Während der Sendung:
Für mich war es wieder einmal lehrreich, mitzuerleben, wie man
bei einer Fernsehsendung als Beteiligte seine ganze Aufmerksamkeit
benötigt. Man muss konzentriert zuhören und
hundertprozentig präsent sein. Während einer Sendung kann man
sich als Akteur nicht mehr in Unterlagen klug machen. Die Kerngedanken
müssen antizipiert werden. Mich interessierte es auch, die ganze
Sendung einmal aus der Sicht des neuen Konzeptes mitzuerleben. Ich
machte mir vorgängig auch Gedanken zur neuen "Arena"- Anordnung. Ein
Journalist des "Facts" wollte von mir vor der Sendung im Vorraum
wissen, was ich über die die "Arena" sage. Ich war nur bereit, mich
nach der Sendung zum neuen Konzept zu äussern. Dennoch wies ich
darauf hin, dass nach meinem Dafürhalten
"Rundschau", "Club" und "Arena" wertvolle Infotainmentsendungen
des Schweizer Fernsehens sind. Den "Club" finde ich dialogischer. Dort
kann ein Thema diskutiert d.h. in der Runde vertieft werden.
Die "Arena" ist eine Plattform, auf der jede Person die eigene Sicht
präsentieren kann. Vorgefertige Statements dominieren. Ich frage mich,
ob je ein Teilnehmer sich von einem anderen in der Arena
überzeugen lässt. Immerhin werden die
die Wortgefechte fair ausgetragen. Der Moderator oder die
Moderatorin spielen bei allen Politsendungen eine zentrale Rolle.
Es wäre bestimmt spannend zu ergründen, welche der genannten
Sendegefässe etwas bewirken, das nachhaltig bleibt.
Wie gross ist der Einfluss auf die politischen Gesinnungen? Ich sagte
dann nach der Sendung noch zum Konzept, was ich während dem Ablauf
als Beteiligter feststellte: Aus meiner Sicht ist die Distanz von der
Kerngruppe (vier Akteure plus Moderator im Innern) zum Kreis der
Auskunftspersonen zu gross. Der Moderator als Dompteur ist gezwungen
- aus technischen Gründen - den Experten den Rücken zuwenden.
Blickkontakt ist eingeschränkt oder fehlt für viele im Kreis.
Ich hatte bei der Arena über Blochers Provokation als Fernsehzuschauer
das Gefühl, dass dieses Modell mit den eingespielten Videosequenzen
die Sendung belebt hatte. Blochers Voten wurden vorher aufgenommen und
strukturiert eingespielt. Auf diese Variation angesprochen, erklärte mir
Moderator Urs Leuthard nach der Sendung, dass sie dieses Modell mit den
vorproduzierten Videosequenzen als Experiment gewagt hätten und er
selbst festgestellt habe, dass sich die vorgefertigten Elemente
als hilfreicher roter Faden erwiesen haben.
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Nach der Sendung:
Nach der Sendung hat mich noch
Patrik Müller vom
SonntagsBlick angesprochen und wir kamen auf
Fulvio Pelli zu sprechen. Der Redakator zeigte mir ein Interview,
das der Parteipräsident gegeben und abgesegnet hatte. Darin
gab Pelli eindeutig zum Ausdruck, dass er künftig ebenfalls mit
Provokationen (anlog Blocher) Aufmerksamkeit gewinnen wolle. Ich konnte
kaum glauben, dass ein Politiker ein Verhalten kopiert, das er im Grunde
genommen missbilligt und nicht zu seiner Persönlichkeit passt.
Als Fulvio Pelli während des Gespräches bei uns vorbei kam,
sprach ich ihn darauf an und fragte ihn direkt, ob er tatsächlich
gesagt habe, er werde künftig auch mit Provokationen Aufmerksamkeit
schaffen. Der Parteipolitiker wollte sich zuerst geschickt aus der
heiklen Situation stehlen, indem er sagte, dies habe er nicht so gemeint.
Er stutzte jedoch, als ihm von Patrik Müller der abgesegneten
Wortlaut zitiert wurde. Pelli: "Natürlich will ich nicht Blocher
kopieren. Das ist nicht meine Art. Ich finde es immer gut, wenn ein
Politiker so bleiben will, wie er ist." Doch war es von Fulvio Pelli
unbedacht, vorher leichtfertig etwas zu sagen, das er nachher
revidieren musste. Dieses Verhalten nach der Sendung bestätigte meine
Befürchtung, dass Fulvio Pelli zu oft Pirouetten macht.
Das Interview im So-blick vom 22. Oktober hatte Pelli abgesegnet.
Hier der Beleg, dass Pelli eine Pirouette gemacht hat.
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Wenige Tage vor seiner Zusage zur Arena sagte Pelli,
es sei Zeit, die "Arena" in der medialen Gerümpelkammer zu entsorgen,
um kurz darauf doch in das missliebige Sendegefäss zu gehen.
Bereits im "Tagesanzeiger" vom 20. Oktober wurde sein Gesinnungswandel
(Der Wechsel vom "Arena"-Beschimpfer zum "Arena"-Nutzer) als
Pirouettenverhalten bezeichnet. Ich stellte beim FDP-Parteipräsidenten schon
während der Sendung hinsichtlich Thema und Inhalt ein sonderbares
Pirouettenverhalten fest: Pellis Vorwurf, man sollte über echte
Probleme diskutieren, hatte die "Arena"-Redaktion ernst genommen.
Sie leuchteten im Titel. Es ging um die Frage: Welche echten
Probleme brennen den Leuten unter den Nägeln? Eigenartigerweise
wollte Pelli während der Sendung plötzlich nichts mehr von den
Sorgen der Bevölkerung wissen. Das Wort "Sorgenbarometer"
beanstandete er. Man müsse nicht immer von den Sorgen reden,
sondern vielmehr von dem erfreulichen Dingen.
Dies war für mich eine weitere Pirouette. Auf Wunsch Pellis wurden
an der Arena die echten Probleme angesprochen. Als man die konkreten
Probleme diskutierte, wollte der FDP Parteipräsident
nichts mehr davon wissen.
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