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www.rhetorik.ch aktuell: (08. Okt, 2008)

Führungskrise am Schaffhauser Kantonsspital?

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:






Dies ist die Textversion des SN Artikel vom 18. Oktober 2008.

Fakten und Ansichten Zur Führungskrise am Schaffhauser Kantonsspital

Es wird zu lange beschönigt und geschwiegen

von MARCUS KNILL, KOMMUNIKATIONSEXPERTE

Der in Uhwiesen wohnhafte Experte Marcus Knill ist überzeugt, dass sich die Spitäler Schaffhausen zurzeit in einer Krise befinden.
Die Medienmitteilung der Spitäler Schaffhausen vom 23. September machte auch mich stutzig: "Der Chefarzt Chirurgie, PD Dr. med. Walter Schweizer, hat sein Arbeitsverhältnis mit den Spitälern Schaffhausen gekündigt. Spitalleitung und Spitalrat bedauern und respektieren den Entscheid von Dr. Schweizer. Die Suche nach einem bestens qualifizierten Nachfolger wird in den kommenden Tagen eingeleitet."

Hinter dieser kurzen Formulierung eines Kommunikationsbeauftragten war mehr zu vermuten, zumal in den vergangenen Monaten wiederholt von gewissen Missständen im Kantonsspital zu hören war. Als Fachmann für Krisenkommunikation interessierte es mich, ob die zahlreichen Rücktritte im Geissberg nicht das Anzeichen einer sich anbahnenden Führungskrise sein könnten. Um mir ein Bild der Ist-Situation machen zu können, recherchierte ich bei Mitarbeitern, aber auch bei jenen Personen, die gekündigt hatten. Sehr schnell kamen aus den zahlreichen Aussagen unzählige brisante Sachverhalte zum Vorschein. Die Sicht der Gesundheitsdirektion, der Spitalleitung und des Spitalrates interessierte mich ebenfalls, und ich konfrontierte sie am Schluss mit der Frage, was sie zu dieser Führungskrise meinen. Im folgenden Beitrag geht es nicht um eine Gegenüberstellung der gegensätzlichen Positionen, sondern lediglich darum, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass bei dieser aktuellen Führungskrise nicht mehr beliebig zugewartet werden darf. Wer sich bei Beratungen mit Führungskrisen beschäftigt, stellt meist fest: Es wird zu lange beschönigt, verschwiegen, die Probleme werden unter dem Deckel gehalten, Transparenz fehlt. Die Reaktionen in den Medien sowie bei den Mitarbeitenden und den Patienten bestätigten mir denn auch: Beim Kantonsspital muss von einer Führungskrise gesprochen werden, obwohl dies der Präsident des Spitalrates nicht gerne hört. Wenn in einer Firma mehrere kompetente Führungspersönlichkeiten kündigen, läuten normalerweise bei den übergeordneten Instanzen die Alarmglocken. Eine Kündigungswelle ist ernst zu nehmen. Es gilt, den Ursachen sofort auf den Grund zu gehen. Im Kantonsspital hörte ich leider noch kein Glockengeläute auf der Führungsebene. Die Führungskrise im Kantonsspital Schaffhausen muss mit der neuen Direktorin (CEO) Susanne Imhof und dem neuen Spitalratspräsidenten Prof. Edgar Hänseler zu tun haben. Darauf weist jedenfalls der Ablauf der Rücktritte hin. Mir wurde bestätigt, Edgar Hänseler sei mitverantwortlich dafür, dass Markus Malagoli gekündigt und das Spital verlassen habe. Nach der Wahl von Hänseler hat auch Chefarzt Gerhard Ebner die Klinik Breitenau verlassen. Dieser Rücktritt ist zwar nicht allein auf Hänselers Wahl zurückzuführen. Sie hat jedoch eine Rolle gespielt. Es ist erstaunlich, was alles passiert ist, seit Susanne Imhof (sie war dritte auf der Wahlliste, weil die ersten beiden Kandidaten nach Gesprächen mit Hänseler abgesagt hatten) ihre Arbeit aufgenommen hat! In Erlangen war Imhof zuerst als Pflegedienstleiterin (und ehemalige Krankenschwester) tätig. Sofort nach Stellenantritt der neuen Direktorin wurde Doris Stäheli, die Direktionsassistentin - mit über zwanzigjähriger Sekretariatserfahrung -, für ein paar Tage nach Erlangen beordert, um angeblich "das Sekretariatswesen richtig zu lernen". Zurück aus Erlangen, wurde die ehemalige Direktionsassistentin ins Materiallager versetzt - mit Lohnreduktion. Laut Aussage der Spitaldirektorin hat die ehemalige Direktionssekretärin die Versetzung selbst gewünscht. Frau Stäheli arbeitet heute immer noch im Spital und will sich nicht mehr dazu äussern. Bald nach der Wahl von Susanne Imhof zum CEO hat auch Dr. Kurt Müller, Chefarzt des Geriatriezentrums, gekündigt (eine detaillierte Darlegung dieser unerfreulichen Geschichte sprengt den Rahmen dieses Beitrags). Im Verlauf der nächsten Monate kündigten in der Verwaltung viele Kadermitarbeiter oder wurden versetzt! Daraus sollen Kosten entstanden sein, die in die Hunderttausende von Franken gehen. Auch Jürg Rahm (Chef Finanzen, KSSH - über zwölf Jahre Tätigkeit) kündigte. Mit dem Weggang von Roland Müller (Erster Controller, KSSH - zehn Jahre) setzte sich die Kündigungswelle kompetenter Führungskräfte fort, dazu kam noch von Nadja Bührer (Leiterin Rechnungswesen, KSSH, KV-Lehre, Buchhaltungsabschluss, KSSH), die ebenfalls "das in Schieflage geratene Schiff" verliess. Alle fanden übrigens rasch sehr gute Stellen. Obschon zukunftsträchtig, fehlt erstaunlicherweise unter der neuen Spitalführung die Augenheilkunde. Peter Dejica verliess vor einem halben Jahr ebenfalls das Spital. Susanne Imhof sagt dazu, dass das Spital heute in diesem Bereich immer noch gut versorgt werde mit Konsiliarärzten. Iris Schabegg, Medizininformatikerin, kündigte kurz nach ihrem Stellenantritt. Grund: unsichere personelle Verhältnisse. Die Kunde all dieser Entlassungen gelangte leider nur bruchstückhaft an die Öffentlichkeit. Im Moment geben sich zwar alle gebliebenen und neu angestellten Mitarbeitenden grosse Mühe, doch meine Recherchen im Spital machten deutlich: Viele, die noch "an Bord" sind, wollen sich nicht mehr zu den Vorkommnissen äussern. Ich spürte bei meinen Recherchen ein Klima der Verunsicherung. Zur Kündigung des Chefarztes Walter Schweizer konnte ich lediglich in Erfahrung bringen, dass ihm von Susanne Imhof und Edgar Hänseler ein Verweis erteilt worden ist. Schweizer hat sich angeblich geweigert, Notizen eines Patientengesprächs an Susanne Imhof weiterzuleiten, die zufällig von diesem Gespräch erfahren hatte. Das wäre jedoch ein krasser Verstoss gegen das Patienten-/Arztgeheimnis gewesen, wogegen sich der Chefarzt strikte und zu Recht gewehrt hat. Laut Edgar Hänseler und Susanne Imhof habe der Verweis deshalb erteilt werden müssen, weil der Chefarzt seinen "arbeitsrechtlichen Pflichten" nicht nachgekommen sei. Noch weitere gravierende Unzulänglichkeiten kamen bei meinen Recherchen an den Tag: So soll beispielsweise Edgar Hänseler vom bewährten, kompetenten Spitaldirektor Malagoli verlangt haben, als bisheriger, erfahrener Direktor müsse er sich - nach einer Ausschreibung - für die Stelle des CEO neu bewerben. Hänseler erklärte mir auf Anfrage, diese Regelung sei bei allen gleichwertigen Stellen angewendet worden. Von verschiedenen Seiten wurde mir ausserdem bestätigt, dass bei der Planung im Kantonsspital inzwischen Chaos herrsche. Führungspersonen müssten Konzepte ständig neu erstellen, die dann nur gelocht und abgelegt würden, ohne weiter beachtet zu werden. Dass in die Führungskrise auch der Spitalrat und die Gesundheitsdirektorin involviert sind, muss nicht betont werden. Bei allen Führungskrisen sind die Abläufe ganzheitlich zu betrachten. Bei Führungsproblemen spielen die obersten Instanzen eine zentrale Rolle. Im Gespräch mit der Spitalleitung und Edgar Hänseler war deutlich zu verspüren, dass sie mit grossem Elan das neue Konzept realisieren wollen. Viele Firmen, die neu strukturiert werden, müssen am Anfang des Veränderungsprozesses das Messer ansetzen - mit dem Ziel, den Betrieb zu rationalisieren. Oft sogar mit Erfolg. Aus meiner Sicht dürfen aber bei allen Umstrukturierungen und Neuausrichtungen die Menschen nie als Manipuliermasse betrachtet werden. Mitarbeitende sind erwiesenermassen das grösste Kapital in jedem Unternehmen. Ich konfrontierte nach den Recherchen auch die Gesundheitsdirektorin Ursula Hafner, Edgar Hänseler (Spitalrat) und die Spitaldirektorin mit der skizzierten Führungskrise. Ich hätte von der Gesundheitsdirektorin beispielsweise gerne erfahren, ob sie tatsächlich nichts mehr unternehmen kann in der jetzigen Führungskrise, nachdem sie gemäss ihrer sonderbaren Stellungnahme im SN-Interview vom 25. September keinen konkreten Handlungsbedarf gesehen hat und die Öffentlichkeit wissen liess, nach der Verselbständigung des Spitals liege die Angelegenheit nicht mehr in ihrer Kompetenz. Da die Gesundheitsdirektorin in den Ferien ist, gab mir Markus Schärrer eine längere schriftliche Erklärung, die darlegt, wie komplex die Führungsstrukturen sind und dass die Regierungsrätin lediglich im Spitalrat und im Regierungsrat mit einer Stimme etwas beitragen kann. Darum wohl sagte Ursula Hafner in dem Interview im wesentlichen nur: Erstens: Man habe lange genug versucht, Schweizer ins Boot zu holen. Und zweitens: "Die Phase des Umstimmens ist meiner Meinung nach abgeschlossen." Was aus meiner Sicht allerdings fehlte, war der Hinweis, dass Frau Hafner mit im Spitalrat sitzt und damit zu jeder Zeit informiert war über die wichtigsten Irrungen und Wirrungen rund um die Person Walter Schweizer und dass sie im Spitalrat auf den Gang der Ereignisse auch durchaus Einfluss genommen hat. Auf meine Frage, weshalb die Kleine Anfrage von Kantonsrat Edgar Zehnder vom 1. Juni 2007 (!) zum Pflegezentrum und zur Geriatrie von der Gesundheitsdirektorin bis heute nie beantwortet wurde, erfuhr ich im übrigen vom Departement, dass dies demnächst nachgeholt werde. Die Meinung des Präsidenten des Spitalrates, Edgar Hänseler, zur Führungskrise: Die Spitäler Schaffhausen erbringen sehr gute medizinische Leistungen. Sie haben aber in ihren Organisations- und Kostenstrukturen dringenden Handlungsbedarf. Sämtliche vergleichbare Spitäler in den umliegenden Kantonen haben diesbezüglich die notwendigen Anpassungen vorgenommen und sind uns um einiges voraus. Warum es für Hänseler keine Führungskrise ist: Er versteht unter Krise, dass ein Unternehmen oder eine Organisation ohne klare Ziele und Strategie ist. Das sind die Spitäler Schaffhausen nach seiner Auffassung in keiner Weise, die neue Führungsstruktur und die Aufgabenbereiche seien definiert und würden kompetent geführt. Die Ziele für die Zukunft seien formuliert, an der Strategie werde unter Einbezug der Chefärzte intensiv gearbeitet. Die Mitglieder des Spitalrates wurden seinerzeit durch eine Delegation der Gesundheitskommission ausgewählt, der gesamten Kommission vorgestellt und schliesslich vom Regierungsrat gewählt. Nach Aussage von Hänseler sei der Spitalrat nach rein fachlichen Kriterien und aus einer grossen Zahl von Bewerbern ausgewählt worden. Zum Einwand, im Spitalrat müsse auch ein Arzt aus der Region Einsitz haben, der eine wichtig Brückenfunktion zwischen allen praktizierenden Ärzten aus der Gegend habe, sagt Hänseler, der Spitalrat beziehe die Ärzteschaft verschiedentlich in die Arbeit mit ein. Die Meinung der Direktorin der Spitäler, CEO Susanne Imhof, zur jetzigen Situation: Sie bedaure die Entwicklungen der letzten Tage, vor allem tue es ihr für die Belegschaft leid, die sich tagtäglich für die Patienten einsetze. Imhof: "Was wir jetzt brauchen, ist eine Diskussion, die auf Fakten beruht, lösungsorientiert und zukunftsgerichtet ist. Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen. Wir erbringen hier in Schaffhausen gute medizinische Leistungen, und ich bin nach wie vor vom Potential dieses Spitals voll und ganz überzeugt." Fazit für mich: Die Statements der Führungsverantwortlichen machen mir bewusst, dass die Führungskrise nicht erkannt wurde. Sie gehen allein nach dem Motto vor: Wir haben dafür zu sorgen, dass die Spitäler rationalisiert werden. Diesen Auftrag werden wir konsequent durchsetzen, unabhängig von Kündigungen, Versetzungen und der Verunsicherung des Personals. Jene Stimmen, die den Ton und den Umgang der Spitalleitung kritisieren, werden nicht oder zu wenig ernst genommen. Ich habe auch den Eindruck, dass die Krise keineswegs nur auf ein Informationsdefizit zurückzuführen ist. Falls die zuständigen Instanzen bei der bestehenden Führungskrise die Chance jetzt nicht nutzen und der Bevölkerung die Zusammenhänge nicht einleuchtend darlegen können, sehe ich schwarz. Bekanntlich besteht das Wort Krise aus zwei Begriffen: Chance und Gefahr. Aktive, offene Information ist jetzt angesagt. Langes Hinauszögern ist nicht mehr möglich.

