Aus Hamburger Abendblatt, 31. Juli, 2008
Doch Internet-Zensur - Peking bricht sein Wort
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat sein Versprechen
gebrochen, dass die 25'000 Journalisten, die von den Sommerspielen in
Peking berichten werden, einen "unzensierten Zugang zum Internet" haben
werden - zumindest in den Pressezentren. Im Gegensatz dazu sind Webseiten
verschiedener Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International, Seiten
exiltibetischen Ursprungs wie auch chinesische Inhalte der Deutschen
Welle, gesperrt und sollen es auch bleiben.
Fast ohnmächtig akzeptierte das Komitee die chinesische Zensur des
Internets. "Ich kann den Chinesen nicht sagen, was sie tun sollen",
ist der Wortlaut des Chefs der IOC-Pressekommission, Kevan Gosper,
der ebenfalls einräumt, dass IOC-Vertreter die Sperrung "einiger
heikler Webseiten" mit der chinesischen Seite ausgehandelt haben.
Der Australier Gosper entschuldigte sich zwar, die Weltmedien mit
seinen früheren Versprechen in die Irre geführt zu haben, doch
für Medienvertreter steht nun die Glaubwürdigkeit des IOC auf
dem Spiel. Gosper selbst stellt die Sachlage nun so dar, als ob es nur
um die freie Berichterstattung über die Spiele, nicht aber um China
allgemein gegangen sei: "Wir haben es hier mit einem kommunistischen Land
zu tun, in dem zensiert wird. Wir bekommen, was sie einem zugestehen. Ich
vermute, sie haben ihre Entscheidung getroffen."
Das IOC will nicht einmal mehr protestieren - geschweige denn an
der Zensur
rütteln. "Die Berichte über die Spiele sind nicht
beeinträchtigt", der Internetzugang sei "ausreichend" und "umfassend"
lautet der chinesische Wortlaut, während Amnesty die Zensur als
"Verrat der olympischen Werte" geisselt.
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