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www.rhetorik.ch aktuell: (02. Dez, 2022)

Check der Bundesratsspitzenkandidaten II

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Dies ist der 2. Teil von dieser Analyse.

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Am 7. Dezember gibt es Bundesrats Ersatzwahlen, um die Nachfolge von Ueli Maurer und Simonetta Sommaruga zu klären. Ende November hat die SP Praktion die Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider und die Baslerin Eva Herzog nominiert. Die Bernerin Evi Allemann, die wir unten auch analysieren, ist aus dem Rennen. Bei der SVP sind der Zürcher Hans-Ueli Vogt und der Berner Albert Rösti im Rennen.

Elizabeth Baume-SchneiderEva HerzogAlbert RöstiHans-Ueli Vogt

Check der Bundesratsspitzenkandidaten

Von einem Bundesrat wird sehr viel erwartet, unter Anderem gute Sprachkenntnisse. Er muss sich bei Interviews auf deutsch und französisch gut ausdrücken können, Englischkenntnisse sind ein Vorteil. Teamorientiertheit und Führungsstärke werden ebenfalls verlangt. Ein Bundesrat sollte verlässlich, d.h. standhaft sein. Anderseits ist Flexibilität erwünscht, weil sonst die Gefahr besteht, dass der Kandidat vom Parlament nicht gewählt wird. So wie bei Medienassessments beim Check von Kandidaten lediglich die Medien- und Auftrittskompetenz der Kandidaten überprüft wird, hat sich Marcus Knill in der nachfolgenden Analyse auf die kommunikative Kompetenz, das Profil, die Wirkung und Überzeugungskraft der SVP - und SP - Bundesratskandidaten oder -kandidatinnen fokussiert.

Zur Nachfolge von Ueli Maurer:

