Patrik Schwendimann, Analyst der Zürcher Kantonalbank,
war beeindruckt von der Sicherheit des Swissair-Chefs vor den
Medien und der Finanzwelt. Beobachter stellten jedoch fest: Ausser einem Vertrauensappell konnte Corti noch nicht viel Neues präsentieren. Wir wiesen bereits beim letzten Medienauftritt auf die Bedeutung der "Vermittlung des Vertrauen" hin. Wir betonten Kommunikation heisst, Vertrauen vermitteln. Wir vertraten dabei stets die Meinung: Gelingt es Corti nicht, das Vertrauen an allen Fronten aufzubauen, so nützt das beste Management nichts. (Die Meinung der Belegschaft, der Piloten, Aktionäre und Kunden sind letzlich entscheidend). Der Börsensprung der Swissairaktien von 15% könnte heute für Cortis Fähigkeit sprechen, das Vertrauen allmählich aufzubauen. Da Corti Beraterfirmen wie McKinsey das Geld gekappt hat, beschäftigt Corti in Kloten zur Zeit 150 interne Berater, die ihm auf dem schwierigen Weg weiterhelfen sollen. Unter anderem halfen auch Swissair Mitarbeiter mit, Spartips zu geben: Blitzartig hatte man 500 Vorschläge zusammen. Ideen sind nötig: Die Swissair will innerhalb von einem halben Jahr 500 Millionen Franken einsparen. Cortis neue Pläne, die er an der Medienkonferenz aus dem Hut zauberte, beinhalteten auch neues Konfliktpotential.
Will Corti neue Arbeitverträge durchsetzen, so warten auf ihn heikle Gespräche, die er nur mit kommunikativer Kompetenz bewältigen kann. PS. An der Medienkonferenz verriet Corti noch nicht, ob er den Milliardenkredit unter Dach hat. Cortis Antwort lautete trocken: "Die Verträge sind unterzeichnet, Ende." Und fügte bei: "Allerdings enthalten die Verträge Bedingungen wie bei allen Kreditverträgen." Die Öffentlichkeit weiss damit noch nicht, ob die Bedingungen erfüllt sind. Die Antworten Cortis glichen leider in vielen Bereichen einem Eiertanz - was auch taktische Gründe haben kann. Wir haben im Aktuell beitrag vom 25. Mai auf die Thematik "Nichtantworten" und "Ausweichtechniken" hingewiesen. |