Die Fernsehduelle zwischen den Spitzenkandidaten
Schröder und Stoiber finden definitiv am 25.
August und am 8. September statt. Noch vor zwei Wochen hatte
es ausgesehen, als ob das TV Duell scheitern
könnte, da sich die Kandidaten nicht auf einen
Termin einigen konnten.
Stoiber möchte beim TV Auftritt das Image
"kantig, echt erfolgreich" übermitteln.
Schröder will eher das Bild eines "gut gelaunten"
Kanzlers hinterlassen.

Links zum Thema:
Diskussionen um Rededuell-Form
- Auf Werbepausen soll während der Sendung verzichtet werden.
- Es wird immer noch diskutiert, ob Schröder als "Herr Bundeskanzler"
oder als "Herr Schröder" angesprochen werden soll.
- Unklar ist ferner, wer die erste Antwort geben darf
- Noch nicht festgelegt, wann die Kamera auf
welche Ehegattin gerichtet werden darf.
- Bereits jetzt sind Drehbuchautoren an der Arbeit,
Formulierungen und Gesten zu besprechen.
- Schröder und Stoiber
werden stehen und ohne Zuschauer diskutieren.
- Die reine Redezeit wird 75 Minuten betragen.
Stehend oder Sitzend?
Der 12 cm längere Stoiber möchte beim TV Duell lieber
stehen und Schröder möchte verständlicherweise
lieber sitzen.
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Die CSU föppelte: |
"Wir könnten Schröder schon ein Fussbänklein hinstellen."
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Die SP konterte: |
"Wir sind gerne bereit, Stoiber einen Sprachprozessor zu beschaffen."
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Debattiermodelle
Der ZDF Chefredakteur Niklaus Brender sucht noch nach einem
Konzept. Er hätte zur Auswahl:
- Das spanische Modell:
Beide Kontrahenten sitzen sich gegenüber und können ungebremst ihre
Position vertragen. Gefahr: Das Duell wird zu geschwätzig!
- Das französische Modell
ist in Frankreich seit 1974 üblich: Es heisst dort
"Les débats televisés".
Alles wird vorgeschrieben. Selbst die Marke des Puders und
der Schminke.
- Das US Modell hat eine klare Dramaturgie.
Kandidat A antwortet 90 Sekunden auf die Frage
des Moderators. Dann gibt es 60 Sekunden für die Reaktion des
Kandidaten B. Hierauf bekommt wieder Kandidat A das Wort für 30 Sekunden.
Dieses Sytem 90-60-30 lautet: Answer-Rebuttal-Response.
Die Teilnehmer dürfen sich dabei weder unterbrechen noch gegenseitig
Fragen stellen.
- Eine weitere US Variante ist ein "Town-Hall" Gespräch.
Bei diesem Modell stehen beide Kandidaten vor einer
Zuschauerarena. Die Kandidaten antworten auf Fragen, die
dem Moderator zuvor schriftlich eingereicht worden sind.
Spricht jemand zu lang, geht der Moderator mit einem
"Time out" dazwischen.
Moderation
Wer das Duell moderiert ist noch offen.
Folgende Namen sind im Gespräch als mögliche Moderatoren:
- Fritz Pleitgen: Ist ein SPD Freund, gilt aber als parteilos.
- Maybrit Illner: Ebenfalls eher der SPD nahestehend.
- Wolf von Lojewski: Obwohl SPD Mitglied ist er
auch für Stoiber verhandelbar
- Petra Gerster: Kennt sich in Konfliktgesprächen aus
- Ulrich Wickert: Hat Erfahrung in TV Duellen
- Sabine Christiansen: Wäre Unionsnah. Doch wurde Stoiber in einem
Interview so stark verunsichert, dass er die Journalistin einmal als
Frau Merkel angesprochen hatte.
Personenfrage oder Inhalte?
Publikumsbefragungen bestätigen, dass die Personenfrage
weniger gewichtet wird als die Inhalte, die übermittelt werden.
Es wird damit gerechnet, dass Schröder und Stoiber künftig
recht vorsichtig sind hinsichtlich konkreter Versprechungen.
Sie wissen, dass sie an dem gemessen zu werden, was sie tatsächlich
halten. Schröder ist bereits ein gebranntes Kind. Er nannte vor der Wahl
Arbeitslosenzahlen, an denen er heute noch zu beissen hat.
Fachleute sind deshalb der Meinung, dass es eher ein Gerangel um die
Mitte geben wird und sich beide inhaltlich angleichen.
(Vergleiche Bush und Gore ).
Jedenfalls wird man künftig viele vage, allgemeingültige Phrasen zu
Ohren bekommen. Vor allem die Parteiprogramme werden bei der Wahl
eine massgebende Rolle spielen.
Im Bundestag bieten sich Schröder und Stoiber unterdessen nur
Schlagabtausche, die keine sind. Die Thematik "Nahostproblem" eignete sich
zum Beispiel nicht für eine persönliche Profilierung.
Thematisch waren sich die beiden in der Nahostfrage zu
ähnlich. Richtige Duelle werden erst im Herbst erwartet.
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