Herr Behring, woher kennen Sie die Basler Ständerätin Anita
Fetz, die Sie im Wahlkampf unterstützt haben und mit der Sie bei
Pro Facile im Stiftungsrat gesessen sind?
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Von den Atomkraftdemonstrationen in Kaiseraugst. Allerdings habe ich
sie lange nicht mehr gesehen und erst wieder bei einem Essen mit Peter
Ammann getroffen.
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Haben Sie neben Frau Fetz eigentlich noch andere Politiker finanziell
unterstützt?
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Sie unterstellen mir, dass ich jemanden unterstützt habe. Genauso
gut könnte ich Sie fragen, ob Sie Ihre Frau immer noch schlagen. Ich
glaube, Spenden sind Privatsache. Auskunft darüber sollten jene
geben, die sie erhalten haben.
Wir finden diese Antwort gekonnt. Sie entlarvt die Suggestion.
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Wir unterstellen Ihnen gar nichts, das haben wir in der Zeitung gelesen.
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Dort steht vieles, was nicht stimmt. Aber wenn Sie es genau wissen wollen,
müssen Sie Frau Fetz fragen.
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Fragen wir anders: Haben Sie bei den Wahlen verschiedene oder einen
Politiker oder eine Politikerin finanziell unterstützt?
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Wie gesagt, es ist meine Privatangelegenheit. Kein Geheimnis ist,
dass ich im Wahlkomitee von Anita Fetz sass, das habe ich mit Herz und
Seele gemacht.
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Sie sassen mit Frau Fetz auch im Stiftungsrat von Pro Facile, wo es
zu finanziellen Unregelmässigkeiten gekommen sein soll. Was ist
passiert?
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Ich kann die Lage nicht abschätzen und hoffe, dass die
Stiftungsaufsicht die notwendige Transparenz reinbringt, die bisher
kaum zu erhalten war. Was mir allerdings nicht gefallen hat, war die
Behauptung, dass Stiftungsgelder in Hedge-Funds investiert wurden. Das
war nie, absolut nie der Fall.
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Wie bitte? Es flossen aber doch sehr wohl Gelder in einen Hedge-Fund?
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Ja, schon, aber nicht Stiftungsgelder, sondern Darlehensgelder, die die
Stiftung von ihren Gönnern aufgenommen hat. Davon sind 15 Prozent
in einen Fonds geflossen, der mit unserem System gemanagt wird. Das
sind etwa 400000 Franken, allerdings fiel dieser Entscheid schon, als
ich noch gar nicht im Stiftungsrat von Pro Facile sass.
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Wer hat denn bei Pro Facile über die Anlage der Gelder entschieden?
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Ich jedenfalls nicht, das war noch vor meiner Zeit im Stiftungsrat. Auch
weiss ich nicht, was Anita Fetz und Roberto Zanetti an Ungereimtheiten
aufgedeckt haben, darüber bin ich nicht informiert worden.
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Sie stehen heute selber in der Kritik, als einer, der Investoren mit
unbewiesenen Traumrenditen verführt. Erklären Sie uns, wie man
über 28 Jahre eine durchschnittliche Rendite auf Börsenanlagen
von 58 Prozent erzielen kann.
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Dass wir das erreicht haben sollen, habe ich auch gelesen. Nur stimmt
das so nicht. Irgendein Journalist muss alte Zahlen hervorgekramt haben,
die mit dem heutigen System nichts zu tun haben und die wir selbst auch
nie damit in Zusammenhang gebracht haben. Aussergewöhnlich hohe
Renditen hatten wir, als wir noch Konti mit bescheidenen Vermögen
von 200000 oder 500000 Franken verwaltet haben. Das lässt sich
aber nicht mit den heutigen Zahlen vergleichen. Bei Anlagegeldern in
Höhe von 20 oder 40 Millionen Franken ist es viel schwieriger,
solche Renditen zu erzielen.
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Trotzdem haben Sie zum Beispiel dem Tages-Anzeiger - Zitat - gesagt:
"Die Zahlen stimmen."
