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www.rhetorik.ch aktuell: (14. Oktober, 2005)

Vogelgrippe: Gefahr oder Hysterie?

Links: Medien als Angstmacher? Krisenkommunikation und Medien Fortsetzung: Vogelgrippe und die Medien




Ein Vogelvirus aus Asien ist schon im Ural, in der Türkei dann in Rumänien vorgedrungen. Der H5N1-Virenstamm ist eine Variante, der auch für Menschen gefährlich ist. Sowohl Europa als auch die USA bereiten sich auf eine Pandemie vor:

  • Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat Grippeschutzimpfungen für Geflügelzüchter, chronisch Kranke und medizinisches Personal empfohlen.
  • Ein Einfuhrstopp von Geflügel und Geflügelprodukten aus Risikoländern: Die Schweiz hat präventiv die Einfuhr von Geflügelprodukten aus der Türkei und Rumänien eingestellt.
  • Es wird Stallzwang für Geflügel diskutiert. Frei lebende Hühner könnten von Zugvögeln angesteckt werden.
  • Grippeschutzimpfungen, vor allem für Senioren und Kinder werden noch diskutiert.
  • Aufstocken von Medikamenten. Die Schweiz hat einen Vorrat des Medikaments "Tamiflu" angelegt, der für einen Viertel der Bevölkerung reichen würde.


In asiatischen Ländern grassierte die Vogelgrippe schon seit Jahren. Eindämmungs und Ausrottungsversuche sind gescheitert. Das Virus mutiert und passt sich immer besser an. Andere Tiere wie Schweine oder Hauskatzen fielen dem Virus bereits zum Opfer. Es besteht die Gefahr, dass sich der Vogelvirus mit einem Menschenvirus vermischt und Supervirus entsteht, der eine Pandemie verursachen könnte. Ähnlich wie bei früheren Epidemien (SARS) oder Terrorgefahren wird diese Gefahr ein Lehrbeispiel: Je nach Ausgang wird die Geschichte ein Fall für Medienrhetorik oder Krisenkommunikation. Siehe dazu auch den Artikel Medien als Angstmacher?




PDF zum Ausdrucken, Basiert auf Schema von Matthias Knill von Hirzel. Neef. Schmid. Konsulenten.


Jede Krise ist immer eine Chance.

In der Medizin bringt jede Krisensituation eine Wende. Wenngleich Krisen mit Störungen zu tun haben und es zu einem Zusammenbruch kommen kann, illustriert, dass im Chinesischen, Krise sowohl Gefahr und auch Chance meinen kann. Auch in der Medizin gilt "Krisis" als Wendepunkt in einer Krankheit, meist zum Besseren. Bezogen auf die Gefahr einer Pandemie will dies heissen:

Krisen können Chancen sein, einen Durchbruch zu schaffen:
  • dank Antizipieren
  • dank Koordination
  • dank offener, eindeutiger Informationen
  • dank Briefing der schlimmsten Szenarien


Arena Diskussion

In der "Arena" vom 14. Oktober debattieren:
  • Karin Mölling, Professorin für Virologie, Uni Zürich
  • Flavia Schlegel, Vizedirektorin Bundesamt für Gesundheit
  • Hans Wyss, Direktor Bundesamt für Veterinärwesen
  • Etzel Gysling, Arzt, Herausgeber Pharma-Kritik
  • Marcus Knill, Kommunikationsexperte
  • Beda M. Stadler, Professor für Immunologie, Uni Bern
  • Daniel Lavanchy, Pandemiezentrum WHO
Wiederholungen: Samstag, 15. Oktober 2005 um 02.35 und um 15.05 Uhr auf SF1 und um 08.00 und 12.00 Uhr auf SFi. Online im Archiv.




Nachtrag vom 15. Oktober 2005: Warnungen vor Impf Panik trotz H5N1 in Rumänien



"Blick"-Schlagzeile vom 15. Oktober 2005.
In Rumänien enthielten verendete Tiere den H5N1-Vogelgrippevirus, an dem in Asien seit 2003 mehr als 60 Menschen gestorben sind. Regierung und Gesundheitsexperten warnen in Deutschland vor Panikmache. Man rechnet dort im laufenden Jahr mit bis zu 21 Millionen Grippeimpfungen. Experten warnen vor einer Impf-Panik: Susanne Glasmacher, die Sprecherin des Robert-Koch Instituts meinte:




"Gegen die Vogelgrippe nützt die Impfung sowieso nichts".


