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www.rhetorik.ch aktuell: (16. Januar, 2005)

Ein Auftritt der nicht nur uns überzeugte



Wer Bundesrätin Micheline Calmy-Rey nach der Rückkehr aus dem Katastrophengebiet gesehen und gehört hat, muss unumwunden eingestehen: Das war ein Musterbeispiel situationsgerechter Rhetorik:
  • Die Gefühle, die Stimme, die Körpersprache (Augen, Mimik) stimmte mit der Stimmung überein.
  • Micheline Calmy-Rey spielte keine Theater. - Sie blieb sich selbst. Sie war "echt" und natürlich.




Die heisere Stimme wirkte so, als habe es ihr im Katastrophengebiet gleichsam "die Sprache verschlagen". Es ist nicht selbstverständlich, dass es eine Politikerin versteht, die Balance zu finden - zwischen angemessener Betroffenheit einerseits und klaren, gut strukturierten, sachlichen Aussagen anderseits. Die Bundesrätin brachte beides unter einen Hut. So etwas haben wir selten erlebt. Chapeau!




Nachtrag: Nach dem überzeugenden Auftritt gab uns eine andere Aussage zu denken. Der 'Sonntagsblick' schreibt am 16. Januar, Micheline Calmy Rey habe über Gigi Oeri gesagt:

"Wenn sie es schafft, elf Männer auf dem grünen Rasen herumzukommandieren, so schaffe ich das mit sechs Männern am grünen Tisch auch - und erst noch mit links."


Rhetorisch ist dieser Vergleich sicherlich gelungen. Auch die mehrdeutige Bemerkung: "Mit links". Die gesamt Aussage - auch als Gag - finden wir dennoch deplatziert:
  • Selbst dann, wenn sie humorvoll gemeint war, so ist sie eine öffentliche Aussage über die eigenen Kollegen und deshalb ungeschickt.
  • Die Bemerkung ist auch deshalb unklug, weil die Aussage missverstanden werden kann. Vom Publikum, aber auch von jenen Kollegen, die immer gesagt hatten: Diese neue Bundesrätin wird nicht nur auf freundliche Art die Zähne zeigen, sondern gewiss noch beissen!


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