Spitäler Chronologie der jüngsten Ereignisse auf dem Geissberg

Auf eine entsprechende Frage erklärt Susanne Imhof, CEO der Spitäler Schaffhausen, in einem Interview vom 19. September, es habe in den letzten Monaten tatsächlich personelle Veränderungen bei den Spitälern gegeben, bis zu einem gewissen Grad seien sie bei einer Umstrukturierung aber normal (vgl. SN vom 19. 8. 08). Nur eine Woche später kündigt überraschend auch Walter Schweizer, Chefarzt der Chirurgie, ausschlaggebend sind schwere Differenzen mit der CEO. Die Kündigung ruft einen Sturm der Entrüstung und eine Flut von Leserbriefen hervor. Von Missständen ist die Rede. Bei neuen Recherchen der Medien stellt sich heraus, dass Schweizers Abgang nur ein vorläufiger Schlusspunkt in einer Reihe weiterer Kündigungen ist. Kantonsräte und Mitglieder der Gesundheitskommission befassen sich jetzt ebenfalls mit der Situation, der Präsident des Spitalrates und Regierungsrätin Ursula Hafner weisen Vorwürfe aber öffentlich zurück. Auf eigene Initiative hat auch Kommunikationsexperte Marcus Knill recherchiert und kommt nach zahlreichen Gesprächen zum Schluss, dass die Spitäler Schaffhausen in einer veritablen Führungskrise stecken.
Die Kunde all dieser Entlassungen gelangte leider nur bruchstückhaft an die Öffentlichkeit "Vergleichbare Spitäler in den umliegenden Kantonen sind uns um einiges voraus"




(ausführlichere Version)

Führungskrise im Kantonsspital?

Der Präsident des Spitalrates will zwar derzeit von keiner Führungskrise sprechen. Recherchen ergaben mir jedoch ein anderes Bild. Krisen haben etwas etwas Gemeinsames: Sie kommen unerwartet. Sie sind sofort sichtbar. Sie haben schwerwiegende kurz- oder langfristige Folgen. Sie generieren einen massiven akuten Entscheidungs- und Aktionsdruck und sie sind ein gefundenes Fressen für die Medien. Doch greift es meist zu kurz, interne Krisen den Medien in die Schuhe zu schieben und vorschnell von Medienkampagnen zu sprechen. Die Führungskrise im Kantonsspital veranschaulicht: Die Öffentlichkeit interessiert sich immer für aussergewöhnliche Ereignisse. Damit werden überraschenden Geschehnisse durch das Interesse der Öffentlichkeit definiert. Nicht der Spitalrat, die Institution oder das Unternehmen kann sagen, was eine Krise ist. Krisen sind nicht nur grosse Geschichten wie Grossbrände, Unfälle, Pannen, Morde sondern auch lokale spannende Ereignisse wie Führungsmängel und überraschend viele Kündigungen.

Zur Situation im Kantonsspital Schaffhausen
Diese Medienmitteilung der Spitäler von Schaffhausen über den Abgang des Chefarztes machte mich stutzig: Chefarzt Chirurgie verlässt Spitäler Schaffhausen: Der Chefarzt Chirurgie, PD Dr. med. Walter Schweizer, hat sein Arbeitsverhältnis mit den Spitäler Schaffhausen gekündigt. Spitalleitung und Spitalrat bedauern und respektieren den Entscheid von Dr. Schweizer. Die Suche nach einem bestens qualifizierten Nachfolger wird in den kommenden Tagen eingeleitet. Hinter dieser sachlichen Formulierung eines Kommunikationsbeauftragten war eine grössere Geschichte zu vermuten, zumal wiederholt von gewissen Missständen im Kantonsspital zu hören war. Als Krisenkommunikationsfachmann interessierte es mich, ob die zahlreichen Rücktritte im Geissberg nicht das Anzeichen einer sich anbahnenden Führungskrise sein könnte. Um mir ein Bild der Ist-Situation machen zu können, recherchierte ich bei Mitarbeitern, aber auch bei jenen Personen, die gekündigt hatten. Sehr schnell kamen aus den zahlreichen subjektiv gefärbter Aussagen unzählige brisante Sachverhalte zum Vorschein. Die Sicht der Gesundheitsdirektion der Spitalleitung und des Spitalrates interessierte mich ebenfalls und ich konfrontierte sie am Schluss mit der Frage, was sie zu dieser Führungskrise meinen. Es hätte mich vor allem interessiert, wie sie in dieser Situation kommunizieren. Ich stellte sehr schnell fest, dass es bei der ganzen Thematik um komplexe Zusammenhänge geht und unterschiedlichste Interessen aufeinander prallen. In folgendem Beitrag geht es nicht um eine Gegenüberstellung der gegensätzlichen Positionen, sondern lediglich darum, der Oeffentlichkeit bewusst zu machen, dass bei dieser aktuellen Führungskrise nicht mehr beliebig zugewartet werden darf. Die Zusammenstellung des Kaders das gekündigt hat, verdeutlicht das ganze Ausmass. Bis jetzt wurde leider immer nur stückweise informiert. Zudem ist es mir als Uhwieser auch ein persönliches Anliegen, dass in Schaffhausen ein gutes Kompetenzzentrum erhalten bleibt. Wer sich mit bei Beratungen Führungskrisen beschäftigt, stellt meist fest: Es wird zu lange beschönigt, verschwiegen und die Probleme werden unter dem Deckel gehalten, Transparenz fehlt. Die Reaktionen in den Medien, auch bei den Mitarbeitenden und Patienten bestätigten mir: Beim Kantonsspital muss von einer Führungskrise gesprochen werden, obwohl dies der Präsident des Spitalrates nicht gerne hört.
Wenn in einer Firma mehrere kompetente Führungspersönlichkeiten kündigen , läuten normalerweise bei den übergeordneten Instanzen die Alarmglocken. Eine Kündigungswelle ist ernst zu nehmen. Es gilt den Ursachen sofort auf den Grund zu gehen. Im Kantonsspital hörte ich leider noch kein Glockengeläut auf der Führungsebene.

