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Tagesanzeiger vom 8. Oktober 2009: "Stocker hat die Nerven verloren",
Interview von Claudia Imfeld:
Herr Stocker sagt, er habe Rückgrat bewiesen, als er aus der Sendung lief. Der Moderator habe sich nicht an die Abmachungen gehalten. Wie schätzen Sie sein Verhalten ein? Davonlaufen ist grundsätzlich falsch. Denn die Zuhörer kennen den Hintergrund der Geschichte nicht. Sie wissen nicht, dass es anscheinend eine Abmachung gab, die nicht eingehalten wurde. Sie bekommen nur mit, dass da einer aufbraust und entnervt geht. Wie verhält man sich richtig in solch einer Situation? Ruhe bewahren ist die oberste Maxime. Stocker hätte Jositsch darauf hinweisen können, dass er dieses Thema zum x-ten Mal anschneidet und dann den Sachverhalt aus seiner Sicht erklären sollen. Vielleicht hätte er sogar humoristisch kontern können. Dann hätte er souverän gewirkt und gepunktet. Warum hat er nicht sachlich transparent gemacht, dass die Spielregeln nicht eingehalten wurden? Etwa mit: "Obwohl Sie sich nicht an die vereinbarten Spielregeln halten, schlage ich vor, dass wir zum eigentlichen Thema zurückkommen." Stocker warf Jositsch vor, einen unfairen Wahlkampf zu führen. Der Jurist Jositsch ist sehr gewieft vorgegangen: Er hat eine Schwachstelle gefunden und stocherte wahrscheinlich bewusst drin herum. Ich verstehe Stockers Ärger, denn anscheinend hat er das Bauverbot für Minarette damals im Kantonsrat ja nur seiner Partei wegen unterstützt und war persönlich nie dafür. Jetzt stellt ihn Jositsch als Lavierer dar, als einen der sich durchschlängelt. Da ist Stocker wohl der Kragen geplatzt. Leider hat er die Nerven verloren. Peter Bodenmann lief einmal bei einer "Arena"-Sendung davon, begleitet von der Kamera. Er schaffte es so, seine Botschaft dreimal ungestört zu platzieren: beim Weggehen, bei einem Interview über das Weggehen und dann bei der nächsten "Arena". Und was war Ihrer Ansicht nach Stockers Botschaft? Ernst Stocker brachte nur eine Botschaft rüber: "Ich habe die Nerven verloren". Das schadet sicher seiner Reputation. |
Nachtrag vom 10. Oktober:
"20 Min":
Schade. In einem professionellen Trainings hätte Herr Stocker gelernt, immer gut zuzuhören, zu erkennen, dass man bei Überraschungen zuerst innehalten, Ruhe bewahren und die Situation analysieren muss, bevor man sich von den Emotionen leiten lässt und die Nerven durchbrennen. Bei Medien gilt, "Gesagt ist gesagt!" Alt Bundesrat Blocher bewertete im "Tele Blocher" Stockers Hinauslaufen als Stärke und Mut. Er bewundere seinen Parteikollegen. Ich bin da anderer Meinung. Stocker hat das Hinauslaufen nicht mit Verstand, als gezielte Aktion, bewusst und ruhig zelebriert. Er stand bei seiner Flucht nicht über der Sache. Stocker verlor eindeutig die Nerven. |
Nachtrag vom 10. Oktober 2009: Roger Zedi macht im
Tagesanzeiger
vom 10 Oktober 2009 eine Liste von Politikern, die Interviews verlassen haben.
Wir haben ein paar dieser Fälle als Aktuell Artikel. Hier eine Zusammenfassung der in diesem
Artikel "Es ist zum Davonlaufen" genannten Fälle. Der Fall Novak vom 2005 ist hier noch angehängt worden:
Nicht allen hat der frühzeitige Abmarsch langfristig geschadet. Im Artikel Zur Psychologie es Hinauslaufens argumentiert Guido Kalberer, dass der frühzeitige Abgang im Showbusiness besser goutiert wird als in der Politik:
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