Auch eine vorsorgliche Einnahme antiviraler Medikamente sei zwecklos. Der Drang nach Impfungen habe zur Folge, dass ältere Menschen und chronisch Kranke länger auf eine Impfung gegen normale Grippe warten müssten. Angesichts der limitierten Anzahl von Impfdosen empfiehlt das Paul-Ehrlich-Institut Ärzten deshalb, selektiver zu impfen. Auch die Deutsche Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt warnte vor Panikmache. Auch für Reisende sei das Risiko überschaubar:

"Wer in der Türkei oder Rumänien ist, soll Geflügelmärkte meiden, kein rohes Fleisch essen und Tiere vor allem nicht nach Deutschland einführen. Dann ist die Gefahr sehr gering."



Quelle: wortschatz.uni-leipzig.de
Die Vogelgrippe hat Einfluss auf die Sprache. In statistischen Analysen tauchten Wörter wie "Geflügel" oder "Virus" unter den Worten des Tages auf. (Hier ist ein Beispiel).






Nachtrag vom 16. Oktober, 2005: Medienspiegel:

Verwirrungen, Irritationen


Tamiflu ist ausverkauft


Ist der "Blick" mit der Schlagzeile:

Haben unsere Beamten schon die Vogelgrippe?


zu weit gegangen?




Nachtrag vom 20. Oktober, 2005: Medienspiegel:


Interview aus der Thurgauer Zeitung.


Kommentar: Zur These: "Krisen sind Chefsache" stehen wir nach wie vor, wenngleich wir bei der Vogelgrippe immer nur von einer "anbahnenden Krise" gesprochen hatten. Bei der Krise geht es uns um die Krisensituation hinsichtlich Informationsmanagement der unterschiedlichsten Stellen. Konkret:

Auch bei der bestehenden Kommunikationskrise gehört der Chef eindeutig aufs Deck.


Zeltner äusserte sich erst am 18. Oktober im Radio DRS.


Zur Information Tamiflu

Der Arzt und Verleger Richart Altorfer hat uns einen brauchbaren Text vermittelt hat, der nach unserem Dafürhalten ein gutes Beispiel für eine gute, angemessene und eindeutige Information ist.

Beim untenstehenden rot markierten Text handelt es sich um einen gemeinsamen E-Mail-Versand der FMH und des Apothekerverein SAV an die Schweizer Ärzte und Apotheker.

An Ärzte und Apotheker Bern/Liebefeld vom 14. Oktober 2005

Gemeinsame Empfehlungen der FMH und des SAV an die Ärzte und Apotheker

Die Bevölkerung der Schweiz hat immer grössere Schwierigkeiten, die von den Medien verbreitete Information zum Thema Vogelgrippe zu verstehen und richtig einzuordnen. Daraus resultiert derzeit eine wachsende, sachlich unbegründete Nachfrage bei Ärzten und Apothekern. Wir empfehlen Ihnen, regelmässig die Internetseite des BAG zu konsultieren, die auch einschlägige Informationen der WHO umfasst.

Die Vogelgrippe, hervorgerufen durch das Influenza-Virus A, Subtyp H5N1, ist eine Tierseuche. Sie tötet in ihrer hoch pathogenen Version nahezu 100% der infizierten Tiere in kurzer Zeit. Das Virus befällt vorwiegend Geflügel und Wasservögel. Die resultierenden Tierseuchen liefern den Medien spektakuläre Bilder, welche in der Bevölkerung eine wachsende Angst schüren.

Es ist jedoch festzuhalten, dass das Virus zur Zeit nur in sehr seltenen Fällen Menschen befällt. Weltweit sind gemäss WHO seit Dezember 2003 insgesamt 117 Fälle belegt. Ausnahmslos handelt es sich dabei um Personen, die einem sehr engen Kontakt mit bereits infizierten Vögeln ausgesetzt waren.

