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Von Differenzen zwischen SAT 1 Chef Roger Schawinski
und der SF DRS Direktorin Ingrid Deltenre wusste das Publikum
bisher weniger als von den früheren
Meinungsverschiedenheiten zwischen Schawinski und dem ehemaligen
Fernsehdirektor Schellenberg. Im "Blick" vom 5. Februar 2004 lernte das
Publikum, dass Schawkinski und Deltenre das Heu nicht immer auf
der selben Bühne haben.
(Es geht uns in diesem Beitrag nicht
um eine Beurteilung der Sachverhalte, es geht uns lediglich darum, die
gegenseitigen Äusserungen genauer zu betrachten.)
Ingrid Deltenre sagte auf den Hinweise, dass es Roger Schawinski
unverständlich finde, dass auf SF 2 "Traumjob" gezeigt werde und
diese Sendung zynisch sei und im Grunde genommen Mobbing sei:
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Deltenre:
"So ein Blödsinn. Ich kann ihn einfach nicht ernst nehmen. Er
[Schawinski] ist so süchtig nach Rampenlicht und nach
Erfolg. Er plaudert zum Teil Zeug daher, von dem er keine Ahnung
hat. 'Traumjob' wird keine Mobbingsendung."
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Blick: Er sagt, auch er habe das Format selbst auf dem
Tisch gehabt und nicht gewollt.
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Deltenre:
"Das hätte er vielleicht gerne gehabt, aber er hat es nicht gehabt.
Jetzt schiesst er deshalb dagegen. Das ist einfach Neid. Noch mehr muss
ich über Schawinski lachen, wenn er sagt, bei uns würden nur
Kopien laufen. Aber was ist mit "Mein dicker peinlicher Verlobter" und
was ist "Starsearch" auf Sat 1? Das sind alles eingekaufte und kopierte
Formate,. Der ganze Sender ist letztendlich eine Kopie."
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Analyse:
Die Fakten, das heisst die Belege der eingekauften Sendungen
überzeugen. Doch beinhalten die Antworten Zündstoff, der die
Auseinandersetzung zusätzlich anheizt. Wenn sie Fernsehdirektorin
sagt, Schawinski habe die Sendung "Taumjob" nicht auf dem Tisch gehabt,
so könnte dies stimmen. Doch müste es belegt werden können.
Wenn Deltenres Aussage stimmt, so hätte Roger Schawinski schlicht
und einfach gelogen. Falls Der Sat 1 Chef belegen könnte, dass
er recht hat, hätte die Fernsehdirektorin das Zwei am Rücken.
Absolute Zuschreibungen und fixe Urteile wie:
- Das ist Neid d.h. Schawinski ist neidisch!
- Roger ist süchtig nach Rampenlicht!
- Das ist Blödsinn
sind immer gefährlich. Sie führen
zwangsläufig zu Eskalationen. Wir müssen auf derartige
allgemeingültige Zuschreibungen stets verzichten. Wären die
Vermutungen als eigene Sicht (Ich finde, dass..) formuliert worden, so
wäre dies Deltenres persönliche Wahrnehmung geblieben, die
niemand abstreiten könnte. Denn mit der "Ich"-Aussage hätte
die Direktorin Ihre Wahrheit zu sich genommen. Eigene Wahrnehmungen
sind immer Wahr-nehmungen, und damit aus der Sicht der Sprecherin
nie Falsch- nehmungen. Interpretationen und absolute Urteile bergen
immer Zündstoff zu weiteren Eskalationen in sich. Nach unserem
Dafürhalten ist diese Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit
kontraproduktiv. Damit wurde unnötigerweise Geschirr zerschlagen.
So schlug Schawinski zurück:
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Schawinski:
"Ich bin überrascht, wie hypernervös Frau Deltenre ist. Sie
hat nicht nur wenig Erfahrung mit Fernsehmachen, sondern offenbar auch
mit öffentlicher Kritik."
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Blick: SF DRS gegen Schawi. Haben wir das nicht schon mal gehabt?