Details und Chronologie der Kündigungswelle Die Führungskrise im Kantonsspital Schaffhausen muss mit der neuen Direktorin (CEO) Susanne Imhof und dem neuen Spitalratspräsidenten Prof. Edgar Hänseler zu tun haben. Darauf weist jedenfalls der Ablauf der Rücktritte hin.
Mir wurde bestätigt, Edgar Hänseler sei mitverantwortlich , dass Markus Malagoli gekündigt und das Spital verlassen hat. Nach der Wahl von Hänseler hat auch Gerhard Ebner, Chefarzt, die Klinik Breitenau verlassen. Dieser Rücktritt ist zwar nicht allein auf Hänselers Wahl zurück zu führen. Sie hat dennoch eine Rolle gespielt.
Es ist erstaunlich, was alles passiert ist, nachdem Susanne Imhof (Sie war Dritte auf der Wahlliste, weil die ersten beiden Kandidaten nach Gesprächen mit Edgar Hänseler abgesagt haben) ihre Arbeit aufgenommen hat! In Erlangen war Imhof zuerst als Pflegedienstleiterin (und ehemalige Krankenschwester) tätig. Sofort nach Stellenantritt der neuen Direktorin wurde Doris Stäheli, die Direktionsassistentin - mit über zwanzigjähriger Direktionssekretariatserfahrung - für ein paar Tage nach Erlangen beordert, um angeblich "das Sekretariatswesen richtig zu lernen". Zurück aus Erlangen wurde die ehemalige Direktionsassistentin ins Materiallager versetzt - mit Lohnreduktion. (Laut Aussage der Spitaldirektorin hatte die ehemalige Direktionssekretärin diese Versetzung selbst gewünscht). Frau Stäheli arbeitet heute immer noch im Spital und will sich nicht mehr dazu äussern. Bald nach der Wahl von Susanne Imhof zum CEO hat auch Dr. Kurt Müller, Chefarzt des Geriatriezentrums, gekündigt (auf die detaillierte Darlegung dieser unerfreulichen Geschichte verzichte ich). Im Verlauf der nächsten Monate haben in der Verwaltung viele Kadermitarbeiter gekündigt oder wurden versetzt! Daraus sollen Kosten entstanden sein, die angeblich in die Hunderttausende von Franken gehen! Auch Jürg Rahm (Chef Finanzen, KSSH - über 12 Jahre Tätigkeit) kündigte. Mit dem Weggang von Roland Müller (1. Controller, KSSH ~10 Jahre) setzte sich die Kündigungswelle kompetenter Führungskräfte fort, gefolgt von Nadja Bührer (Leiterin Rechnungswesen, KSSH KV-Lehre, Buchhaltungsabschluss, KSSH), die ebenfalls "das in Schieflage geratenen Schiff" verliess. Alle fanden übrigens rasch sehr gute Stellen. Obschon zukunftsträchtig, fehlt erstaunlicherweise unter der neuen Spitalführung die Augenheilkunde. Peter Dejica verliess vor einem halben Jahr ebenfalls das Spital. Susanne Imhof machte mich jedoch darauf aufmerksam, dass das Spital heute in diesem Bereich immer noch gut versorgt wird mit Konsilliarärzten. Iris Schabegg, Medizininformatikerin, kündigte kurz nach ihrem Stellenantritt. Grund: Unsichere personelle Verhältnisse . Die Kunde all dieser Entlassungen gelangte leider nur bruchstückhaft an die Öffentlichkeit. Im Moment geben sich zwar alle gebliebenen und neu angestellten Mitarbeitenden grosse Mühe. Doch meine Recherchen im Spital machten deutlich: Viele, die noch "an Deck" sind, wollten sich nicht mehr zu den Vorkommnissen äussern. Ich spürte ein Klima der Verunsicherungen.
Auch der Chefarzt Chirurgie will nun das "Boot" verlassen.
Zur Kündigung des Chefarztes Walter Schweizer konnte ich lediglich in Erfahrung bringen, dass ihm von Susanne Imhof und Prof. Hänseler ein Verweis erteilt worden war. Schweizer hatte sich angeblich geweigert, Notizen eines Patientengesprächs Susanne Imhof weiterzuleiten, die zufällig von diesem Gespräch erfahren hatte. Was jedoch ein krasser Verstoss gegen das Patienten-/Arztgeheimnis gewesen wäre, wogegen sich der Chefarzt strikte und zu Recht gewehrt habe. Laut Edgar Hänseler und Susanne Imhof habe aber der Verweis erteilt werden müssen, weil der Chefarzt den arbeitsrechtlichen Pflichten nicht nachgekommen sei. Noch weitere gravierende Unzulänglichkeiten kamen bei meinen Recherchen an den Tag: So soll beispielsweise Edgar Hänseler vom bewährten kompetenten Spitaldirektor Malagoli verlangt haben, als bisheriger, erfahrener Direktor müsse er sich - nach einer Ausschreibung - für die Stelle des CEO neu bewerben. Edgar Hänseler erklärte mir auf Anfrage, diese Regelung sei bei allen gleichwertigen Stellen angewendet worden. Von verschiedenen Seiten wurde mir bestätigt, dass bei der Planung im Kantonsspital Chaos herrsche. Führungspersonen mussten angeblich Konzepte ständig neu erstellen, die dann nur gelocht und abgelegt wurden, ohne später weiter beachtet zu werden. Dass bei der Führungskrise auch der Spitalrat und die Gesundheitsdirektorin involviert sind, muss nicht besonders betont werden. Bei allen Führungskrisen sind die Abläufe ganzheitlich zu betrachten. Bei Führungsproblemen spielen die obersten Instanzen stets eine zentrale Rolle. Im Gespräch mit der Spitalleitung und Susanne Hänseler war deutlich zu verspüren, dass mit grossem Elan das neue Konzept realisieren wollten (Die Vorstellung, das Kantonspital als "Aktiengesellschft" zu führen, stammt übrigens vom damaligen Regierungsrates Herbert Bühl). Die heutige Führungsebene konnte mir das neue Konzept einleuchtend begründen. Es hat sich gezeigt: Neustrukturierungen (Change) können zu personellen Veränderungen führen. Dies ist bei allen Rationalisierungsmassnahmen schwer zu kommunizieren. Alles angeblich im Interesse eines neuen Spitalkonzeptes mit mehreren Spitälern und den damit verbundenen Rationalisierungsmassnahmen und Kostensenkungen. Viele Firmen, die neu strukturiert werden, müssen auch am Anfang des Veränderungsprozesses das Messer ansetzen - mit dem Ziel - den Betrieb zu rationalisieren. Oft sogar mit Erfolg. Wie dem auch sei, aus meiner Sicht dürfen bei allen Umstrukturierungen und Neuausrichtungen die Menschen nie als Manipuliermasse betrachtet werden. Mitarbeitende sind erwiesenermassen das grösste Kapital in jedem Unternehmen.

Die Sicht der Führungsverantwortlichen
Ich wollte nach den Recherchen die Gesundheitsdirektorin Ursula Hafner wie Edgar Hänseler (Spitalrat) und die Spitaldirektorin mit der skizzierten Führungskrise konfrontieren.
Fragen an die Gesundheitsdirektorin - nach ihrer sonderbaren Stellungsnahme in "Nachgefragt" von Erwin Künzi (SN 25. Sept.08):
Ich hätte gerne erfahren, ob Regierungsrätin Hafner tatsächlich nichts mehr machen kann in der jetzigen Führungskrise, nachdem Sie gemäss Interview keinen konkreten Handlungsbedarf gesehen hatte und uns wissen liess, nach der Verselbständigung des Spitals liege die Angelegenheit nicht mehr in Ihrer Kompetenz. Es ist kaum vorstellbar, dass eine Gesundheitsdirektorin die Strukturen über den Spitalrat und den Gesamtregierungsrat beeinflussen kann. Zitat von Markus Schärrer (Die Gesundheitsdirektorin ist in den Ferien): "Ich habe das SN-Kurzinterview mit Frau Hafner noch einmal gelesen und bin einmal mehr erstaunt, wie verschieden ein und derselbe Text von 2 Personen mit unterschiedlichem Hintergrund verstanden werden kann. Nach Abzug von einigen diplomatischen Floskeln (vielleicht war Frau Hafner etwas gar taktvoll in ihren Äusserungen betreffend WS) sowie von "Verwehungen", die in einem Telefon-Kurzinterview kaum zu vermeiden sind, finde ich zwei Kernaussagen: * 1. Man hat lange genug versucht, Schweizer ins Boot zu holen. * 2. "Die Phase des Umstimmens ist meiner Meinung nach abgeschlossen." Was aus meiner Sicht fehlte war der explizite Hinweis, dass Frau Hafner mit im Spitalrat sitzt und damit zu jeder Zeit informiert war über die wichtigsten Irrungen und Wirrungen rund um die Person WS und dass sie im Spitalrat auch auf den Gang der Ereignisse durchaus Einfluss genommen hat. Die neuen Führungsstrukturen in den Spitälern, die gemäss neuem Spitalgesetz seit 2005 gelten, sind offenbar noch nicht genügend bekannt und müssen in Erinnerung gerufen werden:
  • Die "Politik" (Regierungsrat und Kantonsrat) soll primär den Leistungsauftrag der Spitäler definieren und die finanziellen Beiträge des Kantons festlegen.
  • Die konkrete Betriebsführung (inkl. Organisation, Personalentscheide etc.) ist Sache des Spitalrates (analog Verwaltungsrat) und der Spitalleitung und soll von allzu direkten "Durchgriffen" der Politik bewusst abgeschirmt werden.
  • Regierungsrätin Hafner sitzt als "Bindeglied" zur Politik im Spitalrat und wirkt auf dieser Ebene bei der Spitalführung mit. Sie ist aber nur eines von fünf Spitalratsmitgliedern und kann dem entsprechend nur einen begrenzten Einfluss nehmen.
  • Die Wahl des Präsidenten und der übrigen Mitglieder des Spitalrates erfolgt nach dem ausdrücklichen Willen des Gesetzgebers im Rahmen einer "geteilten Verantwortung" zwischen Regierungsrat uns Parlament: Die Auswahl der Mitglieder erfolgt primär durch die Gesundheitskommission des Kantonsrates. Die Wahl erfolgt sodann durch den Regierungsrat auf der Basis der Vorschläge der Gesundheitskommission. Das System ist recht komplex. Das Bemühen, die engere Betriebsführung der Spitäler vor allzu direkten Einflüssen der Politik abzuschirmen hat aber gute Gründe. Die Spitäler Schaffhausen werden "nur" zu gut einem Drittel durch den Kanton finanziert. 2/3 ihres Umsatzes müssen sie aus Tarifeträgen und anderen Quellen finanzieren, die nach den bundesrechtlichen Vorgaben sowie zum Teil auch nach Marktbedingungen fliessen. In diesem Sinne stehen die Spitäler in einem Wettbewerb mit anderen Spitälern, der in den nächsten Jahren noch wesentlich schärfer wird. Ist eine effiziente Betriebsführung aufgrund von politischen Interventionen nicht möglich, resultieren erhebliche Wettbewerbsnachteile, die sich verheerend auf die Zukunftschancen auswirken können.
Aus der genannten Gründen werden heute in der Schweiz schon gut 85 % der öffentlichen Spitäler als Aktiengesellschaften, als privatrechtliche Stiftungen oder als selbständige öffentlich-rechtliche Anstalten geführt sind (vgl. Studie Avenir Suisse). Die aktuellen Vorgänge im Kantonsspital Schaffhausen zeigen genau das auf, was verhindert werden soll: Ein Betrieb, dessen Personalpolitik und Organisation über Leserbriefspalten bestimmt wird, wäre auf Dauer kaum noch führbar." Zum Vorwurf, dass die Gesundheitsbehörde die "Kleine Anfrage" von Kantonsrat Edgar Zehnder vom 1.6.07 (Ist die Sanierung des Pflegezentrums Geriatrie sinnvoll?) von der Gesundheitsdirektorin bis heute nie beantwortet wurde, erfuhr ich vom Departement, dass dies demnächst nachgeholt werde.