Das Virus H5N1 ist gegenüber einer Behandlung mit Protein-M2-Hemmern (Amantadine DCI, Symmetrel CH) resistent. Jedoch lässt es sich wirksam mit Neuraminidasehemmern (Oseltamivir DCI, Tamiflu) behandeln. Es ist also möglich, eine bereits erfolgte Infektion wirksam zu behandeln.

Wie bereits erwähnt, kommt es heute nur in seltenen Fällen zu einer Ansteckung. Personen, die in der Geflügelzucht arbeiten und Reisende, die Geflügelzuchten im Ausland besuchen (2) sind am stärksten exponiert. Ärzte und Apotheker müssen dieses Risiko bei Atembeschwerden von Personen aus diesen Gruppen mitberücksichtigen (1).

Eine neue Situation wäre bei einer Mutation oder Rekombination gegeben, da so ein Erreger mit neuen Eigenschaften entstehen würde. Ein solches neues Virus könnte zu einer Epidemie führen, wenn es von Mensch zu Mensch übertragbar wäre. Dies ist aber heute nicht der Fall. Angesichts der Möglichkeit einer negativen Entwicklung wurde eine nationale Reserve von Tamiflu angelegt, die es erlauben würde, im Falle einer Pandemie alle Betroffenen zu behandeln.

Es gibt somit derzeit in der Schweiz keinerlei Anlass, Tamiflu prophylaktisch oder als private Reserve zu verschreiben oder abzugeben.

Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die Vogelgrippe ist derzeit gemäss BAG in der Endphase der Entwicklung. Sobald möglich, werden Personen aus Risikogruppen geimpft, was einer Behandlung mit Tamiflu in jedem Falle vorzuziehen ist, da sie so dauerhaft geschützt wären, was mit Tamiflu nicht der Fall ist.


Die Saison der Grippeimpfungen hat begonnen. Gemäss den Richtlinien der WHO empfehlen das BAG und die Eidg. Kommission für Impffragen die Impfung von Personen über 65, von chronisch Kranken, von Pflegepersonal und von Personen, die häufigen Kontakt mit Geflügel und wild lebenden Vögeln haben. Die Vogelgrippe ist jedoch wie oben dargelegt keinesfalls ein Anlass, die gesamte Bevölkerung gegen die Wintergrippe impfen zu lassen.

Das Auftreten des H5V1-Virus bei Geflügel in der Schweiz lässt sich nicht ausschliessen. Zwar bildet die Impfung gegen die Wintergrippe keinen Schutz gegen die Vogelgrippe, jedoch sollen Personen, die einem gewissen Risiko einer Infektion mit der Vogelgrippe durch den beruflichen Kontakt mit Geflügel ausgesetzt sind, immerhin soweit geschützt werden, dass sie nicht gleichzeitig mit der 'normalen' Wintergrippe und zusätzlich mit der Vogelgrippe infiziert werden können.

Wir sind verpflichtet, der Bevölkerung den genauen Einsatzbereich von Tamiflu klarzumachen. Wenn das BAG einen Vorrat zur Behandlung von 2 Millionen Personen angelegt hat, so hat das nichts damit zu tun, dass man nur gewisse Privilegierte behandeln und die anderen ihrem Schicksal überlassen will, sondern weil auch im allerschlimmsten Fall nur ein Teil der Bevölkerung eine Behandlung brauchen wird.

Das BAG und das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung bereiten in den nächsten Wochen in Zusammenarbeit mit den betroffenen Berufsorganisationen und den kantonalen Behörden ein Konzept für die Versorgung mit Tamiflu und die sachgerechte Information der Bevölkerung im Falle einer Pandemie vor.

Auf der Internetseite der FMH und des SAV finden Sie in Kürze ein Flugblatt (3), das Sie im Wartezimmer und in der Apotheke auflegen können. Damit soll eine seriöse, verständliche und klare Information an die Bevölkerung gegeben werden, die von medizinischen Fachleuten stammt, welche gemäss Umfragen über ein hohes Vertrauen verfügen.

