Jede Krise ist immer auch eine Chance, heisst es in
Krisenkommunikationshandbüchern. Tatsächlich könnten
wir immer aus Pannen lernen. Auch die SBB! Die verantwortlichen
Stellen hätten bereits nach der letzten längeren Sperrung der
Nord-Südachse (beim Brand im Gotthardtunnel Oktober 2001)
aus dem Vorfall lernen können.
Schon damals fehlte es am notwendigen Rollmaterial,
um Lastwagen und Personenwagen raschmöglichst auf die Schiene
zu verladen. Eine zweite längere Sperrung der internationalen
Hauptachse wurde nicht antizipiert, sonst hätte nach der
jüngsten Blockierung der Gotthardsrasse der Verkehr nicht
wiederum so lange weiträumig umgeleitet werden müssen.
Es fehlte erneut am notwendigen Rollmaterial. In so kurzer Zeit waren
die Wagen nicht zu beschaffen. Zur Zeit des kalten Krieges errichteten
Generalstäbler bei Strassenblockaden auf dem Papier Notrampen, um
ganze Regimenter auf der Schiene zu verschieben. Erstaunlich, dass die
Sperrung der wichtigsten Transportachse in Friedenszeiten für den
Normalverkehr nicht antizipiert wurde.
Der Verkehrsgau hätte geplant werden können.
(Beschaffung und Lagerung von Rollmaterial)
Obschon dies alles ohne Stress möglich gewesen wäre, wurde dies
unterlassen. Auf einen Schlag war sie vor Wochen wieder da - die selbe
Krise wie nach dem Brand im Gotthardtunnel. Auf einen Schlag brachten
diesmal Felsbrocken den Verkehr auf den Gotthardstrassen (Autobahn und
Kantonsstrasse) zum Erliegen. Ratlosigkeit machte sich auch nach diesem
zweiten Verkehrsinfarkt breit. Es wurden in der Not Gespräche mit
den Nachbarn geplant, um internationale Lösungen zu finden. Die
Nachbarn wollte man nicht vor den Kopf stossen. Die Variante mit einer
rollenden Landstrasse hatte auch bei diesem Vorfall keine Chance, denn
das frühere Rollmaterial am Gotthard wurde immer noch nicht nicht
ersetzt oder neu beschafft. Wer jedoch beim Lötschberg gesehen hat,
wie dort das zusätzliche Verkehrsaufkommen gut und reibungslos mit
zusätzlichen Transportzügen gemeistert werden konnte, muss sich
fragen, weshalb die Option "Verlad" nicht ernsthaft geplant worden war.
Die Forderung ist alt: Die Lastwagen sollten schon längst auf die
Schiene. Aber bekanntlich wollen sie nicht. Jetzt hätte man eine
Chance gehabt, diese Lastwagen schon an der Grenze zu verladen (Tag und
Nacht!). Die Chance konnte nicht genutzt werden. Es darf sicher behauptet
werden: Die Verkehrspolitiker haben nichts gelernt. Wir bezweifeln
auch, dass nach nun diesem Verkehrsinfarkt am Gotthard für einen
nächsten Fall, das notwendige Rollmaterial bereitgestellt wird und
Fahrpläne wie Verlademöglichkeiten in Ruhe geplant werden.
Als vor Jahrzehnten der Walenseestau zur Tradition wurde, belächelte
man damals jene Person, die einen Verlad auf Schiffen vorgeschlagen hatte.
Verlademöglichkeiten könnten Stausituationen vermeiden.
Die Felsen bei Gurtnellen sind nun am letzten Freitag gesprengt worden.
Sehr wahrscheinlich rollt in wenigen Tagen der Verkehr wieder
normal und alles bleibt vielleicht beim Alten. Dennoch bleibt zu hoffen,
dass die Verkehrspolitiker nach diesem Vorfall die Chance noch
nutzen und künftige Verladevarianten doch noch antizipieren.
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Sprengung am 23. Juni, 2006 |
Bildquelle: kurier.at |
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