Die Meinung des Präsidenten des Spitalrates zur Führungskrise: Der Spitalrat hatte Kenntnis von all den unerfreulichen Hintergrundgeschichten und der Kündigungswelle von so vielen kompetenten Führungspersönlichkeiten im Kantonsspital Schaffhausen.
Edgar Hänseler (Präsident Spitalrat): "Die Spitäler Schaffhausen erbringen sehr gute medizinische Leistungen. Sie haben aber in ihren Organisations- und Kostenstrukturen dringenden Handlungsbedarf. Sämtliche vergleichbare Spitäler in den umliegenden Kantonen haben diesbezüglich zum Teil schon vor Jahren die notwendigen Anpassungen vorgenommen und sind uns diesbezüglich um einiges voraus." Warum Edgar Hänseler nichts von einer Führungskrise wissen will: "Ich verstehe unter Führungskrise, dass ein Unternehmen oder eine Organisation ohne klare Ziele und Strategie ist. Das sind die Spitäler Schaffhausen in keinster Weise. Im Gegenteil: die neue Führungsstruktur und die Aufgabenbereiche sind definiert und werden kompetent geführt. Die Ziele für die Zukunft sind formuliert, an der Strategie wird unter Einbezug der beteiligten Chefärzte intensiv gearbeitet. Der Spitalrat und die Spitalleitung stehen gemeinsam hinter der beschlossenen Neuorganisation." Im Spitalrat müsste offiziell ein Arzt aus der Region Einsitz haben. Denn dieser hätte eine wichtig Brückenfunktion zu allen praktizierenden Aerzten aus der Gegend. Zum Vorwurf, dass kein Arzt die lokale Verankerung im Spitalrat sicherstellt, lässt Hänseler wissen: "Die Mitglieder des Spitalrates wurden durch eine Delegation der Gesundheitskommission ausgewählt, der gesamten Gesundheitskommission vorgestellt und schlussendlich vom Regierungsrat gewählt. Die Mitglieder wurden nach rein fachlichen Kriterien aus einer grossen Zahl von Bewerbern ausgewählt. Der Spitalrat bezieht die Ärzteschaft aktiv in verschiedenen Bereichen in die Arbeit mit ein. So sitzt in jeder Berufungskommission eines Chefarztes ein Vertreter der Ärzteschaft, welchen diese frei bestimmen kann."

Beispiel eines Leserbriefes: dieser Leserbrief wurde in der Woche 39 (22.- 26. September im Oberklettgauer und Schaffhauserland) publiziert.


Die Meinung der Direktorin der Spitäler (CEO), Susanne Imhof zur jetzigen Situation: "Ich bedaure die Entwicklungen der letzten Tage, vor allem tut es mir für die Belegschaft leid, die sich tagtäglich für die Patienten einsetzen. Was wir jetzt brauchen ist eine Diskussion, die auf Fakten beruht, lösungsorientiert und zukunftsgerichtet ist. Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen. Wir erbringen hier in Schaffhausen gute medizinische Leistungen und ich bin nach wie vor vom Potenzial dieses Spitals voll und ganz überzeugt."

Fazit: Falls die zuständigen Instanzen bei der bestehenden Führungskrise die Chance nicht nutzen und der Bevölkerung die Zusammenhänge nicht einleuchtend darlegen können, sehe ich schwarz. Bekanntlich besteht das Wort KRISE aus zwei Begriffen: CHANCE und GEFAHR.

Aktive offene Information ist jetzt angesagt. Langes Hinauszögern könnte gravierende Folgen haben.


Die Spitäler Schaffhausen haben gemäss Internetauftritt ein vorbildliches Leitbild formuliert und gewiss mit grossem Aufwand erarbeiten lassen. Ich zitiere daraus: menschlich - kompetent - offen. Im Mittelpunkt unseres Handelns und Tuns stehen die Patientinnen und Patienten als autonome Persönlichkeiten. Wir wollen sie so gut wie möglich informieren, behandeln und pflegen. Ihnen und ihren Angehörigen begegnen wir mit Einfühlungsvermögen und Respekt. Wir streben ein Arbeitsklima an, das sich durch Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung auszeichnet, und fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Diesem Leitbild wäre nichts anzufügen. Es gilt jetzt nur noch, das Geschriebene in die Tat umzusetzen.




Nachtrag Führungskrise Kantonsspital Schaffhausen: Das Spital reagiert postwendend.

Die Spitalleitung reagierte unverzüglich auf meine Analyse mit einer Pressemitteilung. Auch die Einberufung einer Medienkonferenz signalisierte, dass CEO und Präsident des Presserates die Medien nicht mehr als Gegner betrachten. Dies finde ich geschickt und ist im Sinne meiner Anregung. An meiner Besprechung sah der Präsident des Presserates noch hinter allen Leserbriefen eine inszenierte Medienkampagne. Mit Medien wollte er nicht kooperieren. Vermutlich ist das positive proaktive Verhalten dem anraten der neuen Pressechefin zu verdanken. Die Medienmitteilung wurde auch sofort intern allen Mitarbeitenden per Mail zugestellt. (Wenige Stunden nach meinem Artikel). Professionell war auch die Wiederholung der nämlichen Kernaussagen in allen Verlautbarungen: 1. Der Spital funktioniert auch ohne PD Dr. W. Schweizer ausgezeichnet 2. Dem Chefarzt musste ein Verweis erteilt werden, weil er sich nicht integrieren wollte und nicht konstruktiv am neuen Konzept mitgearbeitet hat. Er habe den Spitalrat und die Spitalleitung zudem wiederholt persönlich angegriffen.

Der offene Brief wurde von allen Mitliedern des Spitalrates und der Spitalleitung unterschrieben. Damit wurde nach aussen gezielt Einigkeit demonstriert. Soweit so gut. Kommunikationsmässig schien somit die Führung des Kantonsspitals etwas gelernt zu haben und müsste dafür gelobt werden.
Doch die Ruhe kehrte nicht ein. Es folgten erneut heftige Proteste mit Leserbriefen.

Kommentar: Ich sehe heute für den Chefarzt schwarz. Denn eine Zusammenarbeit mit der jetzigen Spitalleitung würde sicherlich nicht mehr funktionieren. Doch befürchte ich, dass auch die Spitalleitung nicht ungeschoren davon kommen wird. Einerseits ist eine Kleine Anfrage im Stadtrat hängig und da muss die Spitalleitung auf einige kritische Fragen Antworten geben. Dies könnte Folgen haben. Anderseits habe ich gesehen, dass die Spitalleitung mit gezinkten Karten gespielt hat und das ist in einer Krise immer schlecht. Es trifft nämlich nicht zu, dass der Chefarzt nicht kooperieren wollte (habe jedenfalls glaubwürdige Zeugen, die mir dies bestätigten) Ferner steht auf dem Schreiben des Verweises , dass der Chirurg einen Verweis erhalten habe, weil er sich geweigert hat die Akten einer Patientin an die Spitaldirektorin weiterzuleiten. Der Verweis wurde nicht aus anderen Gründen erteilt. Damit ist für mich die Geschichte noch nicht abgeschlossen. Die Krise ist bestimmt noch nicht überstanden. Auch bei Führungskrisen gilt nämlich das Prinzip: Was publiziert wird, muss immer stimmen. Die Falschinformationen werden bestimmt zum Bumerang für das Duo Hänseler/Imhof. On verra. Selbstkritisch habe ich nachträglich erkannt, dass auch ich von zwei Zeugen falsch informiert worden war. Frau Imhof hat nicht nur eine unbedeutende Zusatzausbildung gemacht. Sie absolvierte in Deutschland einen fachhochschulähnlichen Abschluss.




20 Minuten vom 9. Oktober, 2008

Zoff am Schaffhauser Kantonsspital

Nachdem Walter Schweizer, Chefarzt der Chirurgie am Schaffhauser Kantonsspital, seine Kündigung eingereicht hat, ist nun der Spitalrat in die Offensive gegangen. Es sei wichtig, die Hintergründe zu kennen. Man habe zu wenig aufgezeigt, wo die Spitäler stehen, sagte Edgar Hänseler, Präsident des Spitalrats, am Donnerstag vor den Medien. Weil die Hintergründe nicht bekannt seien, habe es eine heftige Berichterstattung und persönliche Diffamierungen gegeben. Anlass für den öffentlich ausgetragenen Streit war, dass Chefarzt Walter Schweizer nach einem Verweis seine Kündigung eingereicht hat. Schweizers Verhältnis zur Spitalführung ist schon seit Jahren getrübt. "Es war unmöglich, ihn mit ins Boot zu holen," sagte Klaus Lang, Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin. Diffamierungen und Beleidigungen

Die fachliche Leistung von Walter Schweizer stand dabei nie zur Debatte. Als er vor zwei Jahren nicht als Spitalleitungsmitglied berufen wurde, sei dies eine schwere persönliche Enttäuschung für den Chirurgen gewesen, sagte Edgar Hänseler. Darauf seien Diffamierungen und Beleidigungen des Chirurgen vor allem gegen Edgar Hänseler und Geschäftsführerin Susanne Imhof gefolgt. "Diese hätten in einem privatwirtschaftlichen Anstellungsverhältnis zur fristlosen Kündigung geführt," sagte Gesundheitsdirektorin Ursula Hafner-Wipf. Schaffhausen hat Nachholbedarf

Um die Spitäler wettbewerbsfähig zu machen, habe man nicht beliebig viel Zeit und es sei klar, dass die Reorganisation zu einer grossen Verunsicherung führe, sagte Hänseler. In Zukunft wolle man daher "aktiver und offener" kommunizieren. Vor drei Jahren hat das Volk die Verselbständigung der Schaffhauser Spitäler beschlossen. Nun werden sie nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt. Schaffhausen hat im Vergleich mit den Nachbarkantonen Thurgau und Zürich grossen Nachholbedarf was Kosten und Infrastruktur angeht. Zurzeit ist Walter Schweizer in den Ferien. Ob er danach nochmals an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt, ist unklar. Das soll in den kommenden drei Wochen entschieden werden. Quelle: SDA/ATS


Nachtrag vom 12. Oktober, 2008: Nachträgliche Recherchen bestätigen mir, dass Susanne Imhof Pflegedirektorin in Erlangen war, auch Vorstandsmitglied des Universitätsklinikums Erlangen. Diese Klärung machte mir einmal mehr bewusst, dass Zeugenaussagen ebenfalls zusätzlich zu überprüfen sind. Gründliches Recherchieren erheischt einen enormen zeitlichen Aufwand. Und diesen Aufwand habe ich auf mich genommen. Die vielen positiven Echos bestätigten mir, dass sich dieser grosse Aufwand gelohnt hatte. Dank der zahlreichen Recherchen erhielt die Bevölkerung einen Ueberblick über das Ausmass der Kündigungen und niemand wird mehr behaupten können, es handle sich nicht um eine Führungskrise.




Nachtrag vom 15. Oktober: "Führungskrise im Kantonsspital"

Medienmässig hatte die Spitalleitung aus ihrer Sicht richtig gehandelt. Sie hatte auch andere Medienkanäle genutzt um Verständnis für die Rationalisierungsmassnahmen zu schaffen. Ueber die AZ (wird leider kaum gelesen und den Schaffhauser Bock, der eine grosse Verbreitung hat). Doch in den Schaffhauser Nachrichten riss die Welle der Kritik an der Spitalführung nicht ab. Unter Fakten und Ansichten meldete sich zuerst die Schaffhauser Rentnervereinigung:
Die Schaffhauser Nachrichten mit einer Flut von Leserbriefen überschwemmt. Daraus wurden einige ausgewählt. Es kam zu einer Sonderseite. So eine Flut von Reaktionen war einmalig und macht bewusst, dass sich Bevölkerung mit dem Wohlergehen des Spitals auseinandersetzt und erbost ist über die Art und Weise der Kommunikation nach Aussen:


Wenn wir das Krisenmanagement der Spitalleitung betrachten, rächten sich folgende Fehler:
  • Die Medien wurden zu lange als Gegner betrachtet und nicht genutzt
  • Die Spitalleitung hat die Volksmeinung der Schaffhauser Bevölkerung zu lange unterschätzt und ist zu wenig mit den lokalen Strukturen vernetzt. Die nachträglichen Beschuldigungen des Chefarztes stimmen nicht überein mit der von mir zitierten ersten Medienmitteilung über den bekannten und beliebten Chirurgen.
  • Die Botschaft: Nun MUSS der Auftrag und die Zielsetzung mit allen Mitteln konsequent realisiert werden mit dem Risiko, dass all jene das "Boot" verlassen sollen, die mit dem Kurs nicht einverstanden sind. Mit dieser Botschaft können sich viele nicht anfreunden, die ein Spital nicht wie eine Bank gemanagt haben möchten.
  • Obschon ein gewisses Verständnis da ist, für Veränderungen - sofern sie zu Verbesserungen führen - verbreitet sich die Angst, dass beim Wegzug so vieler qualifizierter Leute Know-How verloren geht.
  • Was die Spitalführung unterlassen hat, bestätigen zahlreiche Gespräche mit Leuten aus der Bevölkerung. Es fehlt an einer klaren übersichtlichen Darstellung der Zielsetzung und des neuen Auftrages der neuen Spitäler. Es gibt eindeutig ein Kommunikationsdefizit. Wie soll die Öffentlichkeit das neue Konzept akzeptieren, wenn sie selbst die vielen vagen Teilinformationen zusammenreimen muss?


Mittlerweile hat auch die letzte aus dem Kantonsspital vorhandene ausgewiesene betriebswirtschaftlich ausgebildete Person, die stellvertretende Leiterin Controlling, gekündigt. Damit soll das Spital einen Rückschritt in diesem Bereich um Jahre erleiden. Beim Controlling verbleiben somit nur noch Personen auf Stufe Sachbearbeitung.


Nachtrag vom 17. Oktober, 2008: Regierung sieht keinen Handlungsbedarf

Kommentar: Aus der Sicht der Regierung würde der Sanierungsprozess behindert, wenn jetzt die Führung geändert wird. Die Regierung spricht nur von einem personellen und strukturellen Konflikt. Das Wort Führungskrise wird vermieden.

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass es sich bei den Schaffhauser Spitälern um eine Führungskrise handelt und die Spitalleitung nach diesem Entscheid der Regierung die Chance sofort nutzen müsste. Sonst hat es nachträgliche Folgen. Ich zweifle daran, dass Ruhe einkehren wird, wenn die Kommunikationskultur im Spital nicht sofort geändert wird. Nach meinem Dafürhalten kann sich die Spitalleitung keine Fehler mehr leisten. Alles würde registriert - auch weitere Entlassungen - denn alles würde bestimmt medial ausgeschlachtet. Somit kommt es wahrscheinlich erst nach Ablauf der Amtzeit zu personellen Aenderungen. Die Spitalleitung kann vorläufig aufatmen und die Chance nutzen. Der Chefarzt wird sich nach einer neuen Stelle umschauen und gewiss auch einen adäquaten Posten finden. Es wird bestimmt noch einige Leserbriefe geben. Diese beeinflussen jedoch die Abläufe im Spital nicht mehr. Die Bevölkerung kann nur noch die Faust im Sack machen.


Nachtrag vom 17. Oktober 2008: Zwischenhalt "Führungskrise"

Es wäre sicherlich falsch, wenn die ganze Krise vorschnell kleingeredet würde - nach dem Motto: Was nicht angenehm ist, darf es nicht geben. Die Führungskrise am Kantonsspital dürfen wir nicht nach dem Motto der Finanzkrise beim Bund abtun, mit dem Spruch



Die "Weltwoche" hatte vorschnell die Finanzkrise in der Schweiz schöngeredet mit diesem Titelbild. Die Redaktion ging davon aus, dass sich unsere Banken selbst helfen können. Sie ahnte beim Druck der Zeitschrift noch nicht, dass es wenige Tag später zum Eklat kommen wird und der Staat in einer Blitzaktion die UBS vor dem Kollaps retten musste. Die Krise existierte demnach doch. Dasselbe gilt auch beim Kantonsspital Schaffhausen: Wir dürfen nicht zu früh Entwarnung geben. Die Führungskrise ist nämlich erst überwunden, wenn die Führung ihre Hausaufgaben gemacht hat.

Die Flut der Leserbriefe ebbt ab, doch sind viele der vor Wochen gestellten Fragen noch immer nicht beantwortet.