Wir danken für Ihren Beitrag und Ihr Engagement für eine koordinierte und effiziente Aktion gegen die Ängste und Verunsicherungen in der Bevölkerung.

Dr. Jacques de Haller Präsident FMH

Dominique Jordan Präsident SAV

Quelle: www.bag.admin.ch




Echo der Politologin Regula Stämpfli zur "Arena" Diskussion:

Bei Risikokommunikation muss die Zukunft immer mitdenken. In der Arena-Sendung zeigt der Kommunikationsexperte Knill klar, welche Themen, Fragen und Ängste der Bevölkerung ernst zu nehmen sind, welche Weisungen klar und deutlich sein müssen und welche Unklarheiten noch bestehen. Knill war auch klar und weisungsrichtig in seiner Analyse, dass Angst da ist.

Knill plädierte als Kommunikationsexperte sinnvollerweise für eine Struktur der Kommunikation, für ein Wissen, welches Amt, welcher Kanton, welche Instanz verantwortlich ist und für klare Massnahmen oder zumindest Auskunft darüber, welche Massnahmen noch unklar sind. Soweit so gut.

Leider vermochten die anwesenden Experten die Klarheit der Themen, Fragen und Ängste nicht zu bringen. Obwohl es eine der gescheitesten und informativsten Arena-Sendungen seit langem war, blieben die Zuschauenden mit einem grossen Fragezeichen sitzen.

Soll ich mich nun als gesunde, knapp mittelalterliche Frau impfen? Theoretisch gemäss gescheitem Bundesamt für Gesundheit nein, gemäss Herrn Stadler, der kommunikativ sehr sympathisch und volksnah wirkte, aber ja. Weshalb werden nicht alle Geflügelhalter obligatorisch geimpft? Unklar. Wird nun das Geflügel in der Schweiz stark kontrolliert und weiss ich, dass die Behörden die Vogelgrippe insofern im Griff haben als dass immerhin der Ausbruch registriert und die Quarantäne sofort verordnet werden kann? Völlig unklar. Nützen nun Tamiflu-Lager ja oder nein? Profitiert nun Roche und die Konsumenten bezahlen einfach alles? Wo sind diese Lager? Wie werden sie verteilt? Wer bezahlt? Völlig unklar. Wie wird das Worst Case Szenario konkret aussehen? Und? Was wollte eigentlich die WHO mit der ganzen Tamiflu-Geschichte?

Die WHO kam streckenweise so rüber, als wolle es sich einfach die Hände unschuldig waschen, indem sie Weisungen an die Regierungen abgibt, die einige Länder aus ökonomischen und politischen Gründen gar nicht vollziehen wollen, können und gezwungen werden.

Da war Herr Wyss von BVA wirklich brillant und klar und benannte das Urproblem: Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche und sie entsteht immer auch dort, wo hygienisch schwierige Bedingungen herrschen und wo Mensch und Tier auf engstem Raum zusammenleben. Manchmal nützt es auch, die Ursachen zu bekämpfen statt an den Wirkungen zu erkranken. In meiner politologische Übersetzung bedeutet das klar, dass Armut, fehlende Hygiene und korrupte Politik immer auch Krankheiten generieren. Manchmal dann Krankheiten die dann reiche, hygienische und demokratische Politik treffen können. Und vielleicht sollten hier WHO, die Schweiz, die EU und auch die USA diesbezüglich etwas tun und nicht nur Grippenmedikamentenlager füllen, von denen man nicht weiss, ob sie überhaupt helfen.

Einmal mehr zeigt sich das, was wir aus der Politikwissenschaft kennen. Aufgrund der komplexen Problematik werden Verantwortlichkeiten delegiert, zwei Experten haben mindestens drei Meinungen, alle wollen nur das beste, doch für eine Einigung zugunsten der Sache und nicht nur der eigenen Interessen ist noch nicht abzusehen. Das kreiert unklare Kommunikation. Immerhin ist das Thema noch in einer Phase der Diskussion und Vertrauen kann geschaffen werden - Herr Knill hat gesagt, wie wichtig das ist. Die Arena-Sendung war insofern sehr aufschlussreich und zeigte einmal mehr, dass Wissenschaftler und Experten gemeinsam ein wunderbares Gesprächstniveau haben können, selbst wenn auch grosse Meinungsverschiedenheiten da sind. Doch die Unsicherheit bleibt und die Experten müssen sich noch auf klarere politische, medizinische und kommunikative Positionen einigen.


