In Paris wurde ein Attentat auf das Magazin
Charlie Hebdo
verübt. 12 Menschen starben, darunter
4 Karikaturisten: Cabu, Tignous, Charb und Wolinski.
Quelle.
Der Anschlag ist schrecklich und unverständlich: denn die Reaktion
ist zumeist nicht Einschüchterung, sondern Trotz. Die Bilder des Magazins
verbreiten sich noch mehr.
20 Min:
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In der heute veröffentlichten Ausgabe widmete sich das
französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" dem neuen Roman
des französischen Skandal-Autors Michel Houellebecq, der darin
die Machtübernahme durch einen muslimischen Präsidenten
in Frankreich im Jahr 2022 beschreibt. Mit seinen provokanten
Mohammed-Karikaturen hat das Satiremagazin in der Vergangenheit schon
mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Aus Angst vor einem Anschlag
überwachte die Gendarmerie das Charlie-Hebdo-Gebäude
in der Folge des Nachrucks der dänischen Karikaturen schon
2006. Nicht ganz unbegründet. Nach der Veröffentlichung
der Sonderausgabe mit dem Titel "Scharia Hebdo" wurde am 2. November
2011 auf die Redaktion des Magazins am Boulevard Davout in Paris ein
Brandanschlag verübt. Der Stein des Anstosses: Diverse Karikaturen,
die den Propheten Mohammed zeigen. Die Karikaturen lösten immer
wieder wütende Reaktionen von Muslimen aus, die Abbildungen des
Religionsgründers ablehnen. Im Januar 2013 kam dann ein Comicheft
mit dem Titel "Das Leben Mohammeds" in die Kioske. Religionen stehen
immer wieder im Visier der Satirezeitung. Dabei werden nicht nur Muslime
auf die Schippe genommen. Auch vor dem Beschuss des Korans wird nicht
zurückgeschreckt.
- Im Jahr 2006 machte "Charlie Hebdo" von sich reden, als es
Mohammed-Karikaturen aus der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten"
nachdruckte, die zuvor weltweit zu blutigen Protesten erzürnter
Muslime geführt hatten. Zudem wurden eigene Karikaturen
beigefügt. Die Auflage war innert Stunden ausverkauft. In einem
daraufhin vom Verband islamischer Organisationen in Frankreich (UOIF)
und der Grossen Moschee von Paris angestrengten Prozess wurde das Magazin
vom Vorwurf der "öffentlichen Beleidigung einer Personengruppe
wegen ihrer Religion" freigesprochen.
- Im November 2011 veröffentlichte das Magazin eine Sonderausgabe mit
dem Titel "Scharia Hebdo". Darin waren mehrere Mohammed-Karikaturen
enthalten. Aktivisten steckten daraufhin aus Protest die
Redaktionsräume der Zeitschrift in Brand und hackten die Website
des Magazins. Gegen den "Charlie Hebdo"-Chef und Zeichner Charb wurden
Morddrohungen ausgesprochen, worauf er unter Polizeischutz gestellt wurde.
- Im September 2012 provozierte "Charlie Hebdo" mit der
Veröffentlichung teils derber Mohammed-Karikaturen wütende
Reaktionen von Muslimen, die Abbildungen des Religionsgründers
ablehnen. Erneut gab es Morddrohungen gegen Charb, ebenso wurde die
Website für Stunden lahmgelegt. Gedruckt wurden die Karikaturen, als
es in zahlreichen muslimischen Ländern blutige Proteste gegen den
in den USA produzierten islamkritischen Film "Die Unschuld der Muslime"
gab. Aus Angst vor gewaltsamen Protesten verstärkte die Regierung
in Paris damals die Sicherheitsvorkehrungen für französische
Einrichtungen in muslimischen Staaten.
- Im Januar 2013 kam dann ein Comic-Heft mit dem Titel "Das Leben Mohammeds"
in die Kioske. Das Heft war nach Darstellung der Macher weder Karikatur
noch Satire, sondern ein auf einer genauen Quellenlage basierender
detaillierter Bericht. Charb sagte dazu, es handle sich um eine "vom
Islam autorisierte Biografie, da sie von Muslimen redigiert wurde".
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Das Journal hat alle Religionen auf die Schippe genommen: zwei Beispiele:
Die Reaktion der Medienschaffenden ist enorm:
Nachtrag vom 8. Januar, 2014:
Der Blick:
Das Massaker in Paris hat einige Medien auch eingeschüchtert. "CNN"
zeigt die Mohammed-Cartoons nur von Weitem, andere Zeitungen verpixeln
die Karikaturen gar.

Die Suche nach den Attentätern ist in vollem Gange:
Blick.
Eine Google Suche zeigt, wie sehr die Karikaturisten an die Grenze gehen.