Gewöhnlich wird die Foto der neue Landesregierung von langer
Hand vorbereitet. Die Aufnahmen der letzten Jahre waren stets eine
gut durchdachte Selbstinszenierung.
(In den letzten Jahren entwickelte sich die
Gestaltung der Autogrammkarte zu einem mehrmonatigen Projekt.)
Nachdem die Wahl vom 10. Dezember das vorbereitete Bild mit Bundesrätin
Metzler im Berner Käfigturm zur Makulatur gemacht hatte, wurde die
offizielle Foto vor der Neuverteilung der Departemente im Bundesratszimmer
- kurz vor der Sitzung - relativ schnell gemacht. Diese "spontane"
Aufnahme reizte viele Journalisten, Positionen, Körper- und
Kleidersprache zu kommentieren. Das jüngste Bild sagt angeblich mehr
aus als die früheren Bilder. So wird in verschiedenen Medien die
Darstellung der Landesregierung 2004 beschrieben:
- Drei Bundesräte stehen. Vier Mitglieder der Landesregierung sitzen.
- Alle schauen in die Kamera, als als wären sie auf dem Sprung zur
Arbeit (NZZ).
- Der neue Bundespräsident drängt sich nicht in den
Vordergrund. Er stellt sich wie ein Coach in die Mitte des Teams. (NZZ)
- Bundesrat Leuenberger posiert neben dem behäbig-entspannten Samuel
Schmid (SN).
- Alle Gesichter lächeln verhalten.
- Nur Couchepin, Deiss und Blocher zeigen die Zähne (SN)
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Doch gibt es für uns noch weitere Fakten, die aussagekräftig
sein könnten:
- Moritz Leuenberger zieht mit dem Mittelfinger die Mundwinkel
nach oben.
- Der "alte" Bundespräsident (er wurde mit Napoleon
verglichen) begab sich zwar in den Hintergrund. Doch überragt
er trotzdem mit seiner Grösse alle anderen.
- Micheline Calmy-Rey verschränkt die Arme, als schottet sie sich gegen die
Männerwelt ab. Das weisse Kleid hebt sich von allen anderen ab.
(Bewusste "Schwarz-weiss"Malerei? Bewusstes sich Absetzen? Bewusstes
Kontrastprogramm? Gegenteil eines schwarzen Schafes? Sie zeigt bei
dieser Aufnahme für einmal nicht die Zähne.
- Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz (im roten Tailleur) ist erstmals im
Zentrum der Foto. Früher wurde sie immer an den Rand gedrängt.
- Christoph Blocher nimmt sich im Bild schon vor dem 1. Januar zurück.
Erstaunlicherweise steht er im Hintergrund. (Ein erstes Signals zur
Intergrations- oder Kooperationsbereitschaft?)
- Wie aus der Sonntagszeitung vom 4. Januar zu erfahren war, wurden die
Frauen gebeten, auf der Foto nicht schwarz zu tragen. Nun tragen sie
die Schweizerfarben Rot/weiss. Auch Bundespräsident Deiss trägt
Rot und Weiss. Ist dies Zufall?
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Die Autogrammkarte mit einer Auflage von 60'000 Exemplaren
kann bei der Bundeskanzlei bezogen werden.
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