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Das habe ich nicht gesagt, das ist falsch wie etwa 50 Prozent von dem,
was über mich geschrieben wurde. Wir haben inzwischen auch gegen
die Journalisten aus den Häusern Tamedia und Ringier Strafklage
eingereicht.
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Welche Renditen lassen sich mit Ihrem Computersystem erzielen, das die
Anlagestrategien so genannter Hedge-Funds steuert?
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Solche Zahlen sind nicht für den Endverbraucher bestimmt, sondern
für die Fonds-Manager.
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Sie weichen aus: Welche Rendite kann man mit Ihrem System erzielen?
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Schauen Sie, wir verfügen über drei unterschiedliche Systeme,
ein viertes ist in der Endtestphase. Insofern müssten wir jedes
System individuell betrachten, um herauszufinden, welche Renditen damit
erzielt werden konnten.
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Wie hoch sind diese Renditen?
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Als Rahmenzahl kann ich Ihnen nur sagen, dass netto für den Kunden
mit unserem Standardsystem in den letzten Jahren Renditen zwischen 0 und
35 Prozent erwirtschaftet worden sind. Mit einem unserer Systeme hatten
wir jüngst allerdings auch negative Resultate.
Gelder der Pensionskasse "Provitas", die mit Ihrem System gemanagt wurden,
verzeichneten in der Tat grosse Verluste. Das hat mit diesem speziell
auf Pensionskassen zugeschnittenen "Long-only"-System zu tun, das wegen
der gesetzlichen Vorschriften keine Leerverkäufe erlaubt - man
kann also in Baissephasen der Börsen nicht von fallenden Kursen
profitieren. Da lagen unsere Jahresergebnisse in der letzten Zeit denn
auch zwischen minus 20 und plus 10 Prozent.
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Werden Sie auch Einsicht in Ihre eigenen Bücher gewähren?
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Sie können in unserer Firma jederzeit sämtliche Bücher
einsehen, wir haben nichts zu verheimlichen. Ich kopiere Ihnen die
Bücher auch und schicke sie Ihnen zu. Ich kann Ihnen aber nicht
die Unterlagen der Fonds versprechen, da diese nicht mir gehören.
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Wir können also bald Resultate erwarten?
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Zumindest von der Moore Park, unserem grössten Lizenznehmer, wollen
wir möglichst schnell erste Fakten auf dem Tisch haben.
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Bei der Moore Park, dem Firmenkonglomerat auf den Bahamas, waren Sie
bis im vergangenen Jahr selber beteiligt.
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Ich war bei einzelnen Gesellschaften der Gruppe und einzelnen Fonds
Direktor. Im Sommer 2003 habe ich dann die letzte Funktion dort
aufgegeben. Bei keinem der Handvoll Fonds, wo ich Direktor war, hatte
ich allerdings je eine Unterschrift.
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Weshalb sind Sie dort ausgestiegen?
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Wir selber, aber auch die Fonds sind sehr stark verwachsen und zwar
auch unabhängig voneinander. Eine Gewaltentrennung war naheliegend
und wurde im Sinne transparenter und unabhängiger Strukturen
durchgeführt.
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Sind Sie noch bei dem einen oder anderen Lizenznehmer beteiligt?
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Nein, das ist nicht mehr der Fall.
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Nun konnte man aber lesen, dass Sie laut einem
Auszug aus dem Londoner Handelsregister auch stark an der Rodia
Investments Ltd. beteiligt waren, die selber kein Fonds ist, aber in
Fonds investiert, die mit Ihrem System verwaltet werden.
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Das stimmt nicht.
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Also ist der Handelsregistereintrag frei erfunden worden?
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Nein, es gab einen Eintrag mit meinem Namen ...
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... noch im April 2004 ...
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Ja, aber es war ein Meldefehler, dass der Eintrag nicht schon früher
gelöscht wurde. Ich habe dem Betreiber von Rodia mit einem Darlehen
unter die Arme gegriffen. Dafür wurden uns als Sicherheit Aktien
überschrieben. Die Familie des In-habers hat aber die Darlehen
abgelöst, worauf ich auch die Aktien zurückgegeben habe.