SVP Kandidat Albert Rösti SVP Kandidat Werner Salzmann SVP Kandidat Hans-Ueli Vogt SVP Kandidatin Michèle Blöchlinger SVP Kandidat Heinz Tännler
  • Was der Persönlichkeit zuzuschreiben ist: Der Berner Nationalrat Albert Rösti, früherer Präsident der SVP, ist Favorit auf dem Kandidatenkarussell. Er gilt als gemässigter Sachpolitiker, der über ein grosses Netzwerk verfügt. Köppel bezeichnete ihn aber abwertend als "Hansdampf in allen Kassen", weil er zahlreiche Nebenjobs hat. Dessen Artikel scheint aber Rösti nicht geschadet zu haben. Sein Engagement zeigt, dass er fähig ist zu führen und viele Aufgaben meistern kann. Das Verhalten des SVP Kronfavoriten nach dem Angriff war kommunikationsmässig vorbildlich. Er verzichtete auf Statements in eigener Sache und sagte: "Mit einer Bundesratskandidatur exponiert man sich und erwartet Berichte zu allen möglichen Themen. Man kann nicht alles kommentieren." Dass er sich durchsetzen kann, bewies er mit dem erzielten Energie-Kompromiss. Röstis Distanz zu Blocher hat für ihn Nach- und Vorteile. Bei den SVP Hardlinern büsst er an Unterstützung ein, bei den Blocher Kritikern hingegen holt er sich Sympathiepunkte. Vielen ist Rösti zu nett und zu kollegial. Anderseits punktet Rösti im Parlament mit seiner freundlichen, vermittelnden, fairen Art. Er ist fleissig, naturnah, umgänglich, gemässigt und kein Dogmatiker.
  • Auftrittskompetenz (Körpersprache, Stimme, Kernbotschaft) Albert Rösti hat an seinen Auftritten viel verbessert. Seine Kernbotschaft: "In der Politik kann man mit mehrheitsfähigen Vorschlägen etwas erreichen. Das werde ich tun". "Es käme mir natürlich auch zu, das Wertesystem der SVP im Bundesrat einzubringen" Für ihn sind die wichtigsten Projekte: Die Klärung der Beziehung zur EU, die Stärkung der Armee und Sozialwerte. "Mir ist es wichtig , Sorge zu tragen, sodass neue Errungenschaften unser Land weiter bringen."
  • Medienrhetorische Aspekte (Verständliches, einfaches, kurzes Formulieren) Rösti formuliert unkompliziert. Er spricht das gegenüber an, formuliert adressatengerecht und hat eine gute Pausentechnik.
  • Ueberzeugungskraft, Glaubwürdigkeit, Authentizität Dank seiner natürlichen Art sind seine Aussagen glaubwürdig. Auch deshalb, weil er kein "Sektierer" ist, sondern bereit für Kompromisse.
  • Hauptstärke Die Hauptstärke von Albert Rösti ist seine Umgänglichkeit mit den Mitmenschen, bei aller Härte in Sachfragen. Er lebt das bewährte Harvardprinzip (verbindlich im Ton und hart in der Sache). Diese Fähigkeit ist bei Magistraten gefragt. Man will keine "Wadenbeisser", sondern konsensorientierte Bundesräte. Hardliner werden selten gewählt. Rösti hat gelernt, zu Stoppen und Nein zu sagen: "Stimmt nicht!"- "Im Gegenteil".! -"Uberhaupt nicht"..!"
  • Defizite Albert Rösti hat eine freundliche Grundhaltung. Das ist positiv. Aber er muss aufpassen, dass er ernsthafte Aussagen mit einem Lächeln nicht abschwächt werden. In Streitgesprächen lässt Rösti nicht mehr an die Wand drücken. Bei Unterbrechungen hat er aber in der Arena mehrmals einfach weiter geredet. Wenn zwei gleichzeitig sprechen, bringt das nichts. Mit einer höflichen Frage, wie: "Darf ich den Gedanken noch fertig machen?" oder Einschübe: "Ich bin noch nicht fertig." "Moment, noch das Wichtigste:" kann man sich besser durchsetzen.
  • Was der Persönlichkeit zuzuschreiben ist: Auch Salzmann erfüllt das Anforderungsprofil eines Bundesrates. Er hat viel militärische und private Führungserfahrung. Er ist selbstbewusst: "Ich kann den Sitz der Berner SVP im Bundesrat wieder erobern." Sicherheitspolitische Kommission. Als Vizepräsident der Geschäftsprüfungskommission hat er zusätzliche Führungserfahrung. Beruflich ist er Steuerexperte.
