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www.rhetorik.ch aktuell: (18. Februar, 2005)

Neues Beispiel von Exekutionsrhetorik



Immer wieder brandmarkten wir die Exekutionsrhetorik bei der Beurteilung von Jugendlichen anlässlich von Musikwettbewerben. Siehe Wir vertreten die Meinung, dass jedermann Anrecht auf einen menschenwürdigen Umgangston hat. In der Sache darf das Urteil durchaus hart sein. Persönliche Beleidigungen soll aber niemand akzepieren. Auch Fernsehverantwortliche von Moderatoren nicht. Im Schweizer Fernsehen DRS gibt es ein neues unerfreuliches Beispiel einer sprachlichen Entgleisung:
Für den Kandidaten Julien Ceccon ist die Castingshow nach wie vor ein Spiel. Dafür erntete er von Juror D. ein "Verpiss dich doch" - und das in vollem Ernst. Der 33-jährige Drillmeister Detlef Soost rastete nach Juliens Auftritt völlig aus, weil er dessen Einstellung gegenüber "MusicStar" nicht länger duldet. Soost fluchte den 22- Jährigen an:


"Ich könnte eine Rolle Klopapier auf die Bühne werfen, damit du dir die Scheisse vom Mund abwischen kannst, die du da laberst".


Wenn er das Ganze wirklich als Spiel betrachte, dann solle er sich doch verpissen, rief Soost weiter.

Julien konterte, dass er die Musik dem Wettbewerb vorziehe - und forderte mehr Respekt. Daraufhin entschuldigte sich Soost - aber nur für das "Verpiss dich". Ein bittere Nachgeschmack bleibt dennoch zurück. Es ist erstaunlich, wie im Alltag Beleidigungen geahndet werden und Eltern und Lehrkräfte gut überlegen müssen, was sie den Jugendlichen an den Kopf werfen. Da hat es Folgen. Kinder und Erwachsene müssen sich nicht einfach alles gefallen lassen. Niemand sollte es akzeptieren, wenn er in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht wird und an ihm gleichsam "die Schuhe abgeputzt" werden.


Sich auf Kosten der Anderen lustig zu machen war noch nie eine Kunst. Es ist einfach und billig, dank der angeborenen Schadenfreude Lacher zu erzeugen.

Nachdem das Jurymitglied am Sonntag einen Kandidaten mit Ausdrücken aus der Fäkalsprache beschimpft hatte, reagierte die Schweizer Fernsehdirektorin Ingrid Deltenre. Sie sagte, Soostes Wortwahl sei völlig verfehlt gewesen. Die Jurymitglieder sind mit einem Schreiben ermahnt worden, in Zukunft keine Fäkalsprache mehr zu benutzen. Wir stimmen mit Frau Deltenre überein: Worte müssen ernst genommen werden.


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