Die Drahtzieher der Blocherabwahl, wie Darbelley und Wyss fehlen
erstaunlicherweise auf dieser Liste. Ob sie an einer zusätzlichen
Geheimaktion arbeiten? Sicher werden die damals erfolgreichen Putschisten
nicht tatenlos zusehen, wie der SVP nach einem Jahr die Revanche
gelingt. Mit dem Bekanntwerden der Gruppe 13 besteht die Gefahr, dass
die SVP in den nächsten Tagen reagieren und alle Versuche, Maurer
zu verunglimpfen, als Schmutzkampage der Gruppe 13 deklarieren kann. Die
Medienexposition der Gruppe 13 könnte auch eine kontraproduktive
Wirkung haben: wenn sich bürgerliche Kräfte zusammenschliessen
und zu Steigbügelhaltern der SVP werden. Jede Aktion führt
zu Gegenaktionen. Jedenfalls stehen spannende Tage bevor. Maurers
Medienrhetorik war lange bewundernswert. Als Bundesratskandidat gab er
sich kürzlich weniger eloquent:
Tagesanzeiger: Ueli Maurer verliert vor der Kamera die Nerven
Der Favorit für die Bundesratswahlen vom 10. Dezember verlor gestern
am Fernsehen die Nerven, als ein Journalist ihn zu seinem Verhältnis
zu Christoph Blocher befragte.
Die erste Fragen parierte Ueli Maurer noch gelassen. Dass man mit
klaren Worten und klarer Haltung Leute beleidigen könne, sei schon
möglich, antwortet Maurer gestern Abend im Interview mit der Sendung
"10vor10" von SF auf die Frage, ob er in den letzten Jahren nicht zu
viele Leute beleidigt habe. Auch als das Schweizer Fernsehen ihn mit
seinen harten Aussagen zu Bundesrat Samuel Schmid konfrontierte, blieb
der frisch gebackene Bundesrats-kandidat ruhig. Er habe dabei nur die
Haltung der Partei vermittelt, verteidigte sich Maurer.
Doch als der Journalist nachhakte, ob alle Dossiers auch auf dem
Tisch von Christoph Blocher landen, wenn Maurer Chef im VBS sei,
verlor der frühere SVP-Präsident die Fassung. "Das sind
doch dumme Fragen." Wenn er VBS-Chef werde, treffe er Entscheidungen
zusammen mit den Leuten im VBS. Die Partei habe die Möglichkeit,
sich einzubringen. "Die dummen Unterstellungen nach zwölf Jahren
kommen wirklich nur dem Fernsehen in den Sinn."
SVP-Politiker rufen: "Ein Skandal" 24 Stunden nach der Sendung
schäumen die Fraktionskollegen von Maurer immer noch über das
Interview von "10vor10". "Dass ein öffentlich-rechtlicher Sender
sich solche Unterstellungen als Fragen leistet, ist ein Skandal", sagt ein
SVP-Nationalrat. Die Nähe zu Christoph Blocher und Unterstellungen,
er handle nicht selbstständig, haben bereits einmal zu einem
Eclat vor laufender Kamera geführt. In einer Diskussionsendung
des ehemaligen Schweizer Senders Tele 24 bezeichnete Roger Schawinski
Maurer als "Präsident von Blochers Gnaden". Daraufhin verliess
Maurer gereizt das Studio.
Kommentar: Nach meinem Dafürhalten hat Ueli Maurer nicht die
Nerven verloren. Doch nervt es ihn, wenn man ihn ständig als
unselbständigen Politiker hinstellt, der nur nach der Pfeife
des Uebervaters tanzen kann. Ueli Maurer hat das Recht, penetrante
Unterstellungen zurückzuweisen. Wenn er jedoch zu ungehalten
reagiert, so bestärkt dies in der Oeffentlichkeit den Eindruck, dass
der Journalist einen heiklen Punkt getroffen hat und die Unterstellung
etwas Wahres an sich haben kann.
Ueli Maurer hat sich zu recht empört: Das Fernsehen entschuldigte
sich! Für mich eine seltene Geste. Doch spricht dies für
Schweizer Fernsehen SF-Chefin -Ingrid Deltenre und Chef-redaktor Ueli
Haldimann entschuldigen sich.
Grund war ein Interview in der Sendung "10 vor 10" vom Donnerstagabend.
Nach dem Nominationsentscheid der SVP-Fraktion hatte Redaktor Hans
Bärenbold (55) dem Kandidaten Maurer die kritische Frage gestellt:
"Und Ihre Dossiers, landen die dann immer auf dem Tisch von Christoph
Blocher?"
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Maurer konterte, solch dumme Fragen könnten nur dem
Fernsehen einfallen. Gestern sagte Maurer, Bärenbold sei "schlicht
unhöflich und frech". SF-Chefredaktor Ueli Haldimann gibt
Maurer recht:
Das ganze Gespräch sei "missglückt" und die betreffende
Frage "ganz daneben". Durch den Ton der Fragen sei der Eindruck
eines "unflätigen Verhaltens" entstanden. Haldimann stellte
Redaktor Bärenbold deshalb am Freitagmorgen zur Rede. Nach diesem
Gespräch entschuldigte sich Bärenbold telefonisch bei Ueli
Maurer.
Dann doppelten die TV-Bosse nach. Haldimann griff zum Hörer und
entschuldigte sich ebenfalls noch am Freitag. Auch SF-Chefin Ingrid
Deltenre fand das Interview "völlig missglückt". Weil
sie Maurer persönlich kenne, habe auch sie sich per Mail bei ihm
entschuldigt, sagte sie am Samstag.
Einen solchen Bückling der TV-Leute hat Maurer noch nie erlebt:
"Es ist das erste Mal, dass sich das Fernsehen bei der SVP entschuldigt."
Haldimann bestätigt: Solche Entschuldigungen kämen "extrem
selten" vor.
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Es ist gut, dass die Fernsehverantwortlichen bedacht sind, dass
am "Staatsfernsehen" kein anwaltschaftlicher Journalismus betrieben wird.
Politiker dürfen hart befragt werden, doch geht es nicht an, dass
in einem "10 vor 10" Interview willkürlich, unbewusst oder bewusst,
böswillige einseitige Unterstellungen eingeflochten werden. Die
Entschuldigung spricht für die Qualität des Schweizer
Fernsehens. Fehler kann es immer wieder geben. Doch ist es ein Zeichen
von Grösse, wenn man sich für unzulässige journalistische
Arbeit entschuldigt.
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Nachtrag vom 2. Dezember 2008: Iwan Rickenbacher Interview
im Blick:
Blick.ch: Herr Rickenbacher, ist in der Schweiz eine "neue Art des
Politisierens" mit Geheimbünden zu erkennen?
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Iwan Rickenbacher:
Nein, auch in der Vergangenheit gab es in der Schweiz
immer wieder Gruppen, die ad hoc gebildet wurden und denen irgendwelche
Namen gegeben wurden. In der sogenannten "Nacht der langen Messer"
(Nacht vor der Bundesratswahl) wurden immer wieder verschiedene Aktionen
geplant, um die Bundesratswahlen zu entscheiden.
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Blick.ch:
Wer kommt für die "Gruppe 13" als Alternative zu Blocher/Maurer
in Frage?
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Iwan Rickenbacher:
Bestimmt niemand aus der SVP. Diese Person würde ja sofort aus der
Partei und der Fraktion der ausgeschlossen. In Frage käme jemand
aus der CVP oder von den Grünen. Nationalrat Luc Recordon hat sich
bereits offiziell zur Wahl gestellt.
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Blick.ch:
Was sagen Sie zum Vorgehen der "Gruppe 13"?
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Iwan Rickenbacher:
Ein Geheimbund, der öffentlich wird, ist nicht mehr geheim. Somit
verliert er einen erheblichen Teil seiner Wirkung. Wenn Geheimbünde
wirklich etwas durchsetzen wollen, dann dürfen sie erst nach
erfolgter "Operation" bekannt werden. So wären sie wirklich effektiv.
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Blick.ch:
Angenommen, die "Gruppe 13" schafft es, Blocher und Maurer als
Bundesräte zu verhindern. Wird dies das Volk goutieren?
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Iwan Rickenbacher:
Das Volk wird seine Meinung dazu bei den Wahlen 2011 kundtun. Zuvor
könnte jedoch schon bei den kantonalen Wahlen im Aargau eine Reaktion
zu spüren sein.
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Blick.ch:
Müssen wir uns in der Schweiz vom Grundsatz der Konkordanz
verabschieden?
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Iwan Rickenbacher:
Nein, denn die Konkordanz wird lediglich im Bundesrat auf die Probe
gestellt. In den Kantonsregierungen und in Hunderten von Gemeinden wird
die Konkordanz problemlos gelebt und gepflegt.
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