  • Thematisch ist er jedoch zu wenig breit aufgestellt. Er hat vor allem die Unterstützung von konservativen Kreisen. Ausserhalb der eigenen Partei ist er nur mässig beliebt.
  • Auftrittskompetenz (Körpersprache, Stimme, Kernbotschaft)
    Er tritt recht selbstsicher auf - mit sonorer Stimme. Es wirkt aber,
  • Medienrhetorische Aspekte (Verständliches, einfaches, kurzes Formulieren) Salzmanns bestimmtes Auftreten ist etwas zu militärisch.
  • Ueberzeugungskraft, Glaubwürdigkeit, Authentizität Der ausgewiesene Fachmann in der Sicherheitspolitik überzeugt er.
  • Hauptstärke Sein sicheres, sachorientiertes Auftreten.
  • Defizit Salzmann muss zeigen, dass er auch bei Themen ausserhalb der Sicherheitspolitik sattelfest ist. Mit einer Prise mehr Lockerheit würde er zusätzlich gewinnen.
  • Was der Persönlichkeit zuzuschreiben ist: Dem 52-jährigen Juristen und Professor für Privat- und Wirtschaftsrecht werden viele positiven Eigenschaften zugeschrieben: Er geniesst grossen Respekt. Er ist nicht "mediengeil". Er gilt eher als zurückhaltend, arbeitet konstruktiv und lösungsorientiert.
  • Auftrittskompetenz (Körpersprache, Stimme, Kernbotschaft) Bei Präsentationen fesselt er die Zuhörer. Er kontrolliert seine Körpersprache nicht, deshalb stimmen Stimme, Gestik und Mimik mit den Aussagen überein und er wirkt authentisch. In Interviews spricht er eindringlich, sehr lebendig, ausdrucksstark. Unübersehbar ist seine ausgeprägt starke Mimik.
  • Medienrhetorische Aspekte (Verständliches, einfaches, kurzes Formulieren) Vogt formuliert verständlich. Für ihn ist Medienkompetenz wichtig. Er kann Komplexes so erklären, dass man es versteht und nutzt angemessene Analogien: "Mein Naturell passt nicht zum Politikbetrieb im Parlament, ich fühle mich wie ein Tennisspieler auf dem Fussballfeld." Er gesteht offen, die Art und Weise des Politisierens im Bundesrat widerspreche seinem Naturell. Vogt weicht nicht aus. Er kontert mediengerecht. Ein Beispiel: Nach der deplatzierte Frage eines Journalisten : "Ist die Schweiz und ist das Parlament, das Sie wählen muss, bereit für den ersten schwulen Bundesrat?" Vogt antwortet gelassen. Er gibt zu verstehen, dass er die Frage für unangebracht halte: "Ich muss gestehen, mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. Man hat mir geraten, einen Fragebogen zusammenzustellen mit möglichen Fragen von Journalistinnen und Journalisten. Die Frage nach meiner Sexualität stand nicht darauf." Er gehe davon aus, dass in diesem Land die Sexualität keine Rolle spiele. Er habe als Mitglied einer Minderheit Empathie, Verständnis und Einfühlsamkeit erworben - Eigenschaften, die der Rolle als Bundesrat zugute kommen. Ein Politiker muss auch unangenehme Fragen antizipieren und stets mit Fragen rechnen, die im Vorgespräch nicht erwähnt worden sind. In seinen Aussagen nimmt der SVP Kandidat kein Blatt vor den Mund und spricht Klartext. Das wird geschätzt: Vogt setzt sich beispielsweise unmissverständlich gegen den "Transgender-Wahn" ein. Er formuliert sehr konkret: "Ich akzeptiere und respektiere Menschen, die sich in ihrem biologischen Geschlecht nicht wohlfühlen, zu hundert Prozent. Ich setzte mich für eine Gesellschaft ein, in der Männer Lippenstift tragen und die Nägel lackieren dürfen sollen. In der jeder und jede zur Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung stehen darf, wie er oder sie will." Extratoiletten für nicht-männliche und nicht-weibliche Menschen gehen Vogt zu weit. "Aus praktischen und biologischen Gründen teilen wir die Menschen in die zwei Kategorien männlich und weiblich ein. Was mich stört ist, dass bei jeder Gelegenheit jede Normierung, jede Beschriftung und jede Ausdrucksweise um ein drittes oder mehrere weitere Geschlechter erweitert werden soll. Das ist für mich tatsächlich wahnhaft."
