Miley ist in Zürich und hat mit ihrer Tour
Erfolg. Reizüberflutung, Provokation, Skurrilität
heisst die Masche. Das ist nicht neu. Viele Popstars haben
damit schon den Weg nach oben gemacht:
Michael Jackson, Madonna, Lady Gaga, Rehanna.
20 Min:
In einem glitzernden Kleid setzt Miley schon beim Eröffnungssong
zum ersten Twerk an. Da sind sie nun also: die berüchtigten
Hüften, denen das ehemalige Disney-Püppchen ihren jüngsten
Karriereschub zu verdanken hat. Im Hintergrund zeigt der riesige
Bildschirm Comics. Sofort befindet man sich in Mileys eigener Welt. Wo
sexuelle und kindliche Elemente wie selbstverständlich kombiniert
werden. Willkommen bei Mileys Horrorshow im Zürcher Hallenstadion.
Sie lutscht auf der Bühne penis-förmige Lollipops, bezeichnet
die jungen Mädchen im Hallenstadion konsequent als "Bitches" und
lässt sogar ihre Teddybären-Tänzer sexuelle Handlungen
vortäuschen. Jemand hätte die Gesichter der irritierten
Väter fotografieren sollen.
Als Miley dann in Masturbations-Pose auf der Motorhaube eines goldenen
Autos umherrollt, prangt immerhin ein "Parental Advisory"-Schild auf
den Screens. Die ganze Show ist ein vulgärer Zirkus - der feuchte
Traum eines verwirrten Teenagers, der sich an psychedelischen Drogen
vergriffen hat.
Das Ganze ist entweder ein unglaublich guter oder ein unglaublich
schlechter Trip. Mileys Zauberwort ist Reizüberflutung. Sei es nun
ein etwa 20 Meter hoher Hund mit Laseraugen oder dass plötzlich
ein Bett auf der Bühne steht und die Sängerin darin mit ihren
Tänzern rummacht - kaum ein Song kommt ohne Special Effects aus.
Ein zynischer Beobachter könnte behaupten, dass dies nur von
der mittelmässigen Musik ablenken soll und er hätte zu einem
gewissen Grad recht. Im Grunde tut Miley aber nichts, was es nicht schon
gab - schon seit Madonna verkaufen sich grosse Popstars mit sexuellen
Reizen. Miley treibt das Konzept nur auf die Spitze. Und wenn sie
auf einem gigantischen Hot-Dog durchs Hallenstadion fliegt, wirkt das
dermassen übertrieben, dass man denken könnte Mileys Show sei
nur Satire an das Popbusiness.
(...)
Wer auch immer Miley ihr neues Image und das Konzept zu dieser Show
eingeredet hat, muss ein ziemlich schräges Genie sein. Aber
derjenige hat die Popkultur verstanden und persifliert sie sogar mit der
"Bangerz"-Tour. Der Sinn von Popmusik ist, die Massen zu unterhalten.
Wenn man alleine nach diesem Kriterium urteilt, hat Miley Cyrus momentan
die beste Popshow im Business.
Blick:
Und das fast ausverkaufte Hallenstadion kocht. "Zürich, seid ihr
bereit zum Feiern?", ruft die US-Sängerin in den Saal - und legt
mit ihrem Hit "SMS" los, bringt das Publikum mit "Love Money Party" und
"Wrecking Ball" zum Kreischen.
Ihre Outfits wechselt das Patenkind von Countrylegende Dolly Parton (68)
im Minutentakt. Zeigt im superknappen, mit Dollarnoten bestickten Body
ihren Hintern.
Und wird ihrem Ruf als versaute Pop-Prinzessin gerecht: "F*** you",
schreit sie ununterbrochen ins Publikum. Und erntet mit der Beschimpfung
Applaus.
Miley räkelnd in einem übergrossen Bett, mit einem Tuch zwischen
den Beinen reibend, spuckend, reitend. Miley mit einem Joint in der
Hand: Die Amerikanerin zeigt, was die rund 13 000 Fans von ihr erwarten;
der ehemalige Disney-Star ist die Projektionsfläche jugendlicher
Rebellion. "Ihr seid alle so was von heiss", schreit sie in die Halle.
"Zürich, ich liebe euch." Und die Schweizer Teenies lieben sie -
für ihr kunterbuntes, skurriles und wildes Gören-Theater.