In Ägypten nehmen Proteste zu, die zum Teil durch Videos
und soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook aufgeschaukelt
worden sind. Am 27. Januar wurden (ein Erstfall in der Geschichte
des Internets), alle Internetverbindungen nach und aus Ägypten
gekappt.
Präsident Mubarak ist in Schwierigkeiten. Die im ganzen Lande
geltende Ausgangssperre wird ignoriert. Demonstranten versuchen das
Staatsfernsehen zu stürmen. Aus 20 Min:
Die ägyptische Regierung schaltete nach dem Internet auch
Mobilfunknetze ab, um die massiven Proteste einzudämmen. Über
diese Kommunikationskanäle waren Aufrufe zu Protesten verbreitet
worden. Die ägyptischen Telekommunikationsfirmen sollen in einer
geheimen Krisensitzung beschlossen haben, im Falle einer Eskalation der
Proteste an diesem Freitag alle Kommunikationskanäle zu kappen, wie
die unabhängige ägyptische Tageszeitung "Al-Shorouk" berichtete.
Nachtrag vom 30. Januar: China hat "Aegyption" auf Twitter und co gesperrt.
Es könnte befürchten, dass das Feuer der Aufruhr auch nach Aisen brennt.
Quelle.
Am 25. Januar erlebte
Aegypten seinen "Tiananmen-Moment", als sich fuer ein paar Sekunden
ein einzelner Mann vor einen anrueckenden Wasserwerfer stellte.
Mit Bild und Ton in der Kommunikation gewannen
die Botschaften an Authentizität und Macht. Nicht zuletzt
das war der Grund, dass frühe Rundfunksysteme in fast jedem
Staat der Erde staatlich kontrolliert wurden; dass jeder Putschist,
jeder Aufständische zuerst versuchte, Zugriff auf die "Sender"
zu bekommen. Ging das nicht, suchten sich die Informationen andere
Wege: Der Umsturz des Ajatollah Chomeini im Iran des Reza Schah Pahlavi
wurde durch die heimliche Weitergabe von Tonband-Kassetten vorbereitet,
vielleicht erst ermöglicht.
Seit Mobiltelefone praktisch in jeder Tasche stecken, SMS- und später
Internet-basierte Kurznachrichtendienste es ermöglichen,
Menschenmassen zu erreichen, ohne dafür über Zugriff
auf herkömmliche Massenmedien haben zu müssen, steht
Demonstrierenden mitunter eine bessere Kommunikationsinfrastruktur zur
Verfügung als ihren meist staatlichen Opponenten. Das hat die Rolle
klassischer Medien, vor allem des Rundfunks, deutlich geschmälert.
Medien, denen man gern nach ihrem potentiellen Einfluss eine
entsprechende Wichtigkeit zuspricht, wird man ab sofort anders
hierarchisch ordnen müssen: CNN? Nichts gegen Youtube. Das
Radio? Kein Vergleich zu Twitter. Die Presse? Zahnlos im Vergleich mit
Facebook. Zumindest in unruhigen Zeiten ist das nun so. Digitalmedien
und Kommunikationsgeräte haben die Masse von den herkömmlichen
Medien emanzipiert.
Trotz Medien-, Internetzensur und gekappten Handys und Abschottung der Zufahrtstrassen:
Hunderttausende versammeln sich in Kairo
NZZ
Wir sind uns hier viel zu wenig bewusst, was Meinungsfreiheit und Pressefreiheit bedeutet.
In China dürfen die Medien keine Demonstrationen zeigen.
In Google fehlen dort alle Informationen, wenn "Aegypten" eingegeben wird.
Nachtrag vom 3. Februar, 2011:
Gewalt gegen ausländische Journalisten
Ausländische Journalisten geraten ins Visier der
Mubarak-Anhänger. CNN-Korrespondent Anderson Cooper wurde verprügelt,
eine Laser-Attacke stoppte einen ZDF-Reporter. Aus
20 Min:
Opfer eines gewalttätigen Übergriffs wurden auch der
CNN-Reporter Anderson Cooper sowie dessen Producer und Kameramann. Dabei
wurden sie nicht nur geschlagen, die Angreifer versuchten auch, die
Kamera zu zerstören. Ein ähnliches Schicksal erlitten ebenso
zwei Reporter der Nachrichtenagentur AP.
Auch der ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg hatte am späten
Mittwochabend eine Live-Schaltung während der "heute"-Sendung vom
Balkon eines Kairoer Hotels abgebrochen, nachdem er und sein Kameramann
von einem Laserstrahl erfasst worden waren.
Zwei Journalisten des kanadischen CBC-Netzwerks berichteten, dass
sie von einem Mob eingekreist und verprügelt worden seien,
bis die ägyptischen Streitkräfte sie in Sicherheit gebracht
hätten. "Ohne sie wären wir vermutlich totgeschlagen worden",
sagte der Reporter Jean-Francois Lepine.
Das Abschalten des Internets in Ägypten hat der ägyptischen
Volkswirtschaft grossen Schaden zugefügt. Auch hat der Ruf
des Landes als Outsourcing Partner Schaden genommen. Auch der Tourismus
hat gelitten.