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Wir lobten und
schätzten jahrelang das vorbildliche
Kommunikationsverhalten von Beatrice Tschanz. Ihre praxisbezogenen
Grundsätze zur
Krisenkommunikation
basieren aus ihrer erfolgreichen Tätigkeit
während Ihrer Swissairzeit.
Als Beatrice Tschanz für die Schweizer
Illustrierten (Heft Nr 43/03) gemeinsam mit Herbert Tschanz ihre
Privatsphäre öffnete, waren wir erstaunt, dass eine
Kommunikationsberaterin so weit gehen konnte. Bekanntlich besteht immer
die Gefahr, dass jene, die ihren privaten Bereich öffentlich machen,
plötzlich
böse Überraschungen erleben.
Wir wunderten uns deshalb nicht, dass in der
Weltwoche vom 27. November (Heft 48/03) die Kommunikationsikone arg
demontiert wurde. Der Beitrag ging auf die wachsende Kritik an
diversen Mandaten und fragwürdigen Medienauftritte ein.
Der Beitrag beleuchtet die Höhen und Tiefen von "Bea-National".
Leserbriefschreiben, Headhunter und Kommunikationsberater wären
angeblich enttäuscht über Bea Tschanz.
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Die hohe Abfindung, die Tschanz als ehemalige Centerpulse-
Kommunikationsberaterin erhielt habe für Empörung gesorgt.
Sie erhielt 1.53 Millionen Franken plus Optionen im Wert von
1.3 Millionen Franken.
Tschanz habe das Image als "Sauberfrau" verloren. Ihre These hatte
früher stets gelautet:
"Verbergen kannst du eh nichts. Es kommt so oder so ans Tageslicht."
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Es wunderte uns, dass die Profifrau, welche immer Offenheit
gross geschrieben hatte, heute so tut, als sei sie erschrocken
gewesen darüber, dass die Schweizer Illustrierte mit ihr eine
so grosse Geschichte gemacht hatte. Sie und ihr Mann hätten
sich gewundert, am Kiosk das Bild plötzlich auf der Titelseite
zu sehen. Wer von einem SI Fotografen 300 Aufnahmen machen lässt,
darf im Nachhinein nicht so tun, als hätte man nicht geahnt, dass
daraus eine gross aufgemachte Homestory wird.
Wir möchten die anderen aufgelisteten unrühmlichen Geschichten
des Weltwocheartikels wie zum Beispiel die fragwürdige Angaben zum
Studium nicht zusätzlich aufführen. Auch die NZZ am Sonntag vom 5.
November beleuchtete das neue Bundesratsmandat von Beatrice Tschanz kritisch.
Obschon "Madame Swissair" nach wie vor von vielen geschätzt wird werde sie
neuerdings auch auf der Strasse beschimpft. Das gute Bild der einfühlsamen
Krisenkommunikationsfrau wird sicherlich allen in Erinnerung bleiben.
Doch musste Beatrice Tschanz nach dem Swissair Debakel selbst
eingestehen, dass sie die Strategie des Swissair -Verwaltungsrates nie hinterfragt
hatte.
Der Einstand als Lobbistin von Bundesrat Leuenberger ist Beatrice
Tschanz hingegen wieder geglückt.
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Roger Schawinski schrieb in der Weltwoche Ausgabe 45/2003
in seine Mailbox:
Liebe Beatrice Tschanz
Die Schlagzeilen um deine Person überschlagen sich. Hilf mir! Wo stehen
wir genau? Noch bei den Flitterwochen? Oder schon beim neuen Job,
nachdem du nur Wochen zuvor die Rückkehr ins Privatleben angekündigt
hast? Die Publizitätssucht, der du offenbar in fortgeschrittenem Stadium
anheim gefallen bist, ist eben eine besonders heimtückische Krankheit.
Da werden laufend Grenzen überschritten, die alle anderen erkennen, nur
selbst ist man blind.
Als ich dich vor mehr als dreissig Jahren bei der Neuen Presse kennen
lernte, warst du die witzigste und wohl auch begabteste Journalistin
weit und breit. Über Promis und deren private Klatschgeschichten hattest
du eine klare Meinung: gut für die Zeitung, aber meist lächerliches
Imponiergehabe. Nach vielen anonymen Jahren als Pressechefin kam Halifax
und die Welt der Beatrice Tschanz wurde eine andere. Erstmals standest
du im Zentrum. Du allein solltest die Glaubwürdigkeit unserer nationalen
Fluglinie wiederherstellen, weil der hölzerne CEO an deiner Seite diesen
Part nicht spielen konnte. Das so erworbene Vertrauen hast du dann
investiert, um die Schweizer Öffentlichkeit bis zur allerletzten Minute
von der Genialität der Hunter-Strategie zu überzeugen und sie hat dir
zu lange geglaubt.
Hat dir das geschadet? Im Gegenteil. Jede deiner öffentlich geweinten
Tränen hat dir die Herzen der Menschen näher gebracht. War es diese
Erfahrung, die dich dazu gebracht hat, selbst deine intimsten Gefühle
unmittelbar nach dem Tod deines Mannes in den Medien zu verbreiten?
Damals habe ich, liebe Bea, zum ersten Mal gestutzt. Als ich vor Jahren
einen ähnlichen Schicksalsschlag erlebt hatte, war ich für lange Zeit
sprachlos. Das Letzte, was ich mir in jener Situation hätte vorstellen
können, wäre eine Homestory in der Schweizer Illustrierten gewesen.
Deine bald darauf folgende Hochzeit mit allen exklusiven Bildern
schaffte es an gleicher Stelle gar aufs Titelblatt. Und jetzt, nachdem
du richtig Geld kassiert hast, schwebst du als Moritz Leuenbergers
Beraterin im Feindesland Zürich ein, um sein Kommunikationsproblem in
seinem Heimatkanton zu lösen. Kennen wir diesen Film nicht bereits?
Welches Grounding erwartet uns diesmal? Oder ist es der Balsam der
nächsten Talkshows und Homestorys, der all deine Zweifel übertüncht?
Mit freundlichen Grüssen
Roger Schawinski
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