Micheline Calmy-Rey:
Die Beine sind gut geerdet. Sie steht stabil da. Dies zeugt von
Selbstsicherheit. Der Blick ist dem Publikum zugewandt. Der Kontakt
mit dem Volk, dem Publikum war der Bundespräsidentin während
des ganzen Präsidialjahres ihr zentrales Anliegen. Das Rot des
Pullovers ist nicht nur ein Bekenntnis zum Sozialismus. Die Farbe Rot
signalisiert auch Mut, Angriffslust. Anderseits schwächen die
verschränkten Arme die Ausdruckskraft ab. Es wirkt so, als müsse
sie sich schützen - vor wem?. Mit den verhaltenen der Armen nimmt sie
sich zurück. Erstaunlicherweise zeigt die Bundespräsidentin auf
dieser Foto nicht mehr das künstliche Lachen von früher, mit dem
Zähnezeigen. (Man sagte bislang, mit ihrem permanenten Lachen habe
sie auf freundliche Art den Kollegen und Medienschaffenden die Zähne
gezeigt). Tatsächlich hatte die Frau stets Biss. Mit einer gewissen
Verbissenheit paukte Sie bekanntlich auch - gegen alle Widerstände -
ihre Rütlifeier durch und hatte damit letztlich Erfolg.
Samuel Schmid:
Er steht immer so stabil da. Gefasst, so gefasst, wie es die Hände
hinter seinem Rücken sind. Sein Blick scheint auf die neue Bundesrätin
gerichtet - froh eine Stütze gefunden zu haben. Vielleicht zufrieden,
dass das Leid des Fraktionsausschlusses auf beide Personen verteilt
wurde. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Seine rote Kravatte nimmt den
Farbton der linken Nachbarin ab.
Hans - Rudolf Merz:
Er grenzt sich als Einziger beidseitig vom Kollegium ab. Zwischen
ihm Schmid und Couchepin gibt es einen deutlichen Zwischenraum. Im
Gegensatz zu allen andern Männern trägt er ein blaue
(FDP blaue?) Kravatte. Merz ist der kleinste in der Runde. Es ist
nicht gut ersichtlich, ob er mit der rechten Hand die Tasche oder
ein Sparbuch hält. So als halte er die Finanzen gut zusammen.
Bewundernd richtet sich seinen Blick in Richtung Bundespräsidentin,
die angeblich weiss, wo es lang geht.
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Pascale Couchepin:
Das Alphatier Couchepin blickt ebenfalls zur Calmy hinüber. Haben
Sie doch gemeinsam die Konkurrenz Christoph ausboten können. Seine
graue Kleidung wirkt eher blass. Mit den herabhängenden Händen
steht er da wie ein artiger Schüler. Doch die Grösse und die
Position in der Mitte signalisieren: 2008 bin ich der Boss und bin keine
graue Maus. Nächstes Jahr habe ich als Bundespräsident das
Sagen. Sein zufriedener Ausdruck ist somit gut einzuordnen.
Moritz Leuenberger:
Im fiel es immer schwer, bei Fototerminen, ein Lachen aufzusetzen. Das
Posieren für eine Aufnahme scheint ihm auch auf diesem Bild ein Graus
zu sein. Er wird sich sagen: Machen wir halt diese Pflichtübung. Die
Hände sagen alles. Sie fassen sich kräftig und halten damit
auch die Person zusammen. Nichts von Lockerheit. Gesicht und Haltung
alles ist bewusst gefasst. Mit seinem etwas erhobenen Blick baut er
eine Brücke zur SP Kollegin.
Doris Leuthard:
Sie scheint gar noch nicht bereit für die Aufnahme. Doris Leuthard
steht einfach so da. Man hat den Eindruck, die Aufnahme sei bei ihr
eher ein Schnappschuss bevor es ernst gilt. Ihre Augen schielen zur
neue Bundesrätin. Als prüfe sie, wie sich wohl die neue Kollegin
präsentieren will. Aehnlich wie Couchepin lässt sie ihre Arme
kraftlos hängen. Sie Haltung ist weder gespannt noch locker. Eben:
Sie steht einfach so da.
Eveline Widmer-Schlumpf
Die neue Frau im Bundesrat schliesst das Bild auf der rechten
Seite ab. Sie schaut wie die Bundespräsidentin zur Kamera und
nimmt dadurch mit der Bevölkerung Augenkontakt auf. Den linken
Fuss hat sie leicht nach vorn versetzt. Der Oberkörper etwas
gebeugt, als wollte sie sich bewusst kleiner machen um noch nicht zu
dominieren. Die Hände wie Kollege Schmid auf dem Rücken -
Aus Solidarität? Es ist das einzige Signal, das bewusst macht,
dass sich die neue Bundesrätin fassen muss. Der Gesichtsausdruck
ist nicht gestellt, sondern neutral - natürlich. Wie bei Herrn Merz
besteht bei ihr ein Zwischenraum zur Nachbarin. Ein Signal für eine
bedachte Tuchfühlung mit dem Team? Menschen, die sich am Anfang
forsch aufdrängen werden nie geschätzt. Ale neue im Bund
macht Eveline Widmer- Schlumpf einen sicheren kompetenten Eindruck -
trotz des enormen Drucks, der auf ihr lastet.
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