Rhetorik.ch


Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com

www.rhetorik.ch aktuell: (1. September, 2002)


"Vor dem zweiten TV-Duell"


Zweites Duell Nach den Bleiwüsten-Zeitungsduellen erhoffte sich das Publikum beim ersten Fernseh-Duell eine lebendigere Auseinandersetzung. Doch der erste TV- Fight wurde nur zu einer Karikatur der amerikanischen Wahlkampfduelle.
Die starren Regeln sollen am zweiten Duell vom 8. September nicht geändert werden, obschon der Wunsch nach einer lebendigerer Auseinandersetzung vielerorts zu hören war. Das enge Korsett der "journalistischen Planwirtschaft" wird somit in der zweiten Runde keine Lockerung erfahren. Alles bleibt gleich, wie im ersten Duell - nur die Moderatoren sind weiblich.

Die Moderatoren

Die Wahlkampfberater erhoffen sich lediglich durch eine geschicktere Befragung eine etwas grössere Spannung. Doch die beiden Moderatorinnen können das fixe Korsett nicht eigenmächtig lockern. Uns interessiert am 8. September vor allem Sabine Christiansens Fragetechnik. Sabine Christiansen wird zusammen mit Maybrit Illner das zweite Duell moderieren.
Wir befürchten, dass beim zweiten Duell wiederum Nebensächlichkeiten überbewertet werden.
Der knappe Ausgang der Amerikanischen Wahlen zeigt dass kleines Details wahlentscheidend sein können. Es wurde zum Beispiel behauptet, dass das unvorteilhafte Sacco Gores mit dem braunen Zwirn dem Anwärter letztlich den Kopf gekostet habe. Der Glaube an ausschlaggebende Details schien in den deutschen Medien nach dem ersten Duell von vielen Kommentatoren ebenfalls geteilt zu werden.
Nach unserer Meinung ist die Kravattenfarbe oder ein aufgesetztes Lächeln nicht wahlentscheidend. Die Wähler müsste vor allem interessierten: Was will der künftige Kanzler konkret umsetzen?
Beim zweiten Duell wünschen wir uns deshalb vor allem konkrete Aussagen. Ein zukünftiger Kanzler sollte zur Sache kommen können. Die Zuschauer werden sich deshalb beim nächsten Duell vor allem den Argumenten zuwenden und darauf achten, wer wie zur Sache kommt. Wie wird konkret geantwortet? Übrigens: Auch das zweite Duell findet ebenfalls ohne den offiziellen dritten Kandidaten Westerwelle statt. Obwohl eigentlich alle Kandidaten als offizielle Anwärter das Recht haben sollten, gemeinsam auftreten zu dürfen ist dies nun per Gerichtsentscheid festgelegt.

Duell und Geld

600'000 Euro sollen die undialogischen Frage- und Antwortspiele auf den vier Kanälen kosten. Inzwischen ist auch bekannt, dass beim ersten Duell für ein Werbeblock von dreissig Sekunden, 32'000 Euro bezahlt werden musste. Dies zeigt, wie wertvoll die Redezeit der Duellanten ist. Müssten Schröder und Stoiber ihre Redezeit als Werbegeld bezahlen, hätten sie tief in den Geldbeutel zu greifen.

Die Bedeutung der Beurteiler

Duell Analyse Gewiss werden die Gesprächsbewerter beim zweiten Duell nochmals ideologisch massiert, damit sie die entsprechenden Berichte schreiben. Fachleute gehen davon aus, dass letztlich nicht die Duellanten die Meinung nachhaltig prägen, sondern es die Berichte über die Duelle sind, die beim Volk den Wahlzettel beeinflussen. Nach dem ersten Duell wurden jedenfalls die Schreiber der meinungsmachenden Blätter am Buffet wohlwollend gepflegt. Gedanken wurden ausgetauscht und diskutiert z.B.: Wer der Duellanten mehr Sprechblasen produziert habe. Sprüche wurden geklopft. Ein mit Humor gesegneter Schröder- Freund minderte Stoibers überraschende Leistung mit folgendem soundbitfähigen Satz:

"Stoiber sollte zur Urinprobe - Der war doch klar gedopt!"


Rhetorik.ch 1998-2012 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com