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In seiner ersten und besonders wichtigen Regierungserklärung nach der
Wahl brauchte Bundeskanzler Schröder Worte, die auf ein
berühmte Zitat des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy
zurückgehen.
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Schröder: "Hören sie auf, immer nur zu fragen, was nicht geht.
Fragen wir uns, was jeder Einzelne von uns dazu beitragen
kann, dass es geht."
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Kennedy: "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann,
frage, was du für dein Land tun kannst."
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Schröder war angriffig. An die Adresse der Opposition
"Sie sind sauer, weil sie die Wahl verloren haben. Man sieht es ihnen an."
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Er machte sich über die Union lustig:
"Sie sassen da, Sie sitzen da, Sie werden da sitzen bleiben."
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Die Presse quittierte die Rede meist negativ. Schröder habe in
allgemeinen Wendungen geredet. Unter anderem sagte Schröder von den
Einschränkungen:
"Der allgemeine Wohlfahrtsstaat, der den Menschen die Entscheidungen
abnimmt und sie durch immer mehr Bevormundungen zu ihre Glück
zwingen will, ist nicht nur unbezahlbar. Er ist am Ende auch ineffizient
und inhuman.":
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Auch Affinitäten mit Worten von Brandt wurden festgestellt.
Das "NDR-Magazin Extra 3" berichtete, dass
Textpassagen in Schröders Regierungserklärung aus Brandts
1973 Rede übernommen haben soll.
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Schröder "Mehr Wachstum und mehr Produktion
bedeuten nicht automatisch mehr Freiheit für den Einzelnen. Für
uns ist Lebensqualität mehr als Lebensstandard."
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Brandt "Mehr Produktion bedeutet aber noch nicht
automatisch mehr Freiheit für den Einzelnen. Lebensqualität ist
mehr als Lebensstandard."
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Schröder:
"Lebensqualität hat mit Freiheit zu tun. Freiheit,
das heisst: Freiheit von Angst und Not."
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Brandt über Lebensqualität:
"Sie heisst für uns: Freiheit,
auch Freiheit von Angst und Not."
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Die Anlehnung an Kennedys Zitat kommt nicht von ungefähr. Das
milliardengrosse Haushaltloch, die massive Kritik von Interessengruppen
und Wirtschaftforschungsgruppen macht der Rot-Grünen Regierung
Sorgen.
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Die Opposition konterte ebenfalls mit rhetorischen Mitteln. Die CDU
Chefin Angela Merkel sprach vom "Kennedy-Verschnitt aus Hannover" und bezichtigte die
Regierung des "grössten Betrugs am Wähler in der Geschichte
der Bundesrepublik". Angela Merkel nahm sogar das Wort Lüge in den Mund.
Merkels Soundbitefähige Sätze
lauteten:
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Beifall erntete Merkel, als sie sagte:
"Mein Reich ist nicht von dieser Welt." -
"Genau so ist ihre Regierungserklärung nicht von dieser Welt."
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Günter Zienterra, Leiter des Institutes für Rhetorik in Bornheim
war von Merkels Auftritt begeistert. Sie habe frei geredet,
den Kontakt zum Publikum aufgebaut und sich durch Zwischenrufe nicht aus
der Fassung bringen lassen. Zudem habe sie Humor bewiesen und habe Humor und
Schlagfertigkeit gezeigt.
Sogar ihr rotes Kleid habe die Angriffslust unterstützt. Nach dem Rhetorikexperten hat
Schröder bei diesem Duell wie ein Verwaltungsmanager - mitunter sogar
schläfrig - gewirkt. Bei Merkel wurde ihre Frisur, die schlechte
Artikulation und der mangelnde Charme beanstandet.
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FDP-Chef Guido Westerwelle versuchte sich ebenfalls rhetorisch
hervorzutun. Er sagte zum Bundeskanzler:
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"Sie gehen den Weg in eine ungeplante Planwirtschaft."
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