Als Ueli Haldimann, der Chefredaktor des Schweizer Fernsehens,auf Pellis
Kritik angesprochen wurde, vereinbarte er eine Aussprache. Er bedauerte,
dass die FDP den Weg der "Medienschelte" gewählt habe, anstatt
sich der eigenen Probleme zu widmen. Die "Arena" habe den Auftrag,
wichtige innenpolitische Themen aufzugreifen. Und Blochers Aussage in
der Türkei sei überall thematisiert worden. Sogar auf der
Frontseite der "NZZ am Sonntag".
Pellis Gardinenpredigt fand ein geteiltes Echo.
Die eine Seite der FDP-Mitglieder unterstützte ihren
Präsidenten. Wenn Blocher Bauchweh habe, müsse man nicht jeden
Furz aufnehmen. Für Ständeratspräsident Rolf Büttiker
wäre es aber besser gewesen, wenn die Kritik an der Sendung selber
vorgetragen worden wäre.
Kommentar: Auch wir finden: Die Arena zu boykottieren, war
falsch. Im Gegenteil, die FDP stigmatisiert sich unnötigerweise
als Gesprächsverweigerungspartei. Das Fernsehen war tatsächlich
gezwungen, die Thematik aufnehmen. Der Provokateur Blocher brachte es einmal
mehr fertig, seine Gegner zu seinen Steigbügelhaltern zu machen. Er
wurde nämlich in allen Medien so heftig kritisiert, so dass er im
Themenranking der Medien nach oben gespült wurde. Damit konnte das
Schweizer Fernsehen den Provokateur nicht mehr ausklammern. Provokateure
von links oder rechts profitieren immer vom Wirbel, die sie
auszulösen vermögen. Das schlimmste für einen Provokateur
ist es, nicht wahrgenommen zu werden. Provokatuere profitieren auch
von der hätesten Kritik. Dies gilt auch bei der Kunst, der Musik,
beim Theater oder Literatur. Die FDP Präsident scheint leider
diesen Mechanismus noch nicht erkannt zu haben. Anstatt wütend und
tief beleidigt das Fernsehen zu geisseln, müsste er vielmehr darüber
nachdenken, wie die Medien funktionieren. Herr Pelli
wäre gut beraten, wenn man ihm zeigen könnte, dass für
eine Partei proaktives Kommunikationsverhalten vorteilhafter wäre als
das Boykott einer der wichtigsten Meinungsplattformen. Wir gehen
davon aus, dass sich das "Schweizer Fernsehen" von der FDP durch die
"Medienschelte" nicht instrumentalisieren lässt.
Selbstmitleid und Sündenbockverhalten führt die angeschlagenen
FPD nicht aus dem Tief.
|
Illustration: "SonntagsZeitung" vom 15. Oktober
|
Stimmen zu Pellis massiver Medien-Attacke (Quelle So-Zeitung 15.10.06) Filippo Leutenegger ehemaliger "Arena Dompteur" und selbst FDP, meinte
"Eine liberale Partei kann es sich nicht leisten, dem Fernsehen
vorzuschreiben, welche Themen es behandeln soll!"
|
Urs Leuthard, der Arena Redaktionsleiter:
"Das Thema war schlichtweg relevant. Es wäre ein journalistischer
Fehler gewesen, es links liegen zu lassen."
|
und ergänzt zur Boykottdrohung:
"Wir können die Arena auch anders besetzen. Das ist eher ein Problem der FDP."
|
Daniel Eckmann, der stellvertretender SRG- Generalsekretär sagte:
"Den Vorwurf, wir liessen und instrumentalisieren, weise ich
grundsätzlich zurück."
|
|
Nachtrag vom 17. Oktober: Stimmen zu Pelli im "Blick":
Andere Parteipräsidenten ässerten sich zu Pellis Rundumschlag:
SVP-Boss Ueli Maurer mag nicht zu sehr auf Pelli einprügeln:
man müsse trotz aller Gegensätze schliesslich noch
zusammenarbeiten können.
"Ich erlebe ihn zunehmend gereizt. Er erweckt den Eindruck
eines Politikers, der sich in den Niederungen der Tagespolitik immer
mehr nervt. Er würde lieber auf Wolke sieben politisieren."
|
SP-Chef Hans-Jürg Fehr:
"Er enttäuscht mich. Statt
die Arena zu meiden, würde er besser endlich Blocher die Grenzen
aufzeigen. Wo zieht Pelli die Linie, hinter der die FDP diesen Typen
nicht mehr wählt?"
|
|
|