Nachtrag vom 21. Oktober, 2005: Virus in England?:

In England ist ein Papagei an Vogelgrippe gestorben. Das Tier war aber unter Quarantäne. Auch aus Kroatien wurden erste Fälle der Tierseuche gemeldet.


Nachtrag vom 22. Oktober, 2005: Virus in Schweden:

In Schweden sind erste Fälle der Vogelgrippe bestätigt worden. Es ist unklar, ob es sich auch um den für Menschen gefährlichen H5N1 Virus handelt. In Kroatien sind Erreger in toten Schwänen nachgewiesen worden.


Nachtrag vom 26. Oktober, 2005: H5N1 in Kroatien bestätigt:

Das auch für Menschen gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 ist jetzt auch in Kroatien bestätigt worden. Die EU-Kommission sei vom Referenzlabor der Europäischen Union in Weybridge informiert worden, "dass das bei wilden Vögeln in Kroatien isolierte Virus tatsächlich das H5N1-Virus ist", sagte Sprecher Philip Tod am Mittwoch in Brüssel.


Nachtrag vom 20. November 2005: Tote in China
Nach Reuters ist erstmals auch in China der Vogelgrippe-Virus bei Menschen nachgewiesen worden. Zwei der drei mit dem Virus-Stamm H5N1 Infizierten seien bereits gestorben, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge gibt es weitere Verdachtsfälle in China und schürt neue Sorgen über eine weltweite Ausbreitung.




Nachtrag vom 3. Dezember 2005: H5N1 Virus in der Ukraine.

Ukraine erklärt Teile der Krim zum Katastrophengebiet weil in manchen Krim-Dörfern "über Nacht" 80 bis 90 Prozent aller Nutzvögel gestorben seien. Der Rest soll rasch getötet werden: Teile der Krim stehen unter Quarantäne.



Bildquelle: Spiegel
Nachtrag vom 08. Februar 2006: H5N1 auch in Afrika aufgetaucht Die Vogelgrippe ist in Afrika angekommen. Im Blut toter Hühner aus den Provinzen Kauna und Kano im Norden Nigerias haben Wissenschaftler das gefährliche H5N1-Virus nachgewiesen. Zehntausende Vögel sind bereits verendet, grosse Bestände sollen gekeult werden.


Nachtrag vom 11. Februar 2006: H5N1-Virus erreicht Italien und Griechenland

Der Vogelgrippe-Virus H5N1 hat auch Italien und Griechenland erreicht. Das bestätigten die Regierungen in Rom und Athen am Samstag nach Laboruntersuchungen an tot aufgefundenen Schwänen. Italiens Gesundheitsminister Francesco Storace bestätigte, dass die meisten der 17 tot aufgefundenen Schwäne den H5N1-Virus gehabt hätten. Die Schwäne seien vom Balkan nach Italien gekommen. Auch das griechische Landwirtschaftsministerium teilte mit, dass bei drei Schwänen das H5N1-Virus bestätigt wurde. Die Tiere waren in der nordgriechischen Stadt Saloniki tot aufgefunden worden. Auf der Insel Skyros wurde eine Wildgans positiv auf einen Vogelgrippe-Erreger vom Typ H5 getestet.


