Wenn wir rückblickend das
Kommunikationsmanagement der skyguide betrachten, so hat sich gezeigt,
dass sich früher zu viele Mängel häuften. Skyguide war
jahrelang in den Schlagzeilen. Die Krisenkommunikation wurde nachweisbar
schlecht gemanagt. Wegen des Überlingen-Unfalls, bei dem
zwei Maschinen in der Luft kollidierten, sind acht skyguide-Mitarbeiter
der fahrlässigen Tötung angeklagt. Ein Prozesstermin steht
noch aus. Alain Rossier, seit 2001 an der Spitze der Schweizer
Flugsicherung, hatte Mitte Dezember gekündigt und ist umgehend
freigestellt worden. Skyguide hat sehr wahrscheinlich aus den alten
Fehlern Konsequenzen gezogen.
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Alain Rossier
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Personalnot?
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Nach einem Bericht der Schweizer "Sonntagszeitung" soll aber die Schweizer
Flugsicherung "skyguide" unter akuter Personalnot leiden. Mehr als 30 von
140 Lotsen und Assistenten hätten gekündigt. Als Grund nennt
das Blatt das schlechte Arbeitsklima.
Schweizer Flugsicherung skyguide soll auch heute immer wieder
unterbesetzt sein. Die Unterbesetzung sei aber noch gravierender als beim
Flugzeugunglück von Überlingen am 1.Juli 2002 mit 71
Todesopfern. Unternehmenssprecher Patrick Herr nannte zwar den Bericht
in der Sonntagszeitung "konstruiert und in seinen Schlüssen
falsch". Es gebe keine Sicherheitsmängel, betonte er.
Nach Herrs Angaben sollen seit Jahresbeginn in Zürich lediglich
fünf Fluglotsen gekündigt haben. Dabei handelte es sich
um Ausländer, die meist aus familiären Gründen in ihre
Heimat zurückkehren wollten. Die Zahl der Fluglotsen-Assistenten sei
rückläufig, weil deren Aufgaben nach und nach automatisiert
würden. Am skyguide-Standort Genf sei das bereits der Fall.
Viele Assistenten würden intern versetzt.
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Zum Kommunikationsverhalten des Mediensprechers
Ehemalige Mitarbeiter sprachen laut "Sonntagszeitung"
von Führungs- und Sicherheitsmängeln. Wie beim
Überlingen-Unglück würden Lotsen allein vor dem Radarschirm
gelassen. Skyguide hat sogar einen Vorfall bestätigt, bei dem
ein Lehrling ohne Aufsicht Flugzeuge gelotst habe, weil sein Partner früher
Feierabend gemacht habe.
Skguide-Sprecher Patrick Herr erläuterte, dass ein Ausbilder seinen Platz
zwei Minuten zu früh verlassen und nun disziplinarische Konsequenzen
zu erwarten habe:
"Ein solches Verhalten ist absolut inakzeptabel",
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Das Unternehmen kontrolliert auch Teile des süddeutschen Luftraums.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass im deutschen Blätterwald
die Geschichte mit dem Lehrling prominent behandelt wird. Skyguide steht
jedenfalls erneut am Pranger.
Der Skyguide Sprecher scheint aus den früheren Fehlern gelernt
zu haben. Jedenfalls beschönigt er die Mängel nicht mehr und
orientiert mit Zahlen und Fakten. Wir finden keine Widersprüche
mehr. Herr verweist auf das interne Sicherheitsmanagement und betont
was hinsichtlich interner Kommunikation verbessert worden ist. Einer
internen Meldestelle könnten alle Beschäftigten anonym ihre
Beobachtungen, Anregungen oder Sorgen mitteilen. "Wenn Mitarbeiter
diesen Weg nicht beschritten haben, dann wirft das ein seltsames Licht
auf diese Aussagen gegenüber der Presse", ergänzte Herr.
Hinsichtlich Fehlverhalten des Mitarbeiters, der den Lehrling ein paar
Minuten allein arbeiten liess, spricht der Mediensprecher eindeutig
und spricht Klartext. Er gibt zu, dass dieses Verhalten absolut
inakzeptabel ist. Wir gehen davon aus, dass die "Zwei Minuten" des
Lehrlings keine Beschönigung war und später nicht nachgewiesen
werden könnte, dass der Einsatz des Lehrlings länger gedauert
hat.
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Patrick Herr
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Was dennoch zu denken geben muss
Wenn die Mitarbeiter einer internen Meldestelle Sorgen, Mängel und
Nöte mitteilen können, so ist dies zwar erfreulich. Doch darf
man sich fragen, ob diese Meldungen im Alltag tatsächlich ernst
genommen werden und auch zu Konsequenzen führen. Es könnte
durchaus sein, dass sich die Mitarbeiter nur deshalb an die Medien
gewandt haben, weil sie das Gefühl hatten, dass die internen
Meldungen nichts bewirken. Wenn bei der skyguide heute etwas beleuchtet
werden müsste, so ist es gewiss die interne Kommunikations- und
Führungslandschaft. Die Kommunikation nach aussen scheint nicht
mehr der grösste Schwachpunkt zu sein.
Dass einer Flugsicherungsbehörde nach den zurückliegenden
Vorkommnissen vermehrt auf die Finger geschaut wird, ist
verständlich. Vor allem Deutschland ist derzeit hellhörig, was
die Flugsicherung, die Anflugschneisen, der Fluglärm betrifft. Dies
hat sich nun auch am 3. Januar gezeigt:
Die deutschen Nachbarn reagierten umgehend
SPD-Bundestagsabgeordnete aus Waldshut-Tiengen, Rita
Schwarzelühr-Sutter, verlangte eine umgehende Klärung der
angeblichen Sicherheitsmängel. "Sicherheit muss sowohl im Interesse
des Flughafens Zürich als auch der Fluggesellschaften liegen",
sagte die Verkehrsexpertin. Ein zweites Überlingen dürfe
nicht passieren. Sie forderte den Betriebskoordinator der Deutschen
Flugsicherung (DFS) in Zürich auf, zu den Vorwürfen Stellung
zu nehmen.
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