  • Ueberzeugungskraft, Glaubwürdigkeit, Authentizität Der SVP Kandidat überzeugt, weil er verständlich formuliert, natürlich spricht und eindeutige Aussagen macht.
  • Hauptstärken Hans-Ueli Vogt ist ein eigenständiger Denker und kann sehr gut zuhören. Er ist fachlich versiert. Nicht nur in juristischen Fragen geniesst er Respekt und ist intellektuell überragend. Er ist Generalist und Fachspezialist.
  • Defizit Mit seiner Aussage, sein Naturell passe nicht zum Politikbetrieb - mit nachfolgender Kehrtwende - hat er Goodwill verspielt. Das muss er wettmachen. Auch innerhalb der eigenen Partei gilt es für ihn, noch zusätzliche Sympathieen zu erwerben. Beim Sprechen stimmt der rhythmische Akzent vielfach nicht. Falsche Pausen mindern den Sprechfluss.
  • Was der Persönlichkeit zuzuschreiben ist: Die Nidwaldner Regierungsrätin und Anwältin profitiert von ihrer Herkunft, sowie vom Frauenbonus.
  • Auftrittskompetenz (Körpersprache, Stimme, Kernbotschaft) An ihrer jüngsten Medienkonferenz haftete sie mit den Augen zu starr am Manuskript. Ohne Gestik. Das Lesen mit "schweifendem Blick" bestand in Versuchen, Blickkontakt mit dem Publikum aufzunehmen. Jedoch so kurz, dass sich niemand angesprochen fühlte. Erst in der letzten Sequenz sprach sie lockerer und zeigte sich von ihrer besten Seite.
  • Medienrhetorische Aspekte (Verständliches, einfaches, kurzes Formulieren) Sie spricht kurze vorbildlichen Gedankeneinheiten in einfachen Sätzen.
  • Ueberzeugungskraft, Glaubwürdigkeit, Authentizität Sie überzeugt, weil sie eine offene Person ist und auf die Leute zugehen kann. Ihr Motto "Gut zuhören - herzhaft anpacken" wirkt glaubwürdig.
  • Hauptstärke Blöchlinger kann Anliegen so über die Parteigrenzen vermitteln, dass sie gut ankommen und spricht fliessend englisch, deutsch und französisch
  • Defizit Die Schummelei mit der britischen Staatsbürgerschaft irritierte. Michèle Blöchlinger musste ihre Aussage revidieren. Damit büsste sie Glaubwürdigkeit ein. Später kamen auch noch Verbindungen zu einer Firma zu Tage, die ein Produkt verkauft, dessen Wirkung wissenschaftlich nicht belegt ist.
  • Was der Persönlichkeit zuzuschreiben ist: Als Zuger SVP Regierungsrat hat sich Tännler als erfolgreicher Finanzpolitiker einen Namen gemacht. Er gilt als valabler Nachfolger Maurers. Doch seine Kampagne flaut. Sein Profil darf sich sehen lassen, zumal er politisch unabhängig ist. So lehnt er die Neutralitätsinitiative ab. Wenn er die Argumente eines Gegners als richtig empfindet, stimmt er ihm zu. Dank seiner sozialen Gesinnung könnte er auch linke Stimmen holen, falls er bei den SVP Hardlinern verliert.
  • Auftrittskompetenz (Körpersprache, Stimme, Kernbotschaft) Bei vielen Auftritten blickt er während des Sprechens oft auf den Boden, statt zu den Zuhörern. Doch spricht er verständlich. Die dynamische Akzente mit nonverbalem Betonen sind Verständlichkeitshelfer. Die Stimme klingt angenehm.
  • Medienrhetorische Aspekte (Verständliches, einfaches, kurzes Formulieren) Er ist rhetorisch gewandt und kann Sachverhalte frei vortragen Ueberzeugungskraft, Glaubwürdigkeit, Authentizität Wenn sagt von sich sagt, er packe heisse Eisen und Herausforderungen an, statt nur darüber zu reden, das wird abgenommen. Er versteht es, zu überzeugen.
  • Hauptstärke Als Wirtschaftspolitiker hatte er Erfolg.
  • Defizit Tännlers Tätigkeit bei der FIFA als Jurist während seiner Zeit als Regierungsrat, ist noch nicht vergessen. Zudem kennt man ihn in Bern zu wenig. Obschon der Zuger Kandidat gute Voraussetzungen hat, zahlt sich sein dominantes Verhalten beim Stimmvolk nicht aus. In Zug heisst es: "Tännler ist beliebt, aber niemand wählt ihn". Wahrscheinlich wird ihm der Parteiwechsel von der FDP zur SVP zusätzlich schaden. Er müsste es fertig bringen, bei Auftritten sein Image mit einer volksnahen Kernbotschaft neu zu positionieren und zu festigen.

