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www.rhetorik.ch aktuell: (17. Jul, 2007)

Tröstende Worte vom Bundesrat

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Sichtlich bewegt versuchte Bundesrat Samuel Schmid an der Trauerfeier in Andermatt Angehörigen und Freunden der verunglückten Soldaten Trost zu spenden. Die Schweiz sei erschüttert angesichts des Todes von sechs hoffnungsvollen jungen Menschen, fand der Verteidigungsminister.


"Was tun, wenn der Tod einbricht in unser Leben und uns wegreisst, was uns lieb war."


fragte der Verteidigungsminister. Die Frage nach dem Warum begleite die Menschen in solchen Momenten. Auch er könne diese Frage letztlich nicht beantworten.

Und vielleicht sei die Frage auch falsch gestellt.

"Müssen wir nicht weniger fragen als bitten, bitten um die Erkenntnis, was Leben und Tod uns bedeuten?"


Jean Cocteau
An Stelle einer Antwort zitierte Schmid den Dichter Jean Cocteau:

"Die wahre Grabstätte der Toten ist das Herz der Lebenden."


Bundesrat Schmid bei der Trauerfeier
Bundesrat Samuel Schmid erinnerte aber auch daran, dass die sechs Opfer des Bergdramas vom vergangenen Donnerstag aus dem Kreis ihrer Liebsten gerissen wurden, als sie ihre Pflicht als Bürger, als Milizsoldaten erfüllten.

Dieser Umstand nehme alle in die Verantwortung und in die Pflicht des Andenkens, des Respekts, des Vertrauens und der Wahrheit. Dann sprach er in dem Zusammenhang von der "Notwendigkeit, das Geschehene seriös, unabhängig, aber auch rasch zu untersuchen" und wenn nötig juristisch aufzuarbeiten.

Es gelte, alles daran zu setzen, künftig ein solches Unglück zu vermeiden. Schmid warnte aber davor, "zu richten, bevor wir wissen".


Kommentar: Wir finden: Bundesrat Samuel Schmid fand den richtigen Ton und die passenden Worte. Seine Rede enthielt alles, was eine Trauerrede nach einem Unglück enthalten soll: Betroffenheit, Anteilnahme zeigen. Darauf hinweisen, dass alles gründlich untersucht werde, die Abklärungen jedoch abgewartet werden müssen und zudem alles getan wird, damit so ein Unglück künftig vermieden werden kann.

Auch Korpskommandant Luc Fellay, Kommandant Heer überzeugte uns. Er nannte den Tod der jungen Männer schmerzlich, unverständlich und ungerecht. "Unsere sechs Kameraden haben den Pfad des Lebens gesucht. Gefunden haben sie jenen des Todes", sagte er. Für jeden der Verunglückten wurde an der Trauerfeier eine Kerze entzündet.

Nach Katastrophen und Unglücksfällen muss sich ein Redner in die Situation der Betroffenen versetzen können. Gespielte Trauer wird rasch entlarvt. Die hohe Kunst der Trauerrede liegt darin, die Balance zu finden zwischen Betroffenheit und Sachlichkeit.

Wenn Bundesrat Schmid empfiehlt, nicht zu richten, bevor alle abgeklärt ist, so sagt er genau das, was wir bei Christophe Keckeis beanstandet hatten. Wir dürfen tatsächlich nie urteilen, bevor die Sachverhalte geklärt sind. Das hat der Chef Armee leider vorschnell getan. Er gab den Bergführern einen Blankocheck.



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