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Äusseren Merkmalen wie Mimik, Stimme, Körpersprache, oder Gesichtszügen wird viel Bedeutung zugemessen. Verraten Signale, wie Menschen tatsächlich sind? |
Thematik Körpersprache |
Nicht nur Personalchefs möchten bei Vorstellungsgesprächen
Signale erkennen, um das Gegenüber entlarven. Mit verschiedensten
Psychoanalysen wird heute versucht,
herauszufinden, ob der erste Eindruck, die Körpersprache, das
Gesicht oder die Stimme verraten, wie ein Mensch tatsächlich ist. Der Psychotherapeut und Publizist Ulrich Sollmann interpretiert in seinem Buch "Schaulauf der Mächtigen" das Verhalten der Berliner Spitzenpolitiker. Er stellt fest, dass Rudolf Scharping "machermässig mit gespreizten Beinen dasteht, jedoch mit "kraftlos hängenden Armen". Gerhard Schröder hat "einen dominanten Gang mit souveränem Schritt" aber dazu ein "schiefes Gesicht" und stellt sich die Frage, ob jemand versucht hat, "seinen Blick zu brechen?" Verraten vielleicht die Gesichtszüge vergangene Kämpfe? Immer mehr Vorgesetzte versuchen Menschen im Alltag verbindlich zu analysieren: - wie jemand spricht - wie er auftritt - wie er schaut - wie er sitzt - wie er geht - ob die Stimme mit der Stimmung übereinstimmt. Dass Körpersignale, Stimme, Gesichtszüge, Mimik und Gestik die persönlichen Gemütsbewegungen spiegeln, ist schon vor Samy Molchos Analysen vermutet worden. (Molcho, ein bekannter Euopäischer Körpersprach-Experte geht schon seit Jahren den Phänomenen der Kinesik auf den Grund). Der Buchmarkt widerspiegelt das grosses Interesse am Thema 'Körpersprache':
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Ein Test |
Dass es nicht einfach ist, Menschen nach dem äusseren Abbild zu
beurteilen, bestätigt folgender Test aus der Zeitschrift
FOCUS Ausgabe Nr.30/2000.
Versuchen Sie herauszufinden, wer Künstler, wer Bürokrat, Menschenfreund, Mörder, Inelligenzbestie, Dummkopf, Pedant oder Schlampe, Tyrann oder Demokrat ist. Die Lösung wird sichtbar, wenn das Bild mit der Maus überfahren wird: Sie erkennen selbst, wie schwierig es sein kann, aufgrund eines einzigen Bildes einen Menschen zu beurteilen. |
Zum Phänomen: Erster Eindruck |
Offenbar entscheidet sich beim Anblick einer Person in
Sekundenschnelle, was wir von ihr halten. Dies behauptet jedenfalls der Siegfried Frey ein Psychologe von der Uni Duisburg , in seinem Buch "Die Macht des Bildes, Der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf Kultur und Politik. Verlag Huber, Bern-Göttingen-Toronto, 1999). Frey untersuchte spontanen Sympathien und Antipathien gegenüber Politikern. Aus wissenschaftlicher Sicht wurde beim Phänomen "Erster Eindruck" folgendes experimentell festgehalten (1992). Die Psychologen Peter Borkenau und Annette Liebler nahmen Testpersonen 90 Sekunden lang auf Video auf. Filmbetrachter schätzten dann deren Persönlichkeitsmerkmale ein. Diese Analysen wurden dann mit den Selbsteinschätzungen der Dargestellten verglichen. Borkenau und Liebler 1992 [PDF], Borkenau und Liebler 1993 [PDF]. |
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Borkenau und Liebler erforschten auch, mit welchen Äusserlichkeiten Menschen auf bestimmte Charakterzüge anderer schliessen: |
Anzeichen für Extrovertiertheit | Anzeichen für Verträglichkeit | Anzeichen für Gewissenhaftigkeit | Anzeichen für seelische Probleme | Anzeichen für höheres Bildungsniveau |
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Selbstverständlich zeigt sich in der Praxis, dass verschiedenste Kommunikationsphänomene, wie Vorurteile, Vorwissen, analoge Äusserlichkeiten mit einer sympathischen oder unsympathischen Person, aber auch Attribute wie Kleider den ersten Eindruck stark beeinflussen oder verfälschen können. Abgesehen davon gilt es zu berücksichtigen, dass viele Menschen über eine verfeinerte Wahrnehmung oder eigene Intuitionsfähigkeit der "Wahrheit" näher kommen, als über die Analyse verbaler oder nonverbaler Signale. |
Die Stimme verrät mehr als Äusserlichkeiten. |
Wer gelernt hat, Stimmen
zu analysieren, weiss, dass wir über das Hören gleichsam zu "Wahrhörern"
werden können. Wer spricht, der ist somit auch "Wahr"-sager. Er sagt mit der Stimme
erstaulich viel aus über seine tatsächliche Befindlichkeit.
Das Auge lässt sich bekanntlich eher täuschen als das Ohr. Der
Begriff "Augenschein" macht bewusst, dass wir uns über das Auge leichter
irritieren lassen. Bekanntlich trügt der Schein oft. Weil erkannt wurde, dass die Stimme ein wichtiger Faktor bei Überzeugungsprozessen ist, wird versucht, mit "Stimm-Jogging-Kursen" eine sympathische Stimme anzutrainieren. Tatsächlich bringen es "Omnivoxtrainer" fertig "Stimm-Lehrlingen" individuell zu helfen. Der Erfolg ist meist erstaulich. Nachgewiesenermassen gelingt den Trainern kurzfristig eine hörbare Wandlung. Nach wenigen Tagen werden aus brummenden, nuschelnden Teilnehmern Menschen mit kräftiger Stimme und guter Artikulation. Der Erfolg ist "hörbar" und die 800 Euro Kursgebühren scheinen sich gelohnt zu haben. Das gute Resultat wurde durch konkretes Üben erreicht: Stimm-Jogging weitet mit Atemübungen die Resonanzräume. Mit Sprechgesängen zum Beispiel Lautstärkeänderungen wird die Stimme gleichsam "geölt". Mit Grounding- Übungen wird das lockere geerdete Stehen geübt. Mit Lockerungsübungen werden Nacken und Schulterverspannungen beseitigt. Atem und Bewegungsübungen helfen dabei, die Lockerheit zu finden. Die Artikulation wird mit klassischen Übungen wie Reden mit einem Korken zwischen den Zähnen verbessert. Leider zeigt sich im Nachhinein, dass bereits Tage nach dem Seminar die Erfolge wie verflogen sind. Stimm-Jogging bringt wenig, wenn nicht konsequent weitergearbeitet wird. Ein kurzes Seminar genügt nicht. Wer die Stimme verbessern möchte, muss länger am Ball bleiben. Diese überraschenden Erkenntnisse machen deutlich, dass bei der Stimme trotz Zusatzausbildung ein Durchschauen oder Durchhören im Alltag meist gelingt. Dass die Stimme ein Parameter zur Wahrheitsfindung sein kann, hatten auch Tyrannen wie Hitler erkannt. Bei der Auswahl militärischer Führer, liess Hitler diese vorher einer fachkundigen Stimmanalyse unterziehen. Tatsächlich kennen alle das Phänomen, dass in entscheidenen Situationen - wenn es gilt, Mitmenschen zu motivieren - meist die Stimme ausschlaggebend ist. |
Körpersprachliche "Dechiffrierlisten" sind fragwürdig. |
Trainer, die anscheinend die nonverbalen Signale dechiffrieren können, haben
grossen Zulauf. Denn diese rezeptartigen Interpretationen
leuchten Laien ein,- Lösungen und Antworten. Es gibt eine Fülle von
körpersprachlichen "Dechiffrierlisten". (Ein
Beispiel). Da heisst es z.B.:
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Lügen lernen mit dem Körper? |
Bei der mehrstündigen Befragung Clintons über das Verhältnis
zu einer seiner Mitarbeiterinnen - die mit Video aufgezeichnet wurde - konnte jeder
Laie feststellen, dass irreführendes Verhalten angelernt werden kann. Eine
Redeanalyse dazu finden Sie
hier. Viele Rhetorik-Seminare und Verkaufstrainingsseminare zielen darauf ab, sich alles anzueignen, was angeblich positiv wirkt und alles abzugewöhnen, was Kunden stört. Hier müssen Fragezeichen gesetzt werden. Wer nämlich nur äusserlich Wohlwollen und Sympathie spielen lernt, treibt letzlich Etikettenschwindel. Er arbeitet über die Etikette. Die Praxis bestätigt, dass Person die unbelasted von nonverbalen Fragen ist und sich mit Leib und Seele in den Partner oder Kunden hineindenkt und gedanklich beim Du und dem Gesprächsinhalt ist, automatisch glaubwürdiger und überzeugender wirkt. Dies ist der Fall, auch wenn er angeblich rhetorisch nicht perfekt spricht. Weshalb? Die Stimme, Gestik und Mimik ist automatisch synchronisiert. Blick, Gestik, Stimme und Mimik stimmen überein und der Körper spricht "richtig". Kopf, Herz und Person bilden eine Einheit. Gelernt werden muss ist lediglich die Konzentration auf Aussage und das Adaptieren an heikle neue Situationen. Wir kommunizieren nicht immer natürlich. Ängste und Befangenheit engen uns immer ein. Nur wer sich wohl fühlt und heikle Situationen im "Simulator" geübt hat, kann sich im Alltag von Etikettenfragen entlasten. Deshalb lohnt es sich, auf all jene Rezepte zu verzichten, die künstlich antrainiert werden und aufgesetzt wirken. Es ist leider oft so dass Sie in teuren Seminarien Dinge lernen wie:
Wer sich während der Kommunikationsprozesse an zuviele Ratschläge hält, begeht den Fehler, die Hauptenergie für Dinge zu verwenden, die eigentlich automatisch stimmen.
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Eine gekürzte Form dieses Artikels erschien in der Zeitschrift "Dezibel" 11/2000. |
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