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www.rhetorik.ch aktuell: (03. Jan, 2007)

Skyguide: Aus Pannen nichts gelernt?

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Wenn wir rückblickend das Kommunikationsmanagement der skyguide betrachten, so hat sich gezeigt, dass sich früher zu viele Mängel häuften. Skyguide war jahrelang in den Schlagzeilen. Die Krisenkommunikation wurde nachweisbar schlecht gemanagt. Wegen des Überlingen-Unfalls, bei dem zwei Maschinen in der Luft kollidierten, sind acht skyguide-Mitarbeiter der fahrlässigen Tötung angeklagt. Ein Prozesstermin steht noch aus. Alain Rossier, seit 2001 an der Spitze der Schweizer Flugsicherung, hatte Mitte Dezember gekündigt und ist umgehend freigestellt worden. Skyguide hat sehr wahrscheinlich aus den alten Fehlern Konsequenzen gezogen. Alain Rossier
Alain Rossier

Personalnot?

Nach einem Bericht der Schweizer "Sonntagszeitung" soll aber die Schweizer Flugsicherung "skyguide" unter akuter Personalnot leiden. Mehr als 30 von 140 Lotsen und Assistenten hätten gekündigt. Als Grund nennt das Blatt das schlechte Arbeitsklima. Schweizer Flugsicherung skyguide soll auch heute immer wieder unterbesetzt sein. Die Unterbesetzung sei aber noch gravierender als beim Flugzeugunglück von Überlingen am 1.Juli 2002 mit 71 Todesopfern. Unternehmenssprecher Patrick Herr nannte zwar den Bericht in der Sonntagszeitung "konstruiert und in seinen Schlüssen falsch". Es gebe keine Sicherheitsmängel, betonte er. Nach Herrs Angaben sollen seit Jahresbeginn in Zürich lediglich fünf Fluglotsen gekündigt haben. Dabei handelte es sich um Ausländer, die meist aus familiären Gründen in ihre Heimat zurückkehren wollten. Die Zahl der Fluglotsen-Assistenten sei rückläufig, weil deren Aufgaben nach und nach automatisiert würden. Am skyguide-Standort Genf sei das bereits der Fall. Viele Assistenten würden intern versetzt.

Zum Kommunikationsverhalten des Mediensprechers

Ehemalige Mitarbeiter sprachen laut "Sonntagszeitung" von Führungs- und Sicherheitsmängeln. Wie beim Überlingen-Unglück würden Lotsen allein vor dem Radarschirm gelassen. Skyguide hat sogar einen Vorfall bestätigt, bei dem ein Lehrling ohne Aufsicht Flugzeuge gelotst habe, weil sein Partner früher Feierabend gemacht habe. Skguide-Sprecher Patrick Herr erläuterte, dass ein Ausbilder seinen Platz zwei Minuten zu früh verlassen und nun disziplinarische Konsequenzen zu erwarten habe:

"Ein solches Verhalten ist absolut inakzeptabel",


Das Unternehmen kontrolliert auch Teile des süddeutschen Luftraums. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass im deutschen Blätterwald die Geschichte mit dem Lehrling prominent behandelt wird. Skyguide steht jedenfalls erneut am Pranger.

Der Skyguide Sprecher scheint aus den früheren Fehlern gelernt zu haben. Jedenfalls beschönigt er die Mängel nicht mehr und orientiert mit Zahlen und Fakten. Wir finden keine Widersprüche mehr. Herr verweist auf das interne Sicherheitsmanagement und betont was hinsichtlich interner Kommunikation verbessert worden ist. Einer internen Meldestelle könnten alle Beschäftigten anonym ihre Beobachtungen, Anregungen oder Sorgen mitteilen. "Wenn Mitarbeiter diesen Weg nicht beschritten haben, dann wirft das ein seltsames Licht auf diese Aussagen gegenüber der Presse", ergänzte Herr. Hinsichtlich Fehlverhalten des Mitarbeiters, der den Lehrling ein paar Minuten allein arbeiten liess, spricht der Mediensprecher eindeutig und spricht Klartext. Er gibt zu, dass dieses Verhalten absolut inakzeptabel ist. Wir gehen davon aus, dass die "Zwei Minuten" des Lehrlings keine Beschönigung war und später nicht nachgewiesen werden könnte, dass der Einsatz des Lehrlings länger gedauert hat. Patrick Herr
Patrick Herr

Was dennoch zu denken geben muss

Wenn die Mitarbeiter einer internen Meldestelle Sorgen, Mängel und Nöte mitteilen können, so ist dies zwar erfreulich. Doch darf man sich fragen, ob diese Meldungen im Alltag tatsächlich ernst genommen werden und auch zu Konsequenzen führen. Es könnte durchaus sein, dass sich die Mitarbeiter nur deshalb an die Medien gewandt haben, weil sie das Gefühl hatten, dass die internen Meldungen nichts bewirken. Wenn bei der skyguide heute etwas beleuchtet werden müsste, so ist es gewiss die interne Kommunikations- und Führungslandschaft. Die Kommunikation nach aussen scheint nicht mehr der grösste Schwachpunkt zu sein. Dass einer Flugsicherungsbehörde nach den zurückliegenden Vorkommnissen vermehrt auf die Finger geschaut wird, ist verständlich. Vor allem Deutschland ist derzeit hellhörig, was die Flugsicherung, die Anflugschneisen, der Fluglärm betrifft. Dies hat sich nun auch am 3. Januar gezeigt:

Die deutschen Nachbarn reagierten umgehend

SPD-Bundestagsabgeordnete aus Waldshut-Tiengen, Rita Schwarzelühr-Sutter, verlangte eine umgehende Klärung der angeblichen Sicherheitsmängel. "Sicherheit muss sowohl im Interesse des Flughafens Zürich als auch der Fluggesellschaften liegen", sagte die Verkehrsexpertin. Ein zweites Überlingen dürfe nicht passieren. Sie forderte den Betriebskoordinator der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Zürich auf, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

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