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www.rhetorik.ch aktuell: (15. Oktober, 2006)

Pellis Wut auf die "Arena"





Illustration: "NZZ am Sonntag" vom 15. Oktober, 2006
FDP Parteipräsident Fulvio Pelli boykottierte die "Arena" Sendung über "Blocheres Provokation". Er fand es "eine Schande", dass sich des Schweizer Fernsehen von Blocher habe "instrumentalisieren lassen". Dass dem Justizminister eine Plattform geboten worden ist, sei "lakaienhaftes Anbiedern", seitens "Service public ein unwürdiger Kriechgang" und ein Ausdruck von "Inkompetenz". Es sei Zeit, die "Arena" in der medialen Grümpelkammer zu entsorgen, sagte Pelli weiter. Sie solle ersetzt werden durch eine Sendung, die informiere und fügte an: In der Zwischenzeit werde sich die FDP jedes Mal weigern, an Sendungen teilzunehmen, wenn sich das Schweizer Fernsehen so verhalte. Pelli sprach auch von einer "Provokationsfabrik" Blochers.


Als Ueli Haldimann, der Chefredaktor des Schweizer Fernsehens,auf Pellis Kritik angesprochen wurde, vereinbarte er eine Aussprache. Er bedauerte, dass die FDP den Weg der "Medienschelte" gewählt habe, anstatt sich der eigenen Probleme zu widmen. Die "Arena" habe den Auftrag, wichtige innenpolitische Themen aufzugreifen. Und Blochers Aussage in der Türkei sei überall thematisiert worden. Sogar auf der Frontseite der "NZZ am Sonntag".

Pellis Gardinenpredigt fand ein geteiltes Echo. Die eine Seite der FDP-Mitglieder unterstützte ihren Präsidenten. Wenn Blocher Bauchweh habe, müsse man nicht jeden Furz aufnehmen. Für Ständeratspräsident Rolf Büttiker wäre es aber besser gewesen, wenn die Kritik an der Sendung selber vorgetragen worden wäre.

Kommentar: Auch wir finden: Die Arena zu boykottieren, war falsch. Im Gegenteil, die FDP stigmatisiert sich unnötigerweise als Gesprächsverweigerungspartei. Das Fernsehen war tatsächlich gezwungen, die Thematik aufnehmen. Der Provokateur Blocher brachte es einmal mehr fertig, seine Gegner zu seinen Steigbügelhaltern zu machen. Er wurde nämlich in allen Medien so heftig kritisiert, so dass er im Themenranking der Medien nach oben gespült wurde. Damit konnte das Schweizer Fernsehen den Provokateur nicht mehr ausklammern. Provokateure von links oder rechts profitieren immer vom Wirbel, die sie auszulösen vermögen. Das schlimmste für einen Provokateur ist es, nicht wahrgenommen zu werden. Provokatuere profitieren auch von der hätesten Kritik. Dies gilt auch bei der Kunst, der Musik, beim Theater oder Literatur. Die FDP Präsident scheint leider diesen Mechanismus noch nicht erkannt zu haben. Anstatt wütend und tief beleidigt das Fernsehen zu geisseln, müsste er vielmehr darüber nachdenken, wie die Medien funktionieren. Herr Pelli wäre gut beraten, wenn man ihm zeigen könnte, dass für eine Partei proaktives Kommunikationsverhalten vorteilhafter wäre als das Boykott einer der wichtigsten Meinungsplattformen. Wir gehen davon aus, dass sich das "Schweizer Fernsehen" von der FDP durch die "Medienschelte" nicht instrumentalisieren lässt.

Selbstmitleid und Sündenbockverhalten führt die angeschlagenen FPD nicht aus dem Tief.





Illustration: "SonntagsZeitung" vom 15. Oktober
Stimmen zu Pellis massiver Medien-Attacke (Quelle So-Zeitung 15.10.06)
Filippo Leutenegger ehemaliger "Arena Dompteur" und selbst FDP, meinte

"Eine liberale Partei kann es sich nicht leisten, dem Fernsehen vorzuschreiben, welche Themen es behandeln soll!"


Urs Leuthard, der Arena Redaktionsleiter:

"Das Thema war schlichtweg relevant. Es wäre ein journalistischer Fehler gewesen, es links liegen zu lassen."


und ergänzt zur Boykottdrohung:

"Wir können die Arena auch anders besetzen. Das ist eher ein Problem der FDP."


Daniel Eckmann, der stellvertretender SRG- Generalsekretär sagte:

"Den Vorwurf, wir liessen und instrumentalisieren, weise ich grundsätzlich zurück."


Nachtrag vom 17. Oktober: Stimmen zu Pelli im "Blick":

Andere Parteipräsidenten ässerten sich zu Pellis Rundumschlag: SVP-Boss Ueli Maurer mag nicht zu sehr auf Pelli einprügeln: man müsse trotz aller Gegensätze schliesslich noch zusammenarbeiten können.

"Ich erlebe ihn zunehmend gereizt. Er erweckt den Eindruck eines Politikers, der sich in den Niederungen der Tagespolitik immer mehr nervt. Er würde lieber auf Wolke sieben politisieren."


SP-Chef Hans-Jürg Fehr:

"Er enttäuscht mich. Statt die Arena zu meiden, würde er besser endlich Blocher die Grenzen aufzeigen. Wo zieht Pelli die Linie, hinter der die FDP diesen Typen nicht mehr wählt?"


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