Leserbrief von Herrn Geel. Nachtrag vom 18. Oktober 2008:

Es ist nachvollziehbar, dass die Schaffhauser Nachrichten aus der Flut von Leserbriefen nicht alle publizieren konnte. Sie machte dafür eine Extra-Seite. Auch ich wurde überschwemmt mit Mails, Telefonaten und Briefen. Ein Beispiel:
Sehr geehrter Herr Knill

Für die Schaffhauser Regierung besteht - wie in der gestrigen Zeitung ausgeführt wurde - keine Veranlassung in den personellen und strukturellen Konflikt am Kantonsspital direkt einzugreifen. Unglaublich. Ich bin mehr als betroffen - ich bin masslos enttäuscht.
Mir scheint, dass nach der Medienorientierung durch den Präsidenten des Spitalrates, Herrn Hänseler, die SN zur Tagesordnung übergegangen sind und die ganzen Angelegenheit abgeschlossen haben. Heute erschienen zwar nochmals Leserbriefe - insbesondere die von Herrn Dr. Lienhard und Herrn Häring aufgeworfenen Fragen stehen vorläufig unbeantwortet im Raum.
Ich bin enttäuscht, dass keine Kantonsrätin oder Kantonsrat Ihre ausgezeichneten Recherchen zum Anlass nimmt, das Parlament - mit einer Motion - zu verpflichten, eine Untersuchungskommission einzusetzen und die vielen offenen Fragen zu beantworten und die Regierung aufzufordern, endlich zu handeln.
Schade, dass Ihre Arbeit nicht in eine vertiefte parlamentarische Untersuchung einfliessen kann. Sie haben ohne politischen Hintergrund und ohne Emotionen gearbeitet und Fakten auf den Tisch gelegt. Dafür gebührt Ihnen Dank und grosse Anerkennung!
Mein Leserbrief wurde bis heute nicht veröffentlicht (Sie finden den Leserbrief in der Anlage). Vermutlich will die Redaktion die Sache abschliessen. Möglicherweise hat Martin Schweizer, der am Anfang für die Berichterstattung zuständig war, Weisung bekommen, die Angelegenheit zu beenden. Das wird man leider - wie vieles andere auch - nie erfahren.
Ich danke Ihnen nochmals für den ausgezeichneten Bericht - ich weiss, dass Sie dafür viele Stunden aufgewendet haben. Schade, dass man die Angelegenheit immer noch bagatellisiert und unter den Tisch kehrt. Das ist für die Mitarbeitenden im Kantonsspital alles andere als motivierend.
Ich wünsche Ihnen ein schönes, sonniges Wochenende
Herzliche Grüsse
Werner Geel

Aus der Fülle der Echos möchte ich doch noch das letzte Mail mit einem unveröffentlichen Leserbrief anfügen. Er entspricht dem Grundtenor der Rückmeldungen. Herr Geel gab mir sein Einverständnis, dass ich dieses exemplarische Mail mit dem Leserbrief dem Protokoll des Geschehens anfügen darf.


Nachtrag vom 24. Oktober, 2008

Der Schaffhauser- Bock macht nach dem "Chaos" zur Führung der Spitäler Schaffhausen folgende Nachlese.

Neuer Chefarzt: Markus Weber ersetzt Walter Schweizer

Es besteht gewiss die Chance, dass nun im Kantonsspital Ruhe einkehrt. Doch müsste der Spitalrat und die CEO aus den Vorkommnissen die Konsequenzen ziehen. Würde weiterhin Rendite und Rationalisierung mehr gewichtet als die Wertschätzung der Mitarbeitenden und Patienten, sehe ich schwarz. Die Spitalleitung steht weiterhin im Fokus der Oeffentlichkeit und würde bei kommenden Kommunikationspannen vom Regierungsrat nicht mehr so grosszügig getragen wie bisher. Ich bin überzeugt, dass die Regierung die Führungscrew bei der Umsetzung ihrer Ziele nicht zusätzlich belasten wollte und vor allem dem Präsidenten des Spitalrates, Edgar Hänseler und Frau Imhof (CEO) die Chance geben wollte, dass in den Spitälern wieder Ruhe einkehren kann und sich Aerzte und Pflegepersonal wieder voll und ganz dem Kerngeschäft widmen können. Wenn die Spitalleitung immer wieder von CHANGE gesprochen hat, so gilt dies auch für sie. Auch eine Führungscrew muss bereit sein, das Verhalten - zu ändern. Die kritischen Stimmen während der Führungskrise müssen ernst genommen werden. Medien dürfen künftig nicht als Gegner betrachtet werden. Die neue Kommunikationschefin könnte mit beitragen, dass die Spitalleitung die Mentalität der Schaffhauser ("Uesi chline Stadt") künftig ernster nimmt.



Nachtrag vom 25. Oktober: Der Präsident der Gesundheitskommission deckt die Spitalleitung und wünscht sich endlich Ruhe.. Werner Bolli hatte mir in einem persönlichen Gespräch einmal vorgeworfen, ich hätte die Gesundheitsdirektorin persönlich zu Worte kommen lassen. Ich hatte die Regierungsrätin tatsächlich mehrfach persönlich zu erreichen versucht, nur um schliesslich zu erfahren, dass sie in den Ferien sei. Eine Telefon Nummer am Ferienort oder die Nummer ihres Privat-Handys wurde mir aber nicht gegeben. Markus Schärrer von der Gesundheitsdirektion gab mir hierauf an Stelle der Direktorin Auskunft. Er wurde auch wortwörtlich zitiert.

Wenn eine Firma während der Abwesenheit des Chefs erwartet, die Presse suche selbst den CEO in den Ferien auf, der weiss nicht, was ein Krisenkommunikationskonzept ist.

Es leuchtet natürlich ein, wenn der Präsident an meiner Auslegeordnung keine Freude hatte. Er selbst ist nämlich verantwortlich für die personelle Besetzung der Spitalleitung. Die vielen Leserbriefe und der grosse Wirbel in der Öffentlichkeit sind für ihn vor allem "destruktive Kritik", Kritik, die seine Ruhe stört.


Persönlich teile ich das Bemühen, neue Rahmenbedingungen konsequent umsetzten zu lassen. Es ist normal, dass man sich überall gegen Veränderungen zur Wehr setzt. Wenn es jedoch die Leitung nicht versteht, die Änderungen so umzusetzen, dass sie die Mitarbeitenden mittragen (so wie es bei den umliegenden Spitälern geschehen ist), so ist die Frage berechtigt, ob nicht in der Führungsstruktur etwas nicht stimmen kann. Es ist nicht normal, dass es nach einem Change-prozess zu so einer solch grossen Kündigungswelle kompetenter Leute kommt.

Der Präsident der Gesundheitskommission müsste sich fragen: Wo bleibt die Rückendeckung der Patienten und der Mitarbeitenden?

Nach meinem Dafürhalten müsste die Spitalleitung und die Gesundheitskommission die Kritik in erster Linie als konstruktive Kritik sehen und die Fehler nicht in erster Linie bei den Kritikern und bei den Medien sehen.

Dies war denn auch mein Grundanliegen im Vieraugengespräch der Sendung "Gespräch unter vier Augen") im Radio Munot (Sonntag 26. Oktober) zur Führungskrise im Kantonsspital: Wenn die Spitalleitung nicht bereit ist, aus internen Fehlern zu lernen und die Chance nicht sofort nutzt, kann die Krise später doch noch zu personellen Folgen führen.

Immerhin hat die neue Kommunikationschefin der Spitäler erkannt, dass künftig die Schaffhauser Mentalität besser berücksichtigt werden muss und die Spitalleitung in der Zukunft mit den Medien besser zusammenarbeiten muss.




In einem Beitrag "Schnellschuss" bringt Martin Schweizer die ganze Problematik der Führungskrise auf den Punkt. Die Fehler können nicht einfach unter den Tisch gewischt werden. Mittlerweile hat der Spitalrat bestimmt eine geglückte Wahl mit dem neuen Chefarzt getroffen. Aufgrund der kurzen Zeit zwischen dem Abgang des beliebten Chirurgen Schweizer muss angenommen werden, dass man den Abgang bereits vorbereitet hatte. Wenn Hänseler in meinem Gespräch betont hat, dass jede Kaderstelle ausgeschrieben wird, ist die Frage berechtigt: Wieso jetzt eine Berufung? Wenn immer wieder vom Sparen die Rede ist, so waren schon bei der alten Crew die Probleme bekannt und wären nach dem alten Finanzchef zu lösen gewesen. Mit drei konzertierten Massnahmen wären das Spital kostenmässig wieder bei den Leuten gewesen ( Aussage von Jürg Rahm). Ich teile die Meinung von Martin Schweizer: Richtig ist: Alle Menschen sind ersetzbar - auch die Spitalleitung. Es besteht immerhin die Hoffnung, dass die Wellen sich allmählich legen. Aber ohne "Bereitschaft zur Veränderung auf allen Ebenen" wird es nicht zu einer endgültigen Beruhigung kommen.



Nachtrag vom 29. Oktober: Die Spitalleitung wird sich an den Leitspruch gehalten haben: Lieber ein Schrecken mit Ende als ein Schrecken ohne Ende. Nach dem Medienwirbel lieber ein sofortiger Schnitt, damit endlich im Kantonsspital Ruhe einkehrt. Die Spitalleitung wusste, dass eine reibungslose Zusammenarbeit mit Walter Schweizer nicht mehr möglich ist. Leider unterlief der Führungscrew ein gravierender Fehler. Die emotionale Geschichte mit einer Patientin, die bereits für die Operation vorgesehen war und nicht mehr operiert werden durfte, ist eine Geschichte, die in der Bevölkerung nicht verstanden wird. Diese Geschichte führt bestimmt dazu, dass die Führungskrise nicht so schnell erledigt werden kann, wie es sich die Spitalleitung erhofft hatte. Weshalb hat man wenigstens diese Frau, die für die Operation vorbereitet wurde, nicht doch noch von Chefarzt Schweizer operieren lassen. Dieses "Njet" war ungeschickt. Damit goss die CEO selbst Oel ins Feuer, das man löschen wollte. Das ist ungeschickt. Es ist unbegreiflich, dass es in der jüngsten Medienmitteilung kurz und knapp heisst:

der Spitalrat habe mit Walter Schweizer "gemeinsam konstruktive Gespräche über eine sofortige Beendigung des Arbeitverhältnisses aufgenommen".

Dieser Satz machte mich ebenso stutzig - so wie die erste Mitteilung über die Kündigung des Chefarztes.

Zur Führungskrise:

"Wenn Krise ist", sagte bereits Gerhard Schröder, "muss man Krisen managen." Leider ist dies einfacher gesagt als getan. Schröder hatte Recht. Auch in den Spitälern gilt es nun, die Krise zu managen. In Zeiten, in denen einer Institution eine Führungskrise zu schaffen macht, müssen in erster Linie die Mitarbeiter motiviert werden. Ohne motivierte Mitarbeitende kann ein Spitalleitung ihre hoch gestecktes Ziele nicht erreichen. Mitarbeitende und Patienten sind ebenso wichtig, wie die Rationalisierung eines Betriebes.

