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www.rhetorik.ch aktuell: (18. Januar, 2006)

Anita Fetz: Nichts gelernt?

Anita Fetz weiter unter Druck Schweigen nützt in der Regel nichts. Kontraproduktives Schweigen in Krisensituationen Unklare und widersprüchliche Aussagen


Jeder Mensch macht Fehler und darf auch Fehler machen. Aus Fehlern kann man bekanntlich lernen. Tragisch wird es jedoch dann, wenn aus Fehlern nicht lernen will.

Anita Fetz hat während und nach der "Pro Facile Affäre" nach der Regeln der politischen Kommunikation eine Fülle von Verhaltensfehlern gemacht. Sie hatte ein unglückliches Kommunikations- und Informationsmanagement. Anstatt offen und transparent zu informieren, tauchte sie ab, schwieg und schob die Probleme reaktiv vor sich hin. Statt eines befreienden "Mea culpa"s, hat sie stets nur das eingestanden, was bewiesen werden konnte. Die Folgen waren ein Image- und Glaubwürdigkeitsverlust und die Abwahl als Bankrätin. Wärhend sie früher durch ihre Frische auffiel, begann Fetz bei Medienauftritten angeschlagen zu wirken.

Wir errinnern: Anita Fetz erhielt von Peter Ammann und Dieter Behring umstrittene Spendegelder in der Höhe von 55'000 Franken. Als die Geschichte eskalierte, liess Fetz die 30'000 Franken von Ammann auf einem Sperrkonto einfrieren. Erst als Behring in der Untersuchungshaft sass, überwies sie auch die 25'000 Franken des Finanzjongleurs auf das gleiche Sperrkonto. Hernach schwieg Fetz erneut über die Verwendung dieser Gelder.

Erst auf Nachfragen der "Baz", liess sie die Zeitung wissen, dass sie die deponierten Gelder für die Abdeckung der Verfahrenskosten verwendet habe. Selbstverständlich kann Anita Fetz bei ein Schenkung rechtlich über das Geld verfügen, wie ihr beliebt. Doch hat die ganze Sache auch einen politisch ethischen Dimension. Hier mangelt es der Ständerätin am notwendigen politischen Gespür. Wäre Fetz gut beraten gewesen, hätte sie gleichsam in einem Befreiungsschlag die Summe für einen wohltätigen Zweck gespendet. Sie hätte das Geld auch auf dem Sperrkonto weiter belassen können, mit der Begründung, die Verfahren seien nicht abgeschlossen. Mit diesem Verhalten hätte sie zumindest Zeit gewonnen.

Das unbedachte Mail der Ständerätin ist politisch ungklug und zeigt, dass Anita Fetz aus den Erfahrungen nicht gelernt hat. Mit der Bezahlung der Verfahrenskosten macht sie sich erneut angreifbar, wird ihr vielleicht weiteren Ärger eintragen und könnte ihr eventuell sogar die Position als Ständerätin gefährden. Es bleibt zu befürchten, dass Anita Fetz wiederum behaupten wird, das Ganze sei nur ein abgekartetes Spiel oder eine der typischen Medienkampagnen.





Nachtrag zum 26. Februar 2007: Kritik von Leserbriefschreibern:
Anita Fetz erntete auf der Leserbriefseite der "SonntagsZeitung" vom 26. Februar 2006 harsche Kritik. Danach soll sie Basler auf Kosten der Bergkantone vom Militärdienst entlasten. Wenn es nach Anita Fetz ginge, könnten nämlich ausser den Baslern und anderer reicher Kantone die armen Kantone im Ernstfall den Kopf hinhalten. Anita Fetz soll behauptet haben, Obwaldner können zum Dank für den Finanzausgleich ins Militär geschickt werden. Die SP Ständerätin soll auch das schlechte Abschneiden der Basler-Stellungspflichtigen mit dem Einsatz der Armee im Jahre 1919 in Zusammenhang gebracht haben.




Nachtrag vom 13. April, 2006: Anita Fetz doch noch etwas gelernt.

Wir hatten in unserer Analyse in der BAZ gewundert, dass Anita Fetz die Spendegelder für die Prozesskosten verwenden will (Diesen Entscheid bestätige damals Anita Fetz schriftlich der BAZ). Uns macht nun Anita Fetz in einem Mail darauf aufmerksam und schrieb uns, dass sie das deponierte Geld in der Höhe der Spende des Ehepaar Behring nicht fuer Anwaltskosten ausgegeben hat. Sie verweist auf die Richtigstellung in der "Schweizer Illustrierten" vom 16. Januar 2006:

"Ich habe immer gesagt, dass ich einen Betrag in gleicher Hoehe einer gemeinnützigen Organisation zukommen lasse."


