Kann man das Jugendwort des Jahres mit einer Online Umfrage ermitteln?
Langenschedi versucht das seit ein paar Jahren. Die dabei ermittelten
Wörter sind aber nicht immer die Wörter, die auch
tatsächlich verwendet werden:
Tagi:
Die Wortschöpfung "fly sein" ist zum Jugendwort des Jahres
gekürt worden. "Jemand oder etwas geht besonders ab", bedeutet dies
in der Jugendsprache, wie der für den Wettbewerb zuständige
Langenscheidt-Verlag in München mitteilte. Das Wort, das sich aus dem
englischen fly für fliegen und dem Verb sein zusammensetzt, wurde
von einer Jury aus Jugendlichen, Sprachwissenschaftlern, Pädagogen
und Medienvertretern ausgewählt.
Der Ausdruck "fly sein" im Sinne für "besonders abgehen" kann sich
den Angaben zufolge auf einen Menschen oder eine Sache beziehen. Jemand
kann demnach "voll fly sein", aber auch ein Song kann "fly sein".
Er finde es spannend, "dass Jugendsprache heute immer internationaler
wird", begründete Juror Christian Paga, Doktorand der
Sprachwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, seine
Entscheidung. "Fly sein" könne vielfältig verwendet werden
und erfülle für ihn die Kriterien, die Jugendsprache ausmachten.
In die Top fünf der Auswahl schafften es zudem der Ausdruck
"bae" als Abkürzung für "before anyone/anything else", mit
der zum Beispiel ein bester Freund oder die beste Pizza beschrieben
werden können. Zudem standen zur Wahl der Ausruf "isso", mit dem
Zustimmung signalisiert werden soll, die Bezeichnung "Hopfensmoothie"
für ein Bier und der Begriff "Bambusleitung" als Beschreibung
für eine schlechte Internetverbindung.
20 Min:
Die offizielle Übersetzung für "Fly sein": "Etwas oder
jemand geht besonders ab." Ebenfalls in die Top 5 schafften es "bae"
(aus dem Englischen: before anyone/anything else, Bezeichnung für
z.B. beste Freundin), "isso" (Zustimmung, von ist so), "Bambusleitung"
(schlechte Internetverbindung) und "Hopfensmoothie" (Bier). Umfrage Was
halten Sie vom neuen Jugendwort?
Das Jugendwort wird jedes Jahr gewählt. In einer Online-Abstimmung
werden zuerst die Top-Wörter erkoren. Danach wählt eine Jury
daraus das Jugendwort. Hinter der Aktion stehen der Langenscheidt-Verlag
und weitere Partner.
In den letzten Jahren wurden unter anderem "Niveaulimbo", "Babo"
und "Smombie" zum Jugendwort gewählt. Sie kennen diese Begriffe
nicht? Nicht schlimm: Das Jugendwort steht immer wieder in der Kritik
- vor allem deshalb, weil die Jugendlichen die Wörter gar nicht
benützen oder sie bei der Wahl längst wieder out sind.
Leser-Kommentare auf 20 Min
Kein Jugendlicher sagt einer dieser Wörter! Diese Wörter
klingen eher so, als kämen sie von einem Erwachsenen.
Oh nein dann ist es nun offiziell. Ich bin alt! Und das bereits mit
21! Vielleicht bin ich einfach nicht fly genug..
Offensichtlich niemand hier der DAT ADAM hört. Dort kommt Fly
sein vor :) Die anderen Wörter die es nicht zum jugendwort
geschafft haben, kenne ich allerdings ebenfalls nicht.
Gehöre mit 23 wohl zum alten Eisen. Jedes Jahr kenne ich kein
einziges dieser Wörter...
Bild:
Die Entscheidung ist gefallen: "fly sein" ist Jugendwort des Jahres
2016. Die Wortschöpfung bedeutet in der Jugendsprache so viel wie
"jemand oder etwas geht besonders ab".
Zur Auswahl standen 30 Begriffe. Sie wurden diskutiert von einer
17-köpfigen Jury aus Jugendlichen, Sprachwissenschaftlern,
Pädagogen, Medienvertretern und einem Onlinebewerber.
Bei einer Online-Abstimmung lag zuvor der Begriff "isso" als Zustimmung
oder Unterstreichung von etwas mit 20 Prozent vorn - gefolgt von
"Vollpfostenantenne" als Bezeichnung für einen Selfiestick mit knapp
13 Prozent, "Hopfensmoothie" (11 Prozent) für Bier, "Bambusleitung"
für eine schlechte Internetverbindung, "Tintling" (knapp 10 Prozent)
für einen Tätowierten und dem Begriff "Tindergarten" (knapp 9
Prozent), der eine Sammlung von Kontakten beim Online-Dating bezeichnen
soll.
Mit dem "Jugendwort des Jahres" wirbt der Münchner
Langenscheidt-Verlag seit 2008 für sein Buch "100% Jugendsprache".
- " 2015: "Smombie" wird in München zum "Jugendwort des Jahres"
gekürt. Das aus Smartphone und Zombie zusammengesetzte Wort
beschreibt jemanden, der von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt,
weil er nur noch auf sein Smartphone starrt.