Nachtrag vom 11. Februar 2006: Zur Situation im Anfangs Februar:
  • Schweiz: 10. Februar 2005: Der Bund will innert zwei Wochen entscheiden, ob der Ausbruch der Vogelgrippe in Afrika und Italien eine Stallpflicht für das Schweizer Geflügel nötig macht. Eine Neuauflage der im letzten Oktober verhängten Massnahme sei möglich, sagte der Direktor des Bundesamts für Veterinärwesen, Hans Wyss, in der "Berner Zeitung". Allerdings werde eine zweite Stallpflicht nicht leichtfertig angeordnet, da sie für Hobbytierhalter mit einigem Aufwand verbunden sei. Generell ist laut Wyss das Risiko einer Einschleppung der Vogelgrippe durch den Frühlingszug der Zugvögel geringer als jenes im vergangenen Herbst. Die Schweiz trifft damit trotz dem Vogelgrippefall im EU Raum keine Sofortmassnahmen in Sachen Vogelgrippe. Dies, obwohl das auch für den Menschen gefährliche Virus H5N1 mit Italien erstmals eines ihrer Nachbarländer erreicht hat. "Für uns hat sich die Situation nicht geändert", sagte Marcel Falk, Sprecher des Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET) am 11. Februar auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Vergangenen September hatte das BVET einen Massnahmenkatalog gegen die Vogelgrippe verabschiedet. Darin wurde damals noch festgehalten, dass die Freilandhaltung des Geflügels verboten wird, sobald die Vogelgrippe in einem Nachbarland ausbricht. Der Massnahmenkatalog sei als Denkhilfe zu verstehen, sagte Falk dazu. Das Virus H5N1 sei in Italien noch in keinem Gefügelbetrieb gefunden worden, wurde betont. Aber auch falls dies so wäre, gäbe es in der Schweiz nicht automatisch eine Stallpflicht. "Wir wollen vorerst abwarten und schauen, welche Massnahmen die italienischen Behörden treffen."
  • Deutschland: Der deutsche Bundeslandwirtschaftsminister hat die Massnahmen zum Schutz vor Vogelgrippe angepasst. Das Geflügel muss bundesweit wieder in die Ställe. Ab dem 1. März gilt für Geflügel in ganz Deutschland für mindestens zwei Monate wieder die Stallpflicht. Damit soll die Vogelgrippe aus dem Land ferngehalten werden, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer am 3. Februar in Berlin.
  • Niederlande ordnet ebenfalls Stallpflicht an Geflügelzüchter in den Niederlanden müssen ihre Tiere von März an in Ställen halten, damit sich das Geflügel nicht bei Zugvögeln mit der Vogelgrippe anstecken kann. Die Stallpflicht werde etwa ab Monatsanfang gelten, teilte eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums am 9. Februar mit.
  • In Oesterreich wurde noch nichts angeordnet.
Wir hatten die mangelnde Koordination der Information Koordination der Massnahmen auf internationaler Ebene beanstandet. Es scheint, dass es in diesem Bereich sich noch nicht viel verbessert hat. Wie wäre es, wenn sich die Verantwortlichen vor den Entscheiden an einen Tisch setzen würden. Die Verantwortlichen wissen. Es gibt auch Telefon- oder Videokonferenzen. Wir gehen davon aus, dass immer noch der Mister Vogelseuche fehlt, der die Informationen koordiniert.

Das Abwarten und Zuwarten ist in den Vorbereitungsphasen stets richtig und wichtig, vor allem dann, wenn es darum geht, die Informationen zu koordinieren. Aber nicht mehr dann, wenn die Öffentlichkeit bereits informiert wurde und Entscheide gefällt wurden.

Wie könnte einer Bäuerin in Randen (Deutschland) logisch begründet werden, dass ihre Hühner ab 1. März im Stall bleiben müssen, wenn die Hühner in der Schweizer Grenzgemeinde Bargen immer noch frei herumflattern dürften? Es bleibt zu hoffen, dass der Direktor des Bundesames für Veterenärwesen die Haltung des Zuwartens aufgibt, falls die Nachbarländer Oesterreich und Deutchland die Stallpflicht einheitlich eingeführt haben.




Nachtrag vom 15. Februar: Stallpflicht in der Schweiz

Nachdem in Italien und auf der deutschen Insel Rügen nachgewiesen wurd, dass Schwäne am gefährlichen Virus-Typ H5N1 gestorben sind und in Österreich und Slowenien dringende Verdachtsfälle gemeldet worden sind, gilt nun die Stallpflicht auch in der Schweiz ab 20. Februar.


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