Die Spitalführung in Schaffhausen müsste die Erkenntnis aus dem fernen Osten ernst nehmen: Die Chinesen sehen in jeder 'Krise' eine 'Chance'. Das Zeichen für Krise hat denselben Ausdruck: wei ji. Das Schriftzeichen symbolisiert sowohl eine Gefahr als auch eine Gelegenheit. Letztere müssten man nur beim Schopf packen. So könnte auch die lang andauernde Führungskrise gemeistert werden. Die Leitungscrew müsste alle Mitarbeiter bei der aktiven Beteiligung bei der Problemlösung mit einbeziehen. - Man müssten den Teams die Chancen ausmalen, die in der Ferne auf sie warten.

Erich Kästner sagte einmal: "Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen." Gibt es einen schöneren und hoffnungsvolleren Satz, mit dem auch die Mitarbeiter der Spitäler in Schaffhausen motiviert werden könnten?



Nachtrag vom 30. Oktober, 2008

Immer noch keine Ruhe. Der Leserbrief von Dr Famos macht deutlich, dass es der Bevölkerung in erster Linie um den Umgang der Spitalleitung mit den Mitarbeitenden geht und weniger um das Querstellen zu neuen Strategien. Die Bemerkung eines Politikers, man müsse Lesebriefschreiber einfach ignorieren, denn diese würden den komplexen Sachverhalt von Rationalisierungsmassnahmen ohnehin nicht verstehen. Ich teile diese Meinung nicht. Auch Laien, die Bevölkerung, Patienten und interne Mitarbeiter müssten ernst genommen werden und Ihnen ist einleuchtend zu erklären, um was es tatsächlich geht. Die Zeilen eines Kaderarztes, der im Spital gearbeitet hat, müssten ernst genommen werden.


Nachtrag 5. November: Ich Grunde genommen sollten anonyme Briefe nicht ernst genommen werden. Nachdem ich jedoch abgeklärt hatte, dass der Sachverhalt, der Inhalt des Briefes nicht aus der Luft gegriffen ist und im Spital immer mehr Mitarbeitende keine Auskunft geben wollen oder eindeutig aus Angst vor Repressionen nicht mehr Klartext sprechen, muss ich im Interesse einer offenen Kommmunikation diesen Brief dennoch publizieren. Er machte mich nachdenklich. Ich gehe heute davon aus, dass die Führungskrise immer noch nicht ausgestanden ist.


Nachtrag vom 5. November 2008: Leserbrief und Radio Munot Gespräch:

Interview "Unter 4 Augen", im Radio Munot, Beginn
Interview "Unter 4 Augen", im Radio Munot, Ende





Nachtrag vom 7. November, 2008
Walter Schweizer bleibt der Schaffhauser Bevölkerung erhalten. SN Artikel vom 7. November 2008. Politisches Nachspiel Interpellation Hurter, Müller, Scheck soll prioritär behandelt werden. SN Artikel vom 7. November 2008.


Nachtrag vom 8. November, 2008:
In den "Schaffhauser Nachrichten" erschien am 8. November nebenstehendes Inserat von Schweizer. Mit Schweizers Tätigkeit in Hirslanden sowie in seiner Privatpraxis könnte der Schaffhauser Kantonsspital zahlreiche Patienten verlieren. Der Exodus kompetenter Mitarbeiter hat sicher zu einem Know-How verlust der Schaffhauser Spitäler geführt, der wettgemacht werden muss. Die vorzeitige Entlassung könnte auch Abfindungssummen gekostet haben, falls dem renommierten Chirurgen keinen relevanten oder fachlichen Fehler nachgewiesen werden können. Es würde mich nicht wundern, wenn auf politischer Ebene nachträglich in dieser Hinsicht Transparenz gefordert wird. Niemand weiss, wieviel letztlich die unerfreuliche Führungskrise im Kantonsspital Schaffhausen dem Steuerzahler gekostet hat.



Eclat: Rücktritt von Susanne Imhof



Nachtrag vom 14. November 2008: Überraschenden Eklat: CEO Susanne Imhof tritt zurück.

Kommentar: Regierungsrat und Spitalrat durfte es nicht zulassen, dass das Image des Kantonsspital den guten Ruf noch mehr einbüsst. Man musste das Unbehagen der Bevölkerung ernst nehmen und die Notbremse ziehen. Ob Susanne Imhof ein Bauernofer wurde, damit der Präsident des Spitalrates und die Gesundheitsdirektorin ihre Haut retten konnten, kann man noch nicht sagen. Jedenfalls ist das Trauerspiel noch nicht zu Ende.








Nachtrag vom 15. November 2008:

Mit dem überraschenden Rücktritt von Susanne Imhof als CEO an den Schaffhauser Spitälern kommt die Thematik Führungskrise noch nicht zur Ruhe. Die Trennung von der umstrittenen CEO wurde geschickt publiziert. Es war von "im gegenseitigen Einvernehmen" die Rede. Die Pressemitteilung erfolgte auch rechtzeitig vor der Beantwortung einer Interpellation am nächsten Montag im Schaffhauser Kantonsrat. Die Spitalleitung hat so einen gezielten Befreiungsschlag für die Gesundheitsdirektorin und den Präsidenten des Spitalrates plaziert. Einige Antworten im Interview geben zu Denken anlass. In meinem Gespräch mit Herrn Hänseler, dem Präsident des Spitalrates, bestritt dieser damals vehement und auch nachher immer wieder, dass es sich im Spital um keine "Führungskrise" handelt. Nun muss der Präsident des Spitalrates eingestehen: "Wir haben realisiert, dass es Probleme gab." "Wir mussten uns eingestehen, dass wir uns nicht finden." "Das unterschiedliche Führungsverständnis hat schliesslich zum Bruch geführt." Damit ist klar:

Es bestand eine echte Führungskrise.


Frau Hafner gesteht auch ein: "Wir haben die Sprengkraft der unterschiedlichen Führungskulturen nicht richtig erkannt." Mich erstaunt ferner, dass die Regierungsrätin und Herr Hänseler bei den Kündigungen immer nur davon gegangen sind, dass die Mitarbeiter, die das Boot verlassen haben, der Umstrukturierungen alleine wegen gekündigt haben. Ich habe bei meinen Gesprächen in der Regel festgestellt, dass ihnen vor allem der Führungsstil nicht passt. Die Restrukturierungen hätten sie mitgetragen. Der Ton, war es, der nicht akzeptiert wurde und vor allem WIE mit den Mitarbeitern umgegangen worden war.

Dass die Verantwortlichen erstmals einsehen, dass sie sich getäuscht hatten, ist zwar erfreulich. Doch geht es nun vor allem um die Verbesserung der internen Kommunikation. Nun gilt es, einen fähigen CEO zu finden, der das lädierte Schiff so schnell wie möglich wieder auf Kurs bringt. Das Image und der Ruf des Schaffhauser Kantonspitals steht letztlich auf dem Spiel. Wenn in einem Betrieb so lange eine Führungskrise verdrängt wurde und die Pannen und all die Mängel wochenlang abgestritten oder unter dem Deckel gehalten wurden und den Medien der schwarze Peter zugeschoben wurde, so hat dies sicherlich auch etwas mit der obersten Führung zu tun. Sie trägt letztlich für die Spitäler die ganze Verantwortung. Sie sind nun der Öffentlichkeit und dem Kantonsrat umgehend Rechenschaft schuldig und sollten so rasch wie möglich Antworten leifern, auf all die offenen Fragen . Eine Interpellation - wer weiss, vielleicht auch eine Motion - wird voraussichtlich dazu führen, dass der Steuerzahler erfährt, welche Summen für alle Entlassungen und Stillhalteabkommen bezahlt wurden. Es besteht leider immer noch das Gefühl, man pflege im Spital eine Maulkorbpolitik. Es wäre aufschlussreich, zu erfahren, wieviel Kow-How durch den Weggang all der kompetenten Führungskräfte im Geissberg verloren ging. Für mich ist somit die Führungskrise noch nicht ausgestanden. Möglicherweise wird es nicht nur beim Bauernopfer Susanne Imhof bleiben. Die valable Führungskrise könnte noch weitere Konsequenzen haben.

Persönlich traue ich der ad hoc Führung mit drei kooperativen Persönlichkeiten - die den Spitalbetriebetrieb gut kennen - zu, dass sie das Steuer bis zur Einsetzung eines neuen CEO schon während der Übergangszeit bereits merkbar korrigieren können.




Spitäler Schaffhausen haben Führungskrise (17.11.2008)

Die Spitäler Schaffhausen seien in einer Führungskrise. Dies sagte der Kommunikationsexperte Marcus Knill im Interview mit Radio Munot. Letzte Woche wurde bekannt, dass die Spitaldirektorin Susanne Imhof die Spitäler Schaffhausen verlässt. Wie Knill gegenüber Radio Munot sagte, habe die Bevölkerung aber das Recht zu erfahren, wie viel die ganze Krise gekostet habe. Es sei unbekannt wie viel dem ehemaligen Chefarzt der Chirurgie, Walter Schweizer und Susanne Imhof bezahlt wurde, damit sie in der Öffentlichkeit nichts zur Situation sagen. Marcus Knill traut aber der interimistischen Leitung des Spitals zu, dass sie die Situation im Spital, bis ein neuer Direktor gefunden wurde, merkbar verbessern könnte. Die Leitung besteht zur Zeit aus Arend Wilpshaar, Sigmund Rüttimann und Klaus Lang.


Nachtrag vom 18. November 2008



Worte der Geschäftsführerin der Oberschwaben Klinik gelten auch für den Kantonsspital Schaffhausen:

Am 4. Kongress Klinik-Kommunikation 08 wurde eine Oberschwäbin aus den USA die "Managerin des Jahres" gewählt. Dr. Elizabeth Harrison-Neu, Geschäftsführerin der Oberschwaben-Klinik in Ravensburg hat den KlinikAward 2008 in der Kategorie "Manager des Jahres" gewonnen. Harrison hatte in der Klinik einen Gesellschafterstreit überstanden und steckte in finanziellen Schwierigkeiten. Dr. Elizabeth Harrison-neu ist es gelungen, mit ihrer offenen und kommunikativen Persönlichkeit, die Bereiche Marketing und PR der Klinik nach aussen und innen entscheidend zu prägen. Folgende Aussage müsste als Richtlinie auf die Fahnen der Spitäler Schaffhausen geschrieben werden:

Klare Richtlinien, klare Strategien, aber - Alle Mitnehmen.


