Im Laufe der Jahre habe ich unterschiedlichste Abschwächungstechniken
gesammelt. Es ