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www.rhetorik.ch aktuell: (27. April, 2001)

Gute Kommunikation heisst: Vertrauen vermitteln
(Zur GV der SAir Group mit Mario M. Corti)





Seit Wochen haben wir das Verhalten des neuen SAir Kapitäns Corti aus dem Kommunikationsblickwinkel mitverfolgt.

Die Öffentlichkeit hatte sich gefragt, ob es am 25 April gelingt, bei den Mitarbeitern, Aktionären, Kunden und den Medien das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen. Die Erwartungshaltung an der "Monster Generalversammlung" in Kloten war enorm gross. Der Redemarathon von 8 Stunden liegt hinter uns. Aus der Sicht der Medienkommunikation waren wir gespannt:
  • Wurden die versprochenen Antworten gegeben?
  • Überzeugte der Auftritt Cortis?
  • Wie wurde die Chance im Umgang mit Medien genutzt?
Corti selbst sagt unter Anderem an der Versammlung:

"Vertrauen kann man nicht befehlen. Vertrauen muss man erwerben!"


eine These, welche wir auch in rhetorik.ch immer vertreten haben (siehe z.B. im Beitrag über Krisenkommunikation. Es gilt jedoch auch, dieses neu erworbene Vertrauen zu erhalten.

Verwaltungsrat, (Versagerrat nach Blick) Quelle: www.blick.ch


Corti erhielt an der Versammlung erstaunlich viel Vertrauen. Am Anfang sah es aus, als ob den Kernfragen gezielt ausgewichen würde. Doch im Laufe der Veranstaltung gab es vermehrt konkrete Antworten:

Mario Corti Es gab ausser für Corti keine Entlastung bei den Verwaltungsräten. Die verlangte Sonderprüfung wird auch von Corti unterstützt. Der Name "SAir Group" wird durch "Swissair Group" ersetzt. Es gibt fürs Erste als existenzbildende Massnahme eine Finanzspritze von einer Milliarde Franken. Die Swissair Group wird fliessend aus dem Frankreichabenteuer (Air liberté/AOM/Air littoral) ausssteigen.
Bei den Abgangsentschädigungen wurde immerhin der Vorhang bei Honegger und Suter gelüftet. Honegger erhält 480'000.-- Fr. Suter erhält nichts.
Hoffnungstraeger Corti versprach ferner, die Kunden wieder zu Königen zu machen. Auch die Türen zu den Medien wurden wieder geöffnet.
Bereits vor der Versammlung erklärte Corti an der Samstagsrundschau von Radio DRS, dass während der nächsten Monate wieder mit Medienauftritten zu rechnen sei und vor allem, wann und wieso nicht. (Siehe letzte Folge).
Der ruhige, souveräne Autritt, die straffe Führung und Überlegenheit (Übrigens fehlte bei der Anschrift der Doktortitel!) fand auch in den Medien grosse Anerkennung.
Trotzdem darf nicht übersehen werden:
  • Die Nachfolge von Beatrice Tschanz ist noch nicht geregelt. Berater beeinflussen die Kommunikationskultur.
  • Die Abgangsentschädigungen von Bruggisser und Reutlinger durften nicht offengelegt werden
  • Der umstrittene Finanzchef Georges Schorderet sitzt immer noch im Boot.
  • Wie es mit der Sabena weitergeht steht noch in den Sternen.
  • Ein Teil der Aktionäre schien verärgert: Sie gingen vorzeitig weg. Sie hatten das Gefühl, die Sache werde bewusst in die Länge gezogen, oder, dass ihre Fragen nicht ernst genommen würden. "Die Frage nehmen wir zur Kenntnis" war für viele keine Antwort.
  • Wie die zusätzlich benötigte Finanzspritze von einer Milliarde erhalten werden kann ist noch offen.
Wie sich das erworbene Vertrauen auf die Börse auswirkt, zeigen die nächsten Wochen. Möglicherweise wird die Swissair Group weiter Anschauungsmaterial zum Thema "menschenorientiertes Kommunizieren" liefern.


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