Ein Video, das den griechische Finanzminister
Giannis Varoufakis
zeigt, wie er scheinbar den Deutschen den Stinkefinger zeigt, gibt viel zu
reden. Varouflakis sagt in der Fernsehsendung von Jauch:
"that video is doctored". Videoexperten zweifeln, dass das Video
manipuliert ist. Was jedoch von Kommentatoren zurecht bemerkt wurde,
war das Video aus dem Zusammenhang genommen.
Das Video stammt aus dem Subversive Festival 2013 in Zagreb.
Damals war Varoufakis noch nicht Minister.
Doch am Schluss ist es weniger bedeutend, dass die Aufnahme schon 2013 passiert war.
Der Wirkung nach war es nachträglich unwichtig, ob die Aufnahme gefälscht oder aus dem Zusammenhang heraus
gerissen wurde. Der gestreckt Mittelfinger wurde zum Symbol für die Krise in Europa.
Die Geschichte illustriert aber auch das Konfuzius Zitat:
"Wenn ein weiser Mensch auf den Mond zeigt, dann inspiziert der Idiot den Finger".
Der Finger ist hier nicht das Wesentliche, das ist für den Boulevard Journalismus,
Wesentlich ist die Frage, wie man die Krise am besten löst.
Varoufakis ist ausserordentlich intelligent, war Professor
fuer Wirtschaftswissenschaften und hat mehrere Bücher geschrieben. Ähnlich wie
Krugman (einem
Wirtschaftsnobelpreisträger), kritisert er die Sparpolitik. Sie sehen, das als Gift für die Wirtschaft ist.
Varoufakis ist aber nicht das erste Mal ungeschickt. Viele haben sich über eine
Homestory
aufgeregt. Vor allem im krisengeschüttelten Griechenland kamen die Bilder
des Politikers zu Hause am Fusse der Akropolis nicht gut an. Er selbst bedauert diese Homestory am meisten.
Sueddeutsche:
Günther Jauch konfrontiert Yanis Varoufakis in der Talk-Sendung
mit der fraglichen Szene vom Subversive Festival 2013 in Zagreb
Griechenlands Finanzminister hat Ärger mit einem alten
Video. Darin zeigt er Deutschland den Mittelfinger. Ausgestrahlt hat
es Günther Jauch in seiner Sendung, allerdings ohne den Kontext
ordentlich zu erklären. Der ist weniger deutschenfeindlich,
als es auf den ersten Blick scheint. Varoufakis hat allerdings
die Zuschauer nicht aufgeklärt. Stattdessen behauptet er,
dass das Video gefälscht sei und dass er den Mittelfinger nie
gezeigt habe - obwohl offizielle Aufnahmen ihm widersprechen.
Yanis Varoufakis schüttelt den Kopf. Da sieht es noch so aus,
als wolle er Günther Jauch nur zurechtweisen, dass das Zitat aus
dem Kontext gerissen ist. Mehr als fünf Millionen schauen zu,
wie der griechische Finanzminister zum ersten Mal live im deutschen
Fernsehen redet. Die Runde diskutiert, ob Griechenland seine Schulden
zurückzahlen kann. Varoufakis schlägt sich in der Sendung gut,
bekommt Applaus - doch heikel wird für ihn eine Rede, die er 2013
auf einer Konferenz gehalten hat.
Jauch zeigt einen Ausschnitt (hier im Video ab 25:45), in dem Varoufakis
über die Euro-Krise spricht. Darin sagt er, Griechenland solle sich
für insolvent erklären. Und Deutschland den Mittelfinger zeigen.
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/20713/wie-guenther-jauch-die-aussagen-von-varoufakis-verfaelschte/
So wie Jauch das Video zeigt ist es tatsächlich falsch. Wenn
Varoufakis mit "doctored" aber gemeint hat, das Video wäre
gefälscht, dann liegt er ebenfalls daneben. Die Jauch-Redaktion
hat das Video in einen falschen Kontext gestellt: Varoufakis hat den
"griechischen Default innerhalb des Euro" nicht 2013 gefordert, als
Deutschland Hilfskredite gewährt hatte, sondern 2010, als der noch
möglich war. Damit wäre "die Deutschen zahlen am meisten"
nie Realität geworden und Jauchs ganze Frage hätte keinen Sinn
mehr ergeben (ja, korrekt, hat sie so dann auch nicht). Inzwischen hat
der für Jauch zuständige NDR-Fernseh-Chefredakteur Andreas
Cichowicz auf Twitter auch zugegeben, dass der Kontext zur Frage besser
gewesen wäre. Ich würde sogar sagen, er war notwendig.
Vor diesem Hintergrund ist es inhaltlich richtig: Varoufakis hat nie
Deutschland den Finger gezeigt und das Video ist seines Kontextes beraubt,
also auch doctored.