Möge der oder die neue CEO diese Worte der Preisträgerin beherzigen. In Schaffhausen geht es letztlich vor allem um Spitalkommunikation.




Nachtrag vom 12. Dezember 2008:

Hans Meister wurde als neuer Spitaldirektor gewählt. Er übernimmt ab 1, Juni sein Amt. Es fällt auf: Er wird nicht als CEO bezeichnet- wie Susanne Imhof. Er wird als Spitaldirektor vorgestellt. Die Medienmitteilung bestätig auch, dass es Turbulenzen gegeben hat. Wenn nun Ruhe eintreten soll, wird damit indirekt gesagt, dass im Spital unter CEO Susanne Imhof Unruhe geherrscht hat. Es wird ferner erkannt, dass die vielen Abgänge zu schmerzlichen Lücken geführt haben. Aus meiner Sicht war es nicht in erster Linie das Bemühen um Kostensenkung, das zu Führungskrise geführt hat. Es war der Umgangston bei der internen Kommunikation. Damit ist auch das politische Nachspiel mit der Interpellation erledigt und es ist zu hoffen, dass der neue Spitaldirektor die Mitarbeitenden motivieren und überzeugen kann, dass alle am gleichen Ende des Strickes ziehen müssen. Die Führungskrise im Kantonspital war nicht nur ein publizistisches Gewitter im Zusammenhang mit dem Abgang von Walter Schweizer. Die Reaktionen standen in einem Verhältnis zur gravierenden Kommunikationskrise. Wo Rauch ist ist bekanntlich auch Feuer. Und das Feuer darf im Nachhinein nicht bagatellisiert werden. Die Reaktion der Regierungsrätin macht es zu einfach, wenn nun versucht wird, die eigentliche Ursache des Uebels vor allem dem ehemaligen Chefarzt anzulasten. Die Bemerkung zum enormen Abgangs von Privatpatienten: Dies werde sich "mittelfristig nicht nachhaltig verändern" tönt eher nach einer Beschönigung. Eine wichtige Frage für mich nicht beantwortet wird, ist die Auflistung aller Kosten, welche durch die Führungskrise verursacht worden waren.






Nachtrag vom 16. Dezember 2008

Spät - sehr spät - aber nun wird immerhin doch noch zugegeben, dass der Führungsstils der Chefin Susanne Imhof zur Kündigungswelle geführt hat.

Nach dem SN Artikel vom 8. Oktober wurde die Führungskrise vom Präsidenten des Spitalrates vehement bestritten. Probleme hinsichtlich interner Kommunikation und Information wurden von den verantwortlichen Stellen beschönigt. Man versuchte aufzuzeigen, dass das neue Konzept zur Kündigungswelle geführt habe. Es habe nur an der Akzeptanz der Restrukturierung gefehlt.
Die Schuld an der Führungskrise wurde später den Medien in die Schuhe geschoben. Ein Politiker bezichtigte den SN Artikel als Wallraffjournalismus. Andererseits wurde es von der Öffentlichkeit generell geschätzt, dass die Fakten konkret beschreiben worden waren.

In der gestrigen Mitteilung über die Beantwortung der Interpellation von SVP Kantonsrat Hurter wird erstmals zugegeben, dass es vor allem wegen des Führungsstils der Chefin zu den Kündigungen gekommen ist.

Hurter kritisierte nur noch, dass die Stelle des Direktors ohne vorherige Ausschreibung vorgenommen worden sei und für Kantonsrat Müller ist die Interpellation als Rüge für die Informationspolitik zu verstehen.

Der Medienspiegel macht bewusst, dass sich Beschönigungen in Krisensituationen rächen. Mit einer proaktiven, offenen Information hätte die Krise rascher gemeistert werden können. Was die Übergangs - Führungscrew aus der monatelangen Führungskrise für Konsequenzen gezogen hat, wird sich zeigen.




Nachtrag vom 17. Dezember: Schönheitsfehler

Im Kantonsrat beschwor Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf die Räte, jetzt das Spital doch endlich in Ruhe arbeiten zu lassen. Obschon nach der Wahl des neuen Spitaldirektors Regierungsrätin Hafner bei ihrer Stellungnahme zur Interpellation nicht alle Fragen beantworten konnte, verzichten nun die Politiker auf weitere Schritte. Trotz Schönheitsfehler:
  1. Die Stelle des neuen Spitaldirektors wurde nicht ausgeschrieben und es wurde ein Kandidat aus dem alten Spitalrat gewählt, der auch Susanne Imhof angestellt hatte gewählt. Kantonsrat Hurter hat dies gestört. Wir erinnern daran, dass der die Besetzung der Stelle von Susanne Imhof 100'000 Fr gekostet hatten und der alte Spitaldirektor nicht eingesetzt wurde mit der Begründung. Auch wenn er sich bewährt habe, müsste er sich neu melden. Die Stelle müsse ausgeschrieben werden
  2. Die Kosten der Führungskrise werden den Steuernzahlern weiterhin verschwiegen.
  3. Obschon nach dem Rücktritt des Chefarztes vereinbart worden ist, über seinen Abgang Stillschweigen zu wahren, wird ihm in den Medien die Schuld zugeschoben. Dies, obwohl man Walter Schweizer kein Vergehen nachweisen konnte. Damit gibt man dem alten Chefarzt einen Steilpass, sich zu wehren. Er könnte sich nun - im Interesse seines Rufes - auch nicht mehr an das Stillschweigeabkommen halten und sich in der Oeffentlichkeit wehren
  4. Obschon man einen kompetenten, gut qualifizierten neuen Chefarzt gefunden hat, wurde auch diese Stelle nicht ausgeschrieben. Diese Schönheitsfehler könnten dazu führen, dass der Spitalleitung später -- wenn es erneut Probleme geben sollte - "Mauschelei" vorzuwerfen. Jedenfalls entsprechen diese erneuten Mängel alles andere als einer transparenten Informationspolitik.


    Es wäre auch aus meiner Sicht wichtig, dass man jetzt den Schaffhauser Spitälern die Chance gibt, aus den zugestandenen Fehlern die Konsequenzen zu ziehen und man nun den Kantonsspital in Ruhe weiterarbeiten lässt. Doch bin ich nicht sicher, ob tatsächlich Ruhe eintreten kann, solange es der Präsident des Spitalrates und zum Teil auch die Gesundheitsdirektorin bei den Führungsproblemen nicht lassen kann, trotz ihrer jüngsten Zugeständnissen immer wieder von einer Medienkampagne ("von überbordenden Reaktionen") und einem angebliches Fehlverhalten des abgetretenen Chefarztes zu sprechen. Dies schafft den Eindruck, dass man die Schuld nicht auf sich nehmen will und lieber Sündenböcke sucht.


Nachtrag vom 16. Dez 08: "Anzeiger vom Oberklettgau"

Regierungsrätin Hafner begründete den Vorwurf, man habe die Stelle des Spitaldirektors nicht ausgeschrieben, wie folgt: Die Besetzung des Postens sei zugegebenermassen schnell gegangen. Eine Ausschreibung sei jedoch insofern nicht nötig gewesen, als die nun gewählte Person dem Spitalrat bestens bekannt war. Diese Argumentation überzeugt nicht, wenn wir bedenken, dass beim Spitaldirektor Malagoli, der auch bestens bekannt war und die Verhältnisse bestens kannte, ein anderer Massstab angesetzt wurde, als es um den Posten des CEO gegangen war. In diesem Fall wurde ihm gesagt, dass er sich neu bewerben müsse. (Damals wollte man eine Auswahl). Sonderbar: Wenn es um Führungsposten geht, weiss die eine Hand angeblich nicht was die andere tut. Die Begründung der Gesundheitsdirektorin ist eigenartig. Jenem Kantonsrat, der findet, dass es nicht sein dürfe, dass jedermann auf jede Kleinigkeit im Spital reagiert, muss entgegnet werden: Es waren keine Kleinigkeiten, die vorgefallen waren. Wenn kompetente Mitarbeiter in grossen Zahl das Spital verlassen, müssen Fragen gestellt werden. Oder ist es besser, Missstände nur unter dem Deckel zu halten, damit nach aussen niemand etwas merkt?


Fortsetzung




Nachtrag vom 25. April, 2009: Nachdem sich der Wirbel im Zusammenhang mit der der Führungskrise im Kantonsspital endlich beruhigt hat, zeigt sich nachträglich, dass die Kündigung des Chefarztes insofern Folgen hatte, als der bekannte Privatdozent Dr. Walter Schweizer nicht nur viele Patienten dem Spital entzogen hatte. An der neuen Stelle bei der Hirslandenklinik machte er sich auch noch mit einem neuen Operationsverfahren von sich reden. Die narbeinfreie Operation mit der Knopflochtechnik über den Bauchnabel entging somit dem Kantonsspital als Pionierleistung. Für das Branding einer Institution wäre diese Informationen hilfreich gewesen.


Fortsetzung


Nachtrag vom 14. Mai, 2009: Führungskrise überwunden

Nach den Turbulenzen rund um die Führungskrise des letzten Jahres haben sich nun die Wogen geglättet. Die gravierenden Unstimmigkeiten führten bekanntlich zur Kündigung des Chefarztes und zur Ablösung der umstrittenen Spitaldirektorin Susanne Imhof. Ein Dreiergremium brachte es fertig, die Spitäler wieder auf Kurs zubringen - auch hinsichtlich Kommunikationsmanagement. Nun konnte der neue Spitaldirektor Hanspeter Meister an der jüngsten Medienkonferenz eine erfreulich gute Erfolgsrechnung präsentieren. Damit kann unter die Führungskrise ein Schlussstrich gezogen werden.



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