- " 2014: "Läuft bei Dir". Vor zwei Jahren wurde ein ganzer Satz
zum "Jugendwort" gekürt. Er soll als Synonym für cool oder
krass gelten.
- " 2013: "Babo". Das Wort bedeutet so viel wie Boss oder Anführer. Der
Ausdruck erinnert an den türkischen Begriff Baba (Vater) und wird
vor allem in kurdischen Gebieten der Türkei benutzt. Hierzulande
bekanntgemacht hat den Begriff der deutsch-kurdische Rapper Haftbefehl
aus Offenbach - mit seinem Lied "Chabos wissen, wer der Babo ist".
Langenscheid hat vom 1. September bis 31. Oktober dieses Jahres,
die Möglichkeit gegeen, Worte zu wählen.
Die Liste:
isso (Zustimmung, Unterstreichen von etwas) (20.00%)
Vollpfostenantenne (selfiestick) (12.79%)
Hopfensmoothie (Bier) (11.31%)
Bambusleitung (schlechte Internetverbindung) (10.21%)
Tintling (Tätowierter) (9.55%)
Tindergarten (Sammlung von Onlinedating-Kontakten) (8.87%)
Uhrensohn (Jemand, der sich zur falschen Zeit wie ein Idiot benimmt) (7.84%)
Fly sein (besonders abgehen) (4.40%)
Banalverkehr (belangloser Chatverlauf) (2.13%)
bae (before anyone/anything else: z.B. beste Freundin, Pizza) (1.94%)
Googleschreiber (Person, die die URL bei Google eingibt) (1.53%)
Mois (Alter, Kumpel, Bro) (1.35%)
darthvadern ("Papa, du darthvaderst schon wieder") (0.86%)
Tweef (Beef (Streit) über Twitter) (0.82%)
Overcut (Halbglatze) (0.78%)
gz (Congratulations - congrats - grats - graz - gz) (0.74%)
Swaggernaut (extrem coole Person) (0.65%)
Interneteier (Mut, nur online laut zu sein) (0.60%)
schmoof (smooth, geschmeidig) (0.59%)
Dumfall (Dummer Unfall) (0.50%)
modeln (Hunger aushalten) (0.40%)
cheedo (cool) (0.36%)
Süssmo (süssee Person, Kosename) (0.34%)
Analog-Spam (Werbebrief per Post) (0.31%)
Internetausdrucker (Person, die Websites ausdruckt) (0.24%)
Fleischdesigner (Chirurg) (0.23%)
mailden (per Mail melden) (0.23%)
slearning (sleeping while learning, v.a. im Unterricht) (0.19%)
Yologamie (Yolo / Monogamie: offene Beziehung) (0.19%)
Swagphone (Smartphone zum Angeben) (0.09%)
"Smombie" hiess der Sieger im letzten Jahr - jetzt sucht der
Langenscheidt Verlag das Jugendwort 2016. Dazu stehen 30 mehr oder weniger
unverständliche Begriffe auf der Seite "jugendwort.de" zur Wahl. Bei
uns können Sie die angeblichen Jugendwörter bewerten.
Wie schon mit dem letzten Siegerwort "Smombie" (jemand, der auf
sein Smartphone statt auf die Strasse schaut) stehen viele Begriffe
auf der Liste, die sich mit der digitalen Welt auseinandersetzen. So
bezeichnet etwa der "Banalverkehr" einen belanglosen Chatverlauf oder die
"Bambusleitung" eine schlechte Internetverbindung. Nach dem "Dumfall"
zum "Fleischdesigner"
In der analogen Welt wird ebenso wenig mit Kreativität gegeizt. Aus
einem dummen Unfall wird der "Dumfall" und aus einem Chirurgen der
"Fleischdesigner". Auch "Tintling" für Tätowierte klingt
vergleichsweise hübsch. "Gz" zum "Overcut"
Ein weiterer Trend besteht darin, Abkürzungen und englische
Phrasen zu verwenden. Ein Extrembeispiel ist "gz": Aus Congratulations
(Glückwünsche) wird "congrats", das wiederum auf "grats" und
"graz" eingedampft wird, bis nur noch "gz" übrigbleibt. "Overcut"
steht dagegen für eine Halbglatze. Klar, oder? So läuft die
Wahl ab
Das "Jugendwort des Jahres" ist eine Initiative des Langenscheidt
Verlags in Kooperation mit verschiedenen Jugendmedien. Seit 2008 werden
Jugendliche aufgerufen, ihre Lieblingswörter einzureichen und zu
diskutieren. Bis zum 31. Oktober läuft die aktuelle Abstimmung auf
der Seite jugendwort.de.
Die zehn Wörter mit den meisten Stimmen kommen in die
Endauswahl. Daraus wählt eine Jury im November das Jugendwort
2016. Kriterien sind sprachliche Kreativität,Originalität,
Verbreitungsgrad des Wortes sowie gesellschaftliche und kulturelle
Ereignisse. Sprechen Jugendliche wirklich so?
Wie jedes Jahr darf bezweifelt werden, dass die zur Wahl stehenden
Jugendwörter wirklich aus dem Wortschatz unserer Jugend stammen. Wer
bei Teenagern nachfragt, stellt schnell fest, dass nur wenige Begriffe
einem Realitäts-Check standhalten.