grossem Druck musste eine professionelle Informationspolitik
betrieben werden. Obschon die Chaosphase zwei Stunden dauerte, bis sich die Polizei
am Ort eine Übersicht verschaffen konnte, musste die Polizei
immer in der Lage sein, glaubwürdig und vertrauenswürdig zu informieren.
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Beachten Sie auch folgende rhetorik.ch Seiten zur Krisenkommunikation:
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