Wir schätzen zwar die nachträgliche Einsicht der Politikerin. Es war geschickt, das Geld nachträglich einer gemeinnützigen Organisation zu überweisen. Doch handelte sie erst nach der veröffentlichten Kritik in der BAZ. Uns stört nur das Wort Wort "immer" im obigen Satz. Denn Frau Fetz hatte zuerst einem Journalisten eindeutig geanwortet, das Geld werde für die Anwaltskosten eingesetzt. Uns konnte die Ständerätin nicht widerlegen, dass dem nicht so ist. Wir würden sofort die Begründung selbstverständlich ebenfalls publizieren . Immerhin hat sie eingesehen, dass ihr erster Entscheid ungeschickt war und hat umgehend (nachträglich) den Betrag für gemeinnützige Zwecke eingesetzt. Der Vollständigkeit halber fügen wir gerne die Ergänzung der Ständerätin an.




Nachtrag vom 13. April, 2006: Die Affaire Fetz kommt immer noch nicht zur Ruhe. Schon wieder macht die Geschichte Schlagzeilen: Dieter Bering schlägt zurück und behauptet im "Blick" vom 13. April:

"Anita Fetz wollte nach der Wahl nochmals 25000 Fr von mir!"


Bering über Anita Fetz:

"Anita ist eine der ganz grossen Enttäuschungen. Sie hat es versäumt, einige wenige Dinge richtig zu stellen. Sie wusste ganz genau, was ich mache, wir haben stundenlang über meine Arbeit diskutiert. Sie weiss ganz genau, dass sie mich in einem Brief um Geld angebettelt hat...."


Nun muss sich Ständerätin Fetz erneut verteidigen. Sie wehrt sich vehement und lässt verlauten:

"Die Vorwürfe sind frei erfunden"






Nachtrag vom 13.4. 2006: In der Basler Zeitung; 13.04.2006; Seite 3 schreibt Christian Mensch: Behring goes public Anita Fetz widerspricht dem Anlagehasardeur

Dieter Behring hat sich zu einer medialen Offensive entschlossen. Die "Weltwoche" und "Telebasel" verbreiteten seine Anschuldigungen.

Dieter Behring bringt sich selbst in die Schlagzeilen: Der mutmassliche Anlagebetrüger beteuert in Interviews seine Unschuld und bezichtigt zugleich seine Kompagnons, für die 800-Millionen-Pleite verantwortlich zu sein. Die Basler SP-Ständerätin Anita Fetz nennt Behring eine "Enttäuschung" und Basel bezeichnet er als "Wahnsinnsstadt", aber auch als "verdammtes verlogenes Loch", das ihn "feige in ein grosses schwarzes Loch" fallen liess.

Die "Weltwoche" gibt Behring zum zweiten Mal in seiner Karriere eine Plattform, auf der er in einem längeren Interview seine Sicht der Dinge darlegen kann. Die Argumentation ist nicht neu. Schon früh hat er bereits gegen alle seine ehemaligen Weggefährten Strafanzeige eingereicht. Doch erstmals nach seiner Untersuchungshaft trägt sie Behring wieder einmal persönlich vor. Die "Weltwoche" verzichtet dabei auf kritisches Nachfragen und lässt ihn statt dessen möglicherweise ehrenrührige Urteile über ehemalige Partner äussern.

Die "Weltwoche" verweist lediglich in einer Fussnote darauf, dass Behrings ehemalige Kompagnons die Darstellung von sich weisen. Keine Nachfrage machte die "Weltwoche" bei Anita Fetz, die Behring ebenfalls mit im Rundumschlag berücksichtigt.

Keine zweite Spende. Behring sagt beispielsweise, Fetz habe sich anerboten, sich politisch für die Erteilung einer Banklizenz einzusetzen. Anita Fetz widerspricht. "Das stimmt nicht", sagt Fetz. Richtig sei jedoch, dass Behring im Spätherbst 2003 zusammen mit rund zwanzig anderen Personen einen zweiten Spendenbrief erhalten habe. Grund dafür sei gewesen, dass nach dem Ständeratswahlkampf ein Defizit von 25 000 Franken bestanden habe. Im Gegensatz zu anderen habe Behring jedoch kein zweites Mal gespendet. Fetz sagt:

"Im Gegensatz zur Spende von Peter Ammann, die ich für die Anwaltskosten der Pro-Facile-Affäre verwendet habe, ist der Betrag in Höhe der Behring-Spende immer noch deponiert. Vorgesehen ist, dass ich ihn einer gemeinnützigen Organisation zukommen lasse, falls Herr Behring verurteilt wird."


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