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Bei der Eröffnungsfeier des erneuerten Theaters Stadelhofen stellte
die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch
fest, dass sie das Manuskript vergessen hatte
(Quelle NZZ am Sonntag vom 30. Oktober). Mit ihrem Mobiltelefon konnte
sie einen Kurier organisieren und den Veranstaltern
diskret bekannt geben, dass sie in sieben Minuten das Manuskript erhalten
werde. Pünktlich konnte ihr der Kulturchef dann auch das Papier
überreichen. Die Rede soll dann inhaltlich in Ordnung gewesen sein.
Rhetorisch hat Corine Mauch einen Nachholbedarf.
Sie trat zwar nicht in die Fussstapfen ihres Vorgängers Ledergerber,
der die Öffentlichkeit überaktiv suchte. Das ist zwar sympathisch,
doch diese bewusste Zurückhaltung handelte ihr
das Atttribut "graue Maus" ein. Öffentliches Reden
sind nicht Mauchs Liebe. Neben ihrem besonderen Verhältnis zu
Redepannen, wirkt zu angespannt und klammert sich auch bei lockeren
Anlässen zu stark ans Papier.
Ohne Manuskript wäre sie eine bessere Rednerin. Wenn
sie die Rede selbst entworfen hätte, so müsste sie auch ohne
Manuskript wissen, welche Botschaft sie verkünden will. Professionell
wäre es gewesen, aus dem vergessenen Manuskript eine spontane
Story zu machen. Das hätte ein persönlicher Ohrenöffner werden
können.
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