Zur Nachfolge von Simonetta Sommaruga:

SP Kandidatin Eva Herzog SP Kandidatin Evi Allemann SP Kandidatin Elisabeth Baume-Schneider
  • Was der Persönlichkeit zuzuschreiben ist: 2010 schaffte es Eva Herzog noch nicht aufs SP-Ticket. Heute ist sie die Kronfavoritin. Sie wirkt frisch, kompetent. Im Ständerat war sie unauffällig. Es wird ihr zugeschrieben sehr intelligent, durchsetzungsstark, selbstbewusst und genau zu sein. Sie ist zielstrebig. Man weiss, dass sie schnell arbeitet. Sie gilt als Pragmatikerin, als dominant und dossierfest. Sie hat 15 Jahre Erfahrung als Regierungsrätin und wird als kantig beschrieben. Uebergriffige Fragen kann sie weglächeln. Bei Unklarheiten hakt sie jedoch unbarmherzig nach. Als Gesprächsteilnehmerin nutzt sie die Fragetechnik, wie ein Moderator: "Was meinen Sie damit konkret?" Herzog gilt als restriktive Finanzpolitikerin.
  • Auftrittskompetenz (Körpersprache, Stimme, Kernbotschaft) Eva Herzog wird ernst genommen. Wer bei Gesprächsrunden nicht vorbereitet ist, muss sich warm anziehen. Sie tritt sicher auf. Ihre Stimme klingt angenehm. Sie wirkt souverän und schlagfertig.
  • Medienrhetorische Aspekte (Verständliches, einfaches, kurzes Formulieren) Rhetorisch war Herzog früher kein Leuchtturm. Obschon sie nicht immer glanzvoll auftritt, kann sie sich mediengerecht ausdrücken. Kurze und verständliche Gedanken portioniert sie vorbildlich. Sie spricht ohne Floskeln mit eloquentem Sprechfluss und formuliert bedacht. Man spürt ihre grosse Erfahrung und schätzt die Gelassenheit.
  • Ueberzeugungskraft, Glaubwürdigkeit, Authentizität Sie überzeugt durch ihr sicheres, Überlegtes Auftreten. Sie wirkt kompetent und glaubwürdig. Ihre Gelassenheit in Gesprächen, auch ihre Abgeklärtheit sind nicht gespielt.
  • Hauptstärken Sie ist bestens vernetzt in Bern und nutzt Bündnisse, die kaum jemand für möglich gehalten hat. Beispielsweise beim "Hinterzimmerdeal" mit den Grünen bei der Steuerreform 17. Sie ist eine geschickte Strategie- und Sachpolitikerin. Durch ihre pragmatische Haltung wird sie auch von Bürgerlichen akzeptiert. So hat sie sich entgegen der Parteilinie für die Unternehmenssteuerreform III eingesetzt. In der Regel antwortet sie clever. z.B. "Man glaubt, dass Sie als Baslerin der Pharma zu nahe sind." Herzog: "Was heisst denn das: zu nahe? Ich habe weder Aktien von einem dieser Unternehmen, noch sitze ich in einem Verwaltungsrat."
  • Defizit Sie ist streitsüchtig und rechthaberisch und hat einen sperrigen Charakter. Das Menschliche kommt bei ihr zu kurz. Sie steht nicht für Erneuerungen. Es fällt auf, dass sie beim Sprechen das Gegenüber zu wenig anschaut. Wer am Gegenüber Interesse hat, ankert automatisch den Blick. Bei Kommunikationsprozessen, vor allem während des Ablesens, ist ein leerer Blick schlecht. Bei persönlichen Fragen, z.B. über das Alter kann Herzog recht ungehalten und abweisend reagieren.
  • Was der Persönlichkeit zuzuschreiben ist: Allemann wird parteiübergreifend akzeptiert. Sie ist im Parlament beliebt. Sie gehört zum rechten Flügel der Partei und gilt deshalb für den linken Flügel nicht als Wunschkandidatin. Die jugendliche Senkrechtstarterin hat sich gewandelt. 2008 wollte sie die Wehrpflicht abschaffen. Bei der Wahl zur Berner Regierungsrätin galt sie noch als zu brav und zu wenig durchsetzungsstark. Heute ist die Juristin aber eine geschickte Karrierepolitikerin geworden und hat bislang jedes höhere Amt, das sie anstrebte, erhalten. Allemann ist kompromissbereit.
  • Auftrittskompetenz (Körpersprache, Stimme, Kernbotschaft) Die SP-Kandidatin will sich für Klimaschutz und gesellschaftliche Fragen einsetzen. Ihre Botschaften vermittelt sie synchron mit ihrer Körpersprache.