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Ein Eintrag, der sich plötzlich, nach allen Vorwürfen zu
Schneeballsystem und Verbandelung, als Versehen erweist. Ein eigenartiger
Zufall, finden Sie nicht?
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Ein unglücklicher Zufall, würde ich sagen.
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Sie haben kürzlich gesagt, bisher sei ja auch gar kein Investor zu
Schaden gekommen ...
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... da zitieren Sie mich falsch. Gesagt habe ich, "dass kein Investor
durch rechtswidriges Verhalten zu Schaden gekommen ist". Ein wesentlicher
Punkt. Ich habe Ihnen vorhin ja erklärt, dass eines unserer
Systeme in Baissephasen zwangsläufig Verluste schreibt. Das ist aber
systembedingt und liegt nicht daran, dass wir uns etwas haben zuschulden
kommen lassen.
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Wer sind eigentlich die Leute, die in die mit Ihren Systemen verwalteten
Fonds investiert haben und reich geworden sind?
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Das weiss ich nicht, diese Leute kenne ich nicht.
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Laut Ihren eigenen Aussagen versteuern Sie heute ein Vermögen von 450
Millionen Franken. Verdient man so viel Geld nur mit Lizenzgebühren
auf einem Börsenhandelssystem?
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Ja, die Zahl stimmt, darauf zahle ich Vermögenssteuer. Dies ist
eine Wertfestsetzung der Steuerbehörden. Es ist nicht so, dass auf
einem Bankkonto 450 Millionen liegen würden. Die Lizenzgebühren
sind erfolgsabhängig.
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Würden Sie uns Ihren Steuerausweis zeigen?
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Sicher, die letzte Einschätzung kann ich Ihnen gerne zeigen. Hier,
sehen Sie, im Oktober vergangenen Jahres haben wir einen Unternehmenswert
von 431 Millionen versteuert.
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Sie haben 1991 nach einem Konkurs mit null begonnen, wie schafft man
eine solche Steigerung?
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Schauen Sie, ich habe meinen Geschäftskonkurs nie verheimlicht, aber
jeder geschuldete Rappen ist heute zurückbezahlt. Der grösste
Gläubiger war schon damals unsere Hausbank, mit der wir heute
übrigens immer noch zusammenarbeiten.
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Aber mit irgendeinem Einsatz mussten Sie doch begonnen haben?
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Ja, mit einem aktiven Kopf. Dank einem ausgeklügelten System haben
wir dann erste Lizenzgebühren generiert.
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Gab es nicht auch private Geldgeber, die Sie unterstützt haben?
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Nein.
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Inzwischen sollen Banken bei den Behörden schon anfragen, ob sie
Ihre Vermögen einfrieren sollen. Hatten die Vorwürfe gegen
Sie bereits konkrete Folgen?
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Bis heute Morgen wurde nichts eingefroren, aber angesichts der
Sorgfaltspflichten der Banken kann ich diese Anfragen verstehen. Wir
sind auf eine Art und Weise von der Presse mit Schlamm beworfen worden,
dass es auf der Hand liegt, dass die Banken nachfragen. Der Druck ist
zurzeit wohl unglaublich gross. Auch wenn ich oder meine Frau durch die
Stadt laufen, wird mit den Fingern auf uns gezeigt.
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Können Sie den erlittenen Schaden beziffern?
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Ich gehe von einem sehr grossen Schaden aus. Neben dem Imageschaden
rechnen wir mit grossen Rückzügen in verschiedenen Fonds, vor
allem auch von grossen institutionellen Kunden, erste Meldungen haben wir
schon erhalten. Das wird dann auch die Schadenersatzklage beeinflussen,
die wir einreichen werden. Wenn wir einen Einbruch von 30 Prozent bei
den Lizenzgebühren haben, ist dies für uns ein Verlust von 25
bis 28 Millionen Franken jährlich. Wir gehen davon aus, dass der
Schaden erheblich grösser sein wird, in der Höhe eines hohen
zweistelligen Millionenbetrags.
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