Nachtrag vom 19. Juli 2008: Es ist bereits vom "Sämi Prinzip" die Rede.
Der Medienspiegel nach "Blick-online":
Nicht nur bei den Parteien hat Bundesrat Schmid bei der Pressekonferenz
gestern wenig überzeugt. Die Zeitungskommentatoren kritisieren,
dem VBS-Vorsteher habe bei der Ernennung von Roland Nef
das Gespür für die politische Brisanz des Falles gefehlt.
Es erstaune, wie locker Schmid mit dem Verfahren wegen eines Streits
zwischen Nef und seiner Ex-Partnerin umging, schreibt "Der Bund"
am Samstag. "Gerade weil sich die Armee immer wieder mit dem Vorwurf
konfrontiert sieht, sie fördere eine Macho-Mentalität,
hätte er reflexartig darauf pochen müssen, von Nef das
Wesentliche zu erfahren."
Für den "Landboten" war das "kalkulierbare Risiko", wie Schmid Nefs
Nomination am Freitag bezeichnet hatte, schlicht fahrlässig. "Einem
alten Politfuchs wie Schmid hätte die Warnlampe aufleuchten
müssen, dass bei einem Mann, der die Funktion des Armeechefs
übernimmt, möglicherweise auch eine #rein private Angelegenheit#
irgendwann politische Implikationen haben kann."
"Mit Verlaub, das war ein Hochrisikounterfangen", meint auch die "Berner
Zeitung". Schmid habe es nicht einmal für nötig erachtet,
bei Nef nachzufragen, worum es beim Rechsstreit mit der Ex- Partnerin
genau ging.
Jagdstimmung angestachelt
Der "Tages-Anzeiger" deutet Schmids Verhalten gar als
"Sämi-Prinzip":
"Nichts sehen, nichts sagen und warten, bis es vorüber ist." Das
Tragische sei, dass sich dies zu lohnen scheine: Schmid habe bereits
angedeutet, dass ihm der Bundesrat kaum die Leviten lesen werde.
Für "Le Temps" hat die Affäre Samuel Schmid weiter
geschwächt.
"In seiner Unfähigkeit, die Krise zu meistern, hat er das Feuer
nur noch mehr angeheizt." Das sieht auch das "St. Galler Tagblatt" so:
"Mit seinem Auftritt hat Bundesrat Schmid die Jagdstimmung der Medienmeute
eher wieder angestachelt."
Gar ein "Beresina" droht dem VBS-Vorsteher laut "24 Heures" und "Tribune
de Genève". Schmid habe sich mit dem Plädoyer für seinen
"Klienten" Nef selber belastet. Auch die beiden Westschweizer Zeitungen
werfen dem Bundesrat vor, sich einzig auf Nefs Worte verlassen.
Differenzierter kommentierte die "Neue Zürcher Zeitung". Schmid habe
einige Fragen "mit valablen Argumenten" klären können. So sei
die Armee nie Gefahr gelaufen, von einem obersten Chef kommandiert zu
werden, der in ein Strafverfahren verwickelt oder gar verurteilt sei.
"Weniger schlüssig" waren für die NZZ aber Schmids
Erklärungen dafür, warum er den Bundesrat nicht über das
laufende Verfahren gegen Nef ins Bild setzte - "es gab kaum gewichtige
Argumente gegen die Schaffung voller Transparenz."
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Obwohl Samuel Schmid mit der Unterstützung des
Bundesratskollegiums rechnen kann und aus der jetzigen parteipolitischen
Situation im Bundesrat profitieren wird (er könnte sich noch
viele weitere Fehler leisten und muss mit keinen harten Konsequenzen
rechnen), so hat doch seine Marke, seine Glaubwürdigkeit erheblich
gelitten. Sein kommunikatives Fehlverhalten wird aber dem Armeechef
schaden. Nef müsste sich darauf vorbereiten,
dass er über die Klinge springen muss. So wie Korpskommandant
Knutti im im Fall Kanderunglück überraschend schnell geopfert
wurde - er hatte bei der Beförderung einen Formfehler gemacht - so
wird Armeechef Nef damit rechnen müssen, dass auch er mit analogem
Massstab gemessen werden wird und ihm mit grösster Wahrscheinlichkeit
schwere Tage bevorstehen.
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