  • Medienrhetorische Aspekte (Verständliches, einfaches, kurzes Formulieren) Den Umgang mit Medien meistert Evi Allemann problemlos. In Interviews antwortet sie mediengerecht d.h. kurz, verständlich und konkret. In einem Interview (Tagi) wird sie mit folgendem Gedanken konfrontiert: Die Chancen sind gross, dass am 7. Dezember der Berner Albert Rösti zum neuen SVP Bundesrat gewählt wird. Das schmälert möglicherweise Ihre Chancen als Bernerin bei der Wahl zur SP-Bundesrätin. Da kontert Allemann geschickt: .Die Kantonszugehörigkeit spielt bei meinen überlegungen überhaupt keine Rolle. Vielmehr habe ich mir überlegt, was ich an Erfahrung bieten kann und welche Gestaltungsmöglichkeiten mir das Amt bietet."
  • Ueberzeugungskraft, Glaubwürdigkeit, Authentizität Allemann tritt natürlich auf, wirkt glaubwürdig und überzeugt.
  • Hauptstärke Sie hat Exekutiverfahrung und kennt "den Meccano" in Bundesbern.
  • Defizit Sie wäre die erste Landesmutter in der Schweiz mit einem kleinen Kind. Für Allemann ist aber diese Konstellation eine Selbstverständlichkeit. Es wird jedoch von Vielen immer noch bezweifelt, dass eine Magistratin beides unter einen Hut bringen kann: Familie und einen 100% Job, zumal Allemann in einer Patchworkfamilie und nicht mit dem Vater zusammen lebt. Die Kandidatinhält das durch Selbstorganisation problemlos für möglich. Allemann kontert clever, dass bei Männern diese Konstellation nie in Frage gestellt würde.
  • Was der Persönlichkeit zuzuschreiben ist: Die jurassische SP Kandidatin ist regierungserfahren, zweisprachig und vertraut mit der nationalen Politikbühne. Sie steht links-aussen im Parteispektrum. Ob sie tatsächlich in ihrer Jugend bei der Revolutionären Marxistischen Liga engagiert war, ist umstritten. Sie hat jedenfalls immer mit Leuten zusammengearbeitet, die weniger links standen als sie. Es heisst, sie sei bodenständig und habe Tatkraft. Sie will Brücken bauen, vor allem über den Röstigraben. In der Westschweiz ist Baume-Schneider als "Animal politique" bekannt. Durch ihre Kandidatur macht sie sich nun auch in anderen Landesteilen einen Namen.
  • Auftrittskompetenz (Körpersprache, Stimme, Kernbotschaft) Ihre Stimme ist dynamisch, kräftig, aber sie spricht auf einer zu hohen Resonanzebene. Spannend war ihr Verhalten an der jüngsten wichtigen Medienkonferenz, als es unverhofft mit dem Manuskript einen "Blattsalat" gab. Sie fand das passende Manuskriptblatt nicht mehr. Baume - Schneider verlor in dieser Situation die Nerven nicht. Sie sortierte und sortierte gelassen, fand jedoch das Blatt nicht mehr. Ihr Gesicht rötete sich merklich. Sie versuchte die Panne wegzulächeln und wollte souverän zu den Fragen überleiten. Im letzten Moment schob die Assistentin das Ersatzmanuskript auf den Rednertisch. Die Situation war gerettet.
  • Medienrhetorische Aspekte (Verständliches, einfaches, kurzes Formulieren) Die Aussage der SP Kandidatin, "alle Leute sind ehrlich, aber ich bin ehrlicher" ist nicht gut angekommen. Wie kann "ehrlich" gesteigert werden? Falls die Aussage humoristisch gemeint war, so ist sie nicht so aufgenommen worden. Bei Kommunikationsprozessen gilt: Wenn ein Rentner falsch verstanden wird, ist er schuld. Baume-Schneider formuliert druckreif, macht kurze Gedankenbogen.
  • Ueberzeugungskraft, Glaubwürdigkeit, Authentizität Baume kann Allianzen und Kompromisse schmieden.
  • Hauptstärke Sie ist eine Kämpfernatur.
  • Defizit Elisabeth Baume-Schneider spricht sehr schnell. Durch ausgeprägtere Sprechpausen würden ihre Aussagen nachvollziehbarer.

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