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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Feb, 2013)

Burnout in den Medien

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:



Illustration aus der New York Times.
Der Begriff Job Burnout ist immer noch den Medien. In der Schweiz vor allem, seit das SVP Aushängeschild Natalie Rickli sich letztes Jahr unter Burnout zurückziehen musste. Zwangspause für SVP Politikerin titelte etwa die Schweizerillustrierte.

Ein gerade publizierte New York Times Artikel zeigt, dass das Problem auch in den USA erkannt wird, da viele nicht mehr mithalten können. "Schneller, grösser und schneller" wird gefragt. Der Autor argumentiert aber, dass nicht die Zeit, die am Arbeitsplatz verwendet wird, zählt, sondern die Energie. Energie wird dabei als Arbeitsproduktivität definiert. Mehr Ferien und Ausspannzeit zu nehmen, kann dazu helfen, dass die Energie grösser ist. Der Artikel zitiert auch Studien. So die Stanford Wissenschaftlerin Cheri D. Mah, die herausgefunden hat, dass Basketballspieler mit mehr Schlaf bessere Ergebnisse hinlegten, oder die Schlafforscherin Sara C. Mednick die gemessen hat, dass 60-90 Minütige Schlafpausen die Gedächtnisleistung erhöht.

Die Mehrbeanspruchung durch die Rezession ist messbar: In den USA wurden im Jahr durchschnittlich 9.2 Ferientage pro Jahr ausgelassen. Im Vergleich waren das nur 6.2 Tage im Jahre 2011. Die Leute wagen sich nicht mehr von der Arbeit weg.


Hier sind links zu Artikeln und Fernsehbeiträgen aus der Schweiz vom letzten Jahr:

Schweizer Fernsehen:

Volkskrankheit Burnout Immer mehr Menschen in der leistungsorientierten Arbeitswelt leiden am Burnout-Syndrom. Sie sind psychisch krank, müde und müssen behandelt werden. In Freiburg haben heute 500 Fachkräfte über dieses Phänomen diskutiert und darüber, wie dagegen angegangen werden kann. Reporterin Karin Moser hat einen Manager getroffen, der - total ausgebrannt - sich behandeln lassen musste.
Aus dem Tagi:
Der CSP-Nationalrat Karl Vogler hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Sein Suizidversuch löst Betroffenheit aus. Und lenkt die Aufmerksamkeit einmal mehr auf den ständig wachsenden Druck am Arbeitsplatz. Er sei an "seine persönlichen Lebensgrenzen gestossen", heisst es in einem Communiqué, das Karl Vogler am Wochenende veröffentlichen liess. Laut Recherchen der "Blick"-Redaktion hatte der CSP-Nationalrat am vergangenen Donnerstagabend versucht, sich das Leben zu nehmen. Er konnte aber noch rechtzeitig ins Spital gebracht und gerettet werden. Die Nachricht über seinen Suizidversuch hat in weiten Kreisen Betroffenheit ausgelöst. Über die genauen Umstände, die Vogler zu dieser Verzweiflungstat bewogen haben, kann nur spekuliert werden. Er selber lässt verlauten, dass "die psychische Belastung unerträglich wurde". Vogler ist kein Einzelfall. Fast die Hälfte der Schweizer Berufstätigen gibt an, an konstanter Erschöpfung zu leiden Lange Zeit wurden Probleme im Zusammenhang mit Burn-out, wie das Massenleiden genannt wird, totgeschwiegen: Die Angst, dem Druck nicht gewachsen zu sein und als Versager abgestempelt zu werden, überwog. Zwar wurden bereits Mitte der 1970er-Jahre wissenschaftliche Arbeiten zum Thema geschrieben, doch der "gesellschaftliche Durchbruch" gelang dem Burn-out erst in den 1990er-Jahren. Und seit der zehnten Auflage der "Internationalen Klassifikation der Erkrankungen" (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Burn-out sogar mit einem eigenen Diagnoseschlüssel (Z73.0) erfasst. Ist heute von Burn-out die Rede, wissen die meisten, was gemeint ist. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt Prominente, die mit ihrem Problem an die Öffentlichkeit gegangen sind. In der Schweiz sorgte vor einigen Jahren der Rücktritt des FDP-Präsidenten Rolf Schweiger für eine öffentliche Thematisierung des Problems, genauso wie der Fall von Komiker René Rindlisbacher. Oder Miriam Meckels Erfahrungsbericht "Brief an mein Leben" (2010), worin sie ihre ganz persönliche Burn-out-Erfahrung eindrücklich beschreibt und der sich monatelang in den Bestsellerlisten hielt. Jahrelang hatte Meckel ihre gesamte Energie in ihre Karriere gesteckt, mit Erfolg: Sie war die jüngste Professorin Deutschlands, Regierungssprecherin, Moderatorin und seit 2005 Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen. Jahrelang gelang es ihr, alles unter einen Hut zu bringen. Sie hetzte von einer Veranstaltung zur nächsten, schrieb Artikel und Bücher und moderierte nebenbei auch eine Fernsehtalkshow. Bis im Herbst 2008 gar nichts mehr ging. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen" beschreibt Meckel den Moment, als ihr Körper den Schalter auf "Aus" stellte, wie folgt:" Es fühlte sich an, als hätte ich gleichzeitig eine Überdosis Schlaftabletten und Aufputschmittel genommen." Meckel zog den Stecker und begab sich für fünf Wochen in eine Klinik. Ein vernünftiger Schritt. Damit es erst gar nicht so weit kommt, appelliert Beate Schulze, Vizepräsidentin der Schweizer Expertennetzwerks für Burnout in einem Interview mit "Unipublic" an die Arbeitgeber, die dafür sorgen müssen, "dass Burn-out am Arbeitsplatz kein Tabuthema bleibt" und dass die Arbeitsanforderungen und auch die Umgebung an die Fähigkeiten der Mitarbeiter angepasst werden. Dem zunehmend unter Druck stehenden Arbeitnehmer rät Schulze, sich "regelmässig den Spiegel vorzuhalten" und abzuschätzen, inwieweit die persönlichen Ziele im Einklang mit den Möglichkeiten und Perspektiven des Jobs stehen. In diesen Spiegel hat Karl Vogler vielleicht zu spät geschaut. "Diese Situation stellt grundsätzliche Fragen an mich", schreibt Vogler in seinem Communiqué. Fragen, für die er sich jetzt Zeit nehmen wird. "Innerhalb der nächsten 14 Tage werde ich über meinen Gesundheitszustand und meine Absichten informieren."
Aus dem Blick
Rund jede sechste Person in der Schweiz leidet an einer psychischen Störung. Dies zeigt der neuste Monitoringbericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) von heute. Psychische Krankheiten gehören zu den häufigsten und den einschränkendsten Krankheiten überhaupt. Sie wirken sich auf alle Lebensbereiche der Betroffenen aus und können zu grossen Beeinträchtigungen führen. Rund 450 Psychiater, Psychologen und Mediziner aus der ganzen Schweiz sind heute Nachmittag am Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD), dem Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders. "Allein in der Schweiz belaufen sich die durch stressbedingte Beschwerden verursachten Kosten auf jährlich 4,2 Milliarden Franken. Die Vermutung liegt nahe, dass Burnout für einen Grossteil dieser Kosten verantwortlich ist", erklärt Psychiater Joe Hättenschwiler vom Zentrum für Angst- und Depressionsbehandlung (ZADZ) in Zürich. Genau erfasst seien Burnout-Fälle jedoch nicht, da die Erkrankung noch nicht als eigenständige klinische Diagnose anerkannt ist. Zu perfekt und leistungsstark Besonders betroffen von der totalen Erschöpfung und Depression sind vor allem leistungsstarke Menschen und Mitarbeiter mit dem Hang zur Perfektion. Dies bestätigt Psychiater Hättenschwiler. Werden die erbrachten Leistungen nicht gewürdigt und bleibt die Anerkennung über weite Strecken aus, droht, dass die Betroffenen Misserfolge im Arbeitsleben als persönliche Niederlage betrachten. Doch auch auszehrende Berufsgruppen wie etwa die Ärzte selbst, leiden an Burnout. Präventivmediziner und und FDP-Ständerat Felix Gutzwiller sprach den Medizinern ins Gewissen: "Was Ärzte gerne verdrängen, ist die Tatsache, dass auch sie nur Menschen sind und damit auch der Gefahr unterliegen zu erkranken. Dies spielt insbesondere beim Thema Burnout eine Rolle. Hier scheint sich eine grosse Diskrepanz zwischen Diagnose bei einem Patienten und dem Erkennen des eigenen Betroffenseins aufzutun." Bei der Behandlung von Burnout sei es wichtig, sich an den individuellen körperlichen, seelischen und geistigen Grenzen des Patienten zu orientieren. Und möglichst früh mit der Behandlung zu beginnen. "Wer über längere Zeit nachts nicht mehr schlafen kann, sollte zur Abklärung", rät Joe Hättenschwiler.

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