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www.rhetorik.ch aktuell: (25. Juni, 2006)

Felssturz am Gotthard nicht antizipiert?

Zum Thema: Zur Krisenkommunikation bei der SBB Panne Krisenkommunikation: Beispiele aus dem Jahr 2001 Antizipieren lohnt sich immer




Bei einem Felssturz auf die Gotthardautobahn im Kanton Uri sind am 31. Mai zwei Menschen ums Leben gekommen. Auf dem Gemeindegebiet von Gurtnellen auf die Autobahn A2 stürzten rund ein halbes Dutzend je zehn Kubikmeter grosse Felsbrocken ab. Dabei wurde ein Personenwagen mit deutschen Kontrollschildern getroffen, die beiden Insassen wurden getötet. Ebenfalls getroffen wurden zwei Lastwagen, die auf einem Rastplatz parkiert waren. Eines der Fahrzeuge kippte beim Aufprall eines Felsens auf die Seite. Die beiden Chauffeure sassen in den Fahrzeugen und kamen mit den Schrecken davon. Die Nord-Süd-Achse durch den Kanton Uri war in der Folge für jeglichen Strassenverkehr gesperrt.




Jede Krise ist immer auch eine Chance, heisst es in Krisenkommunikationshandbüchern. Tatsächlich könnten wir immer aus Pannen lernen. Auch die SBB! Die verantwortlichen Stellen hätten bereits nach der letzten längeren Sperrung der Nord-Südachse (beim Brand im Gotthardtunnel Oktober 2001) aus dem Vorfall lernen können.

Schon damals fehlte es am notwendigen Rollmaterial, um Lastwagen und Personenwagen raschmöglichst auf die Schiene zu verladen. Eine zweite längere Sperrung der internationalen Hauptachse wurde nicht antizipiert, sonst hätte nach der jüngsten Blockierung der Gotthardsrasse der Verkehr nicht wiederum so lange weiträumig umgeleitet werden müssen.

Es fehlte erneut am notwendigen Rollmaterial. In so kurzer Zeit waren die Wagen nicht zu beschaffen. Zur Zeit des kalten Krieges errichteten Generalstäbler bei Strassenblockaden auf dem Papier Notrampen, um ganze Regimenter auf der Schiene zu verschieben. Erstaunlich, dass die Sperrung der wichtigsten Transportachse in Friedenszeiten für den Normalverkehr nicht antizipiert wurde.

Der Verkehrsgau hätte geplant werden können. (Beschaffung und Lagerung von Rollmaterial) Obschon dies alles ohne Stress möglich gewesen wäre, wurde dies unterlassen. Auf einen Schlag war sie vor Wochen wieder da - die selbe Krise wie nach dem Brand im Gotthardtunnel. Auf einen Schlag brachten diesmal Felsbrocken den Verkehr auf den Gotthardstrassen (Autobahn und Kantonsstrasse) zum Erliegen. Ratlosigkeit machte sich auch nach diesem zweiten Verkehrsinfarkt breit. Es wurden in der Not Gespräche mit den Nachbarn geplant, um internationale Lösungen zu finden. Die Nachbarn wollte man nicht vor den Kopf stossen. Die Variante mit einer rollenden Landstrasse hatte auch bei diesem Vorfall keine Chance, denn das frühere Rollmaterial am Gotthard wurde immer noch nicht nicht ersetzt oder neu beschafft. Wer jedoch beim Lötschberg gesehen hat, wie dort das zusätzliche Verkehrsaufkommen gut und reibungslos mit zusätzlichen Transportzügen gemeistert werden konnte, muss sich fragen, weshalb die Option "Verlad" nicht ernsthaft geplant worden war.

Die Forderung ist alt: Die Lastwagen sollten schon längst auf die Schiene. Aber bekanntlich wollen sie nicht. Jetzt hätte man eine Chance gehabt, diese Lastwagen schon an der Grenze zu verladen (Tag und Nacht!). Die Chance konnte nicht genutzt werden. Es darf sicher behauptet werden: Die Verkehrspolitiker haben nichts gelernt. Wir bezweifeln auch, dass nach nun diesem Verkehrsinfarkt am Gotthard für einen nächsten Fall, das notwendige Rollmaterial bereitgestellt wird und Fahrpläne wie Verlademöglichkeiten in Ruhe geplant werden. Als vor Jahrzehnten der Walenseestau zur Tradition wurde, belächelte man damals jene Person, die einen Verlad auf Schiffen vorgeschlagen hatte.

Verlademöglichkeiten könnten Stausituationen vermeiden. Die Felsen bei Gurtnellen sind nun am letzten Freitag gesprengt worden. Sehr wahrscheinlich rollt in wenigen Tagen der Verkehr wieder normal und alles bleibt vielleicht beim Alten. Dennoch bleibt zu hoffen, dass die Verkehrspolitiker nach diesem Vorfall die Chance noch nutzen und künftige Verladevarianten doch noch antizipieren.

Sprengung am 23. Juni, 2006 Bildquelle: kurier.at Schaulustige


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