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Schawinski:
"Ich fühle mich tatsächlich an die Aera des früheren
TV- Direktors Peter Schellenberg zurückerinnert. Die bisher so
charmante Ingrid Deltenre lästert plötzlich im gleichen Stil
wie ihr Vorgänger. Kritiker werden plötzlich im Lästerstil
niedergemacht."
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Blick: Welcher Vorwurf hat Sie inhaltlich besonders getroffen?
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Schawinski:
"Wenn sie sagt, sie wisse über meine Gespräche mit Produzenten
Bescheid, finde ich dies bizarr. Sie sagt, ich sei neidisch auf ihre neue
Sendung "Traumjob". Sie hätte mir quasi dieses amerikanische Format
weggeschnappt. Die Wahrheit sieht ganz anders aus: Tatsächlich hat
mir die Chefin der TV-Firma "Ufa Grundy", Ute Biernat, das Original-Format
"The Apprentice" das bei SF DRS "Traumjob heissen wird, bereits letzten
April auf einem Boot in Cannes anlässlich der Fernsehmesse MIP
angeboten. Nach eingehender Prüfung habe ich es abgelehnt."
(Schawinski begründet es noch: Es wäre zu zynisch und er habe
nicht an die Umsetzung geglaubt.)
Zum Vorwurf Deltenres, er sei einfach neidisch, antwortete Schawinski:
"Solche öffentlichen Auseinandersetzungen auf der Ebene von
persönlichen Beleidigungen bringen gar nichts. Sie wirkt hilflos ..."
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Analyse: Dank den Unterstellungen hat nun Schawinski ein leichtes Spiel,
die Fernsehdirektorin zu attackieren. Er kann sich auf die Beschreibung
der Sachverhalte stützen. - Das hypernervöse Getue schreibt
er dem Umstand zu, dass die Fernsehdirektorin angeblich Probleme hat
im Umgang mit Kritik. Dank seiner langjährigen Erfahrung kann
er sie zudem in die Ecke einer unerfahrenen Fernsehfrau stellen.
Mit den Worten "bisher so charmante Ingrid D." wird implizit gesagt:
Dies muss ein einmaliger Ausrutscher sein. Früher war sie charmant.
Das unglückliche Verhalten wird verbal zum "Lästern" , das mit
dem "Lästermaul" wiederholt und damit im Langzeitgedächtnis
gefestigt wird. Die Behauptung Deltenres, Schawinski habe die Sendung
nicht auf dem Tisch gehabt, kann er nun mit detaillierten Fakten (Wo, wer,
wann, wie) widerlegen. Diese Argumentation leuchtet dem Publikum ein.
Die veranschaulicht uns einmal mehr, wie gefährlich es sein kann,
Vermutungen als Tatsachen zu "verkaufen". In diesem Fall wurde dies
für die Direktorin zum Bumerang. Auch bei dem persönlichen
Urteil, Schwawi sei nur neidisch, fällt es leicht, zu kontern. Die
Beleidigung wird lediglich beschrieben und beim Namen genannt. Dies
genügt.
Kommentar:
Wir haben die Fernsehdirektorin verschiedentlich beobachtet und sie
fiel uns stets durch wohlbedachtes, kluges Antworten auf. Etwas muss
die Profifrau in diesem Fall aus dem Konzept gebracht haben. Weshalb
konnten die Emotionen nicht mehr gesteuert werden? Dies ist für uns
ein Rätsel. Das protokollierte Verhalten passt gar nicht zu ihr.
Was wir aus dieser Geschichte lernen können:
- Sich nie provozieren lassen (Ruhe bewahren).
- Auf Vermutungen und Interpretationen verzichten.
- Sachverhalte beschreiben (Fakten).
- "Ich" Botschaften statt allgemeingültige Zuschreibungen.
- Persönliche Auseinandersetzungen werden nicht
öffentlich geführt.
Auch für TV Chefs gilt in derartigen Situationen das Prinzip des
"Vieraugengesprächs".
Link:
"Rhetorik des konstruktiven Streitens".
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