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www.rhetorik.ch aktuell: (3. Februar, 2004)

Anita Fetz weiter unter Druck

Fortsetzung von:


Anita Fetz will sich derzeit weder zum Bericht der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht noch sonst zur aktuellen Lage äussern.

An die Öffentlichkeit treten will Pro Facile erst nach den Solothurner Regierungs- und Kantonsratswahlen vom 27. Februar. Die Stiftung sei eine gemeinnützige Institution und wolle in keinem Fall den politischen Wahlkampf beeinflussen, heisst es in einer Mitteilung.

Amman meldet sich jedoch zu Wort, nachdem 10 vor 10 den Bericht in der Hand hatte. Ammann darf nun jene Passagen des Berichts veröffentlichen, welche die Verflechtung der Solothurner Hof AG mit Pro Facile betreffen.

Die Eidgenössische Stiftungsaufsicht hat laut Peter Ammann festgestellt, dass sich aufgrund der vorliegenden Unterlagen keine unzulässigen Verflechtungen der Stiftung mit anderen juristischen Personen ergeben hätten. Der Bericht halte auch fest, dass keine Hinweise vorlägen, dass finanzielle Mittel nicht im Rahmen der zweckentsprechenden Stiftungstätigkeit verwendet worden seien, sagte Ammann weiter.

Gegenüber der Sendung 10 vor 10 von SF DRS sagte Ständerätin Anita Fetz unter Hinweis auf den Bericht, Gelder seien insofern nicht zweckkonform verwendet worden, als Darlehen nicht angelegt, sondern zur Deckung laufender Kosten eingesetzt worden seien. Fetz und der Solothurner Regierungsrat Roberto Zanetti waren Vize-Präsidenten des Stiftungsrats. Wegen angeblicher Unregelmässigkeiten hatten sie ihre Mandate niedergelegt und Anzeige eingereicht. Die Eidgenössische Stiftungsaufsicht und die Eidgenössische Bankenkommission hatten letzte Woche mitgeteilt, dass ihre Untersuchungen zur Stiftung Pro Facile abgeschlossen seien. Der Bericht der Stiftungsaufsicht ist nach wie vor geheim. Heute sollte Fetz in den Bankrat gewählt werden. Das Rennen ist offen.



Reflexion: Weshalb war es möglich, dass sich eine Profi - Powerfrau so blind und naiv verhalten konnte im "Umgang mit Medien"?


Wir sind dieser Frage nachgegangen und kommen nach verschiedenen Gesprächen zu folgendem Schluss:



Bekannte Politikerinnen und Politiker verlieren gerne ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad die Bodenhaftung. Sie kommen gleichsam in einen Erfolgsrausch, der die Wahrnehmungsfähigkeit beeinträchtigt. Die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Ämtern, die Man und Frau annimmt und verantwortungsvoll ausübt und Ämtern, die das eigene Renommé verstärken. Ein Wissenschafterin machte uns auf das Buch von Jürgen Leinemann

"Höhenrausch. Die wirklichkeitsleere Welt der Politiker"

aufmerksam. Die Lektüre dieses Buches lohnt sich. Der Spiegeljournalist Jürgen Leinemann beschreibt darin den Verlust der Bodenhaftung als Sucht. Wie jede Sucht, so vernebelt der "Verlust an Bodenhaftung" das eigene Kommunikation- und Urteilsvermögen.


Es ist durchaus denkbar, dass bei Anita Fetz genau dies geschehen ist, verbunden mit der all zu starken Nähe zum "Filz", der bekanntlich verführt und die "Verfilzten" glauben lassen, sie wären unantastbar. Aus unserer Sicht hätte Anita Fetz einen ehrlichen 'Hofnarren' benötigt oder eine persönliche Beraterin. Prominente Politikerinnen und Politiker benötigen unbedingt Leute, die offen sagen, wenn man - ohne es zu merken - abhebt. Wir vertreten auch dien Meinung, dass es heute im Medienzeitalter zum politischen Handwerk gehört, die fundamentalsten Kenntnisse der Medienrhetorik und Krisenkommunikation zu kennen.

Verschwörungstheorien, Vorwürfe einer Medienkampagne oder Selbstschutzbehauptungen wie die These von einer Hexenjagd 'Mann will Frau bodigen', teilen wir nicht.

Wir befürchten, dass die überlange Geschichte rund um die Spendenaffaire immer noch kein Ende genommen hat. Mit der Veröffentlichung des Berichtes geht es erneut los und dann möchte Anita Fetz wiederum in den Ständerat gewählt werden.




Nachtrag vom 3. Februar, 2005: Niederlage für Anita Fetz

Die Basler SP-Ständerätin Anita Fetz hat nach zwei Wahlgängen im Basler Grossen Rat ihre Kandidatur als Bankrätin der Basler Kantonalbank zurückgezogen.

Im ersten Wahlgang erhielt Fetz bei 127 gültigen Wahlzetteln lediglich 55 Stimmen. Ein Gegenkandidat der Demokratisch-Sozialen Partei erhielt 43 Stimmen. Im zweiten Wahlgang erreichte sie lediglich 56, ihr Gegenkandidat 47 Stimmen.

Damit sind die Würfel gefallen:

Unser Protokoll der "Endlosgeschichte" endet mit einer Niederlage, die in der Luft lag, aber die nicht sein müsste.

Anita Fetz machte alles, was sie bei einer Skandalierung nicht hätte machen dürfen: Sie versteckte sich, sie schwieg, sie klärte die Situation nicht, sie verhielt sich passiv und musste ständig reagieren und verschwiegene Fehler und Ungereimtheiten, Unwahrheiten scheibchenweise zugeben.


Für uns ist dies ein Musterbeispiel dafür, wie man sich in Krisen nicht verhalten darf. Ein Rückblick unseres Protokolles lohnt sich für für Sie. Lernen wir beobachtend.

Übrigens: Anita Fetz muss froh sein, wenn sich die Negativspirale nicht noch weiter dreht. Die Ständeratswahlen muss die ehemalige Powerfrau auch noch überstehen.


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