In der Schweiz gibt es heute Demonstrationen gegen die Corona Massnahmen des
Bundesrats.
NZZ,
NZZ (2),
Tagi.
Noch immer werden Kritiker auch in Schweizer Medien vor allem auch
belacht.
So wird auf 20 Minuten eine absurde Aussage eines Corona Kritikers
``Wir haben eine Diktatur in der Schweiz" in den Titel gestellt und dies als Repressentant der Demonstration
gesehen.
[Nachtrag, 17. Mai: Bei Notmassnahmen muss das Parlament als auch
die Bevölkerung nicht mehr gefragt werden. Kritik ist automatisch ausgeschaltet.
Parlamentarier wollen das wieder aendern (Blick).]
Auch im ``Blick" werden
die Kritiker plaziert, (denn natürlich helfen Alukugeln nicht gegen Corona).
Gemeinsam bei beiden Artikeln ist, dass Andersdenkende in einen Topf geworfen werden
und absurde Randpositionen bei den Berichten herausgepickt wurden. Die Strategie wirkt wunderbar:
|
|
20 Min mit einem nicht telegenen Standbild (die Kritikerin wird mit einem starren Blick gezeigt).
Man kann argumentieren, dass die Kritiker zu Wort kommen. In Wahrheit ist es ein Lächerlichmachen der Kritiker. |
Der Blick zeigt Demonstranten mit Alukugeln und die wagen, "das Gehirn auszuschalten".
|
(Man muss aber sagen, dass auch Kritiker nicht mehr nur ignoriert werden. Im Tagi gibt es einen
Artikel über
Christoph Pfluger.)
In diesem
Persoenlich Artikel warnt der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen, die Protestierenden in
der Corona Krise pauschal auszugrenzen und sie nich als ``Spinner", ``Paranoiker" oder ``Hysteriker" abzutun.
Die Marginalisierungsstrategie hatte auch bei der Trump-Bewegung in den USA geholfen. Man hat
sie in die Nazi und Xenophobie Ecke projiziert (zum Teil zu recht, denn es gibt dort such
Neonazis und viel Fremdenfeindlichkeit.
Man rieb sich dann die Augen, als Trump gewann. Das waren offensichtlich
nicht alles nur Spinner.
Der Deutsche Journalist und Schriftsteller
Wolfgang Herles
hat in einer
Kolumne
ein paar Gedanken vormuliert, die lesenswert sind. Herles gilt als konservativer Journalist, ist aber
kein Rechtsextremer. Man muss das heute immer anfügen weil Andersdenkende in
extreme Ecken gedrängt werden. Weil die Kolumne auf einer konservativen Webseite
plaziert ist, ist sie auch pauschal abwaschbar. Herles startet mit dem bemerkensweisen Satz:
``Wer Andersdenkende als Leugner diskriminiert, sie am liebsten mit
Verschwörungstheoretikern in einen Topf wirft und für extrem hält,
ist selbst ein Leugner und Fälscher."
|
Er meint dann
Mag sein, dass Boris Palmer verharmlost, wenn er im Sterben alter,
vorerkrankter Heiminsassen an Covid-19 nur eine leicht veränderte
Normalität erkennen mag. Aber verharmlosen nicht vielmehr diejenigen,
die das Leiden derjenigen gar nicht zur Kenntnis nehmen, die zwar
nicht an Covid-19 erkrankt sind, und trotzdem wegen der Corona-Pandemie
sterben? Eine Studie der AOK stellt fest, dass die Zahl derjenigen, die
wegen Atemwegserkrankungen ärztliche Hilfe suchen, um 51 Prozent
gesunken ist. Gemessen an den Vorjahrszahlen haben 41 Prozent der an
Kreislaufstörungen, zwei Drittel der an Rückenschmerzen und
siebenundfünfzig Prozent der an Verdauungsproblemen Laborierenden
auf einen Arztbesuch verzichtet. Die Zahl der von Herzinfarkt und
Schlaganfall betroffenen Patienten hat um dreissig Prozent abgenommen.
Dank Corona sind Abertausende zwar nicht gesünder als früher,
nur ihre Angst vor Arztbesuchen hat so massiv zugenommen, dass sie
lieber krank bleiben. Wollen wir das verharmlosen? Der Marburger Bund
der Krankenhausärzte schlägt Alarm. Siebenundfünfzig
Prozent der Krankenhausärzte haben derzeit weniger Arbeit als im
Vorjahr. Wer verharmlost da was?
Verharmlost werden Ängste, die auf so schöne Namen wie
Agoraphobie, Demophobie und Ochlophobie hören. Es sind Spielarten
der Angst vor Menschenmassen, und bedürfen therapeutischer
Hilfe. Solche sozialen Ängste werden derzeit erfolgreich
geschürt. Der Phobiker gilt als vorbildlich. Der Nichtängstliche
als Gefährder. Verkehrte Welt. Ist die übertriebene Angst vor
dem Virus etwa keine Phobie?
Man weiss, dass die Menschen heute weniger zum Arzt gehen und wichtige Eingriffe
verschieben. Man wird es wahrscheinlich nie quantifizieren können, wieviele
Menschenleben so durch die Masshahmen geopfert wurden und noch werden. Denn
wenn jemand wegen eines Problems nicht mehr zum Arzt geht, dann ist das nicht
als Corona Opfer gezählt. Ganz zu schweigen vom psychologischen Schaden
durch Corona Traumas, Isolation und Depression.
Es gibt in der Kolumne auch Kritik an der Informationspolitik:
Bei einer Umfrage des Uni-Klinikums Eppendorf und der Uni Tübingen
unter Virologen, Immunologen und anderen medizinischen Experten
haben mehr als 82 Prozent der Befragten sich über die restriktive
Informationspolitik beklagt. Ein Drittel sieht die Meinungsfreiheit in der
Wissenschaft bedroht. Wollen wir das leugnen und uns mit den Auffassungen
der Drostens und Lauterbachs begnügen? Leugnen wir immer nur das,
was uns nicht passt?
Wir kennen das aus der Klimadebatte. Die grössten Leugner sind die,
die ihre eigenen moralischen Vorstellungen als wissenschaftliche Wahrheit
ausgeben. Wer Andersdenkende als Leugner diskriminiert, sie am liebsten
mit Verschwörungstheoretikern in einen Topf wirft und für
extrem hält, ist selbst ein Leugner und Fälscher.
Ein Gedanke, der immer noch bewusst verborgen wird, sind
die
Kollateralschäden des Lockdowns, auch direkt im speziellen Fall des
Gesundheitswesen. CNN
schätzte
einmal, dass 750000 Amerikaner durch Drogen oder Alkohol oder Selbstmord sterben könnnten, als direkte
Folge von Corona. [Der CNN Artikel ist nicht mehr zu sehen. Er ist offensichtlich intern
nachträglich zensuriert worden].
Wir hatten schon vor zwei Monaten auf das ethische
Trolley Problem
hingewiesen. Ist es in Ordnung, ein paar Leute zu töten, um damit einen zu retten?
Bei der Corona Krise ist genau dieses Dilemma eingetroffen und man hat sich entschieden, vorsichtig zu sein.
Auch
Mediensynchronisierung ,
sich gegenseitig überbietende
Politikern und natürlich Angst, haben dazu geführt, dass man ein Mehrfaches an Opfer
in Kauf genommen hat. Die Medizin gegen die Krankheit war offensichtlich schlimmer als die Krankheit selbst.
Es ist ein ethisches Problem, dass praktisch überall gleich beantwortet wurde. Man hat die Kollateralschäden
gar nicht erst betrachtet. Das sieht ähnliches auch beim Trolley Problem. Das Umlegen des Schalters, das einen Menschen
auszuschaltet, um damit ein Mehrfaches zu retten, gilt im Allgemeinen als ethisch
nicht verantwortbar. Das Dilemma wird vermehrt mit uns sein.
Der Historiker
Yuval Harari (der für Bücher wie
21 Lektionen
für das 21. Jahrhundert bekannt geworden ist),
hatte einmal in einem
Interview
(lange vor der Corona Krise) darauf hingewiesen, dass das Trolley Problem heute nicht mehr
nur eine akademische Denkaufgabe ist: ein selbstfahrendes Auto wird etwas entscheiden müssen
ob es seinen Insassen opfert, um damit die Insassen eines Cars zu retten, der
auf Kollisionskurs ist. Die Entscheidung muss schon vom Programmierer der
Computerroutinen entschieden werden.
Warum waren so viele auf einen Lockdown erpicht? Angst und Vorsicht ist sicher der Hauptgrund.
Man wusste am Anfang nicht, wie schlimm die Sache wirklich ist. Dann gab es auch nie eine Diskussion,
man hat nur auf die Epidemiker gehört und nicht auch auf Oekonomen, Psychologen oder Aerzte.
Eine Rolle spielte auch, dass die Berichterstatter, Politiker, und
andere Entscheidungsträger im Allgemeinen weniger unter einem Lockdown zu leiden hatten.
Sie gehören zu den weniger Betroffenen. Sie leben nicht in einer kleinen Wohnung ohne Balkon,
und konnten, umgeben von elektronischen Kommunkationsmitteln komfortabel weiter arbeiten.
Restaurantbetreiber, Sportler, Musiker, Schuhverkäufer, Musiklehrer, Kinobetreiber,
Buchhändler, Schreiner, Putzleute, Automechaniker, Taxifahrer, Coiffeure, Ladenbesitzer usw.
die ``nicht-wesentliche Sachen" verkaufen, sind hingegen durch die Masshahmen
hart getroffen worden. Ein grosser Teil der Bevölkerung hat dabei Schaden genommen auch gesundheitlich.
Es wäre sicher falsch, den Lockdown als Folge einer
Verschwörung der Elite zu sehen.
Beim Lesen von Medienberichten in den letzten Wochen wird man den Verdacht aber nicht los,
dass
soziale Unterscheide weltweit eine
Verstärker-Rolle gespielt haben.
Dies nicht nur in Europa, vor allem auch in den USA, Südamerika oder China.
Die Krise hatte angenehme Nebeneffekte für das ganze politische Spektrum,
sowohl links als auch rechts:
mehr Überwachung und Kontrolle,
weniger Obdachlose auf den Strassen,
saubere Luft was gut ist für den Klimawandel,
und dann
weniger Migration,
weniger Sexgewerbe, weniger
öffentlichen Verkehr,
weniger
direkte Demokratie z.B. durch Gemeindeversammlungen, Diskussionen in Kneipen,
Vereinen oder Demonstrationen, dann gibt es
dank Corona, auch
legitim, mehr Menschen aus der Produktion wegzurationalisieren.
Schliesslich muss sich auch nicht mehr um
Demonstrationen kümmern, denn
die Polizei kann das rechtsmässig unterbinden.
Die
Meinungsäusserung war kanalisiert in einer schon dünnen
Medienvielfalt. Auch eine
Tracking app ist ein wahrgewordener
Traum der Strafverfolgung.
Die Leute lassen sich nun freiwillig Schritt für Schritt
überwachen (legitimisiert von Universitäten wie der EPFL, die solche Apps mitentwickeln).
Persönlichkeitsrechte und Meinungsvielfalt sind im Corona-Zeitalter unwesentlich geworden.
Früher musste man einen Krieg herbeizetteln, um Menschen zu kontrollieren, heute genügt
ein Fall wie Corona. Wenn man sich die Zahlen mit kühlem Kopf ansieht, dann ist Corona
zwar ein aussergewönlich Fall (schwerwiegend vor allem für Risikogruppen)
Die Sache ist aber vergleichbar mit anderen Risiken. Dafür muss man sich an Zahlen halten:
man liest etwa im
Bericht vom BAG aus dem Jahre 2015, dass
im Frühjahr 2015 hat etwa 2500 Todesfälle und die Hitzewelle im Juli etwa
500 Todesfälle zusätzlich zur normalerweise erwarteten Zahl bewirkt. Man vergleiche
dies mit den im Moment
1879 Corona Toten in der Schweiz
und wundert sich um die Verhältnismässigkeit. Wer aber solche Zahlen nennt, gilt
als ``Corona Ignorant", es gibt aber eher auch die ``Daten Ignoranten". Ein Argument, dass gerade durch den
Lockdown viele Menschen gerettet worden sind, mag wahr sein, doch wieviele Menschen und
wieviele Existenzen hat man aber dazu bewusst zerstört?
In Schweden ist man einen Weg gegangen, der weniger einschränkend war.
Schweden wird aber in diesen Tagen sehr stark kritisiert.
Ein Beispiel aus den NYT (5/15/2020). Die Aussage, dass Schweden katastrophal fahre,
stimmt offensichtlich nicht mit dem Bild überein. Schweden ist vergleichbar mit der Schweiz.
Solche Beispiele sind nicht gerade Reklame für eine klar denkende Presse.
|
Zum Schluss trotzdem auch noch etwas beruhigende Daten:
Daten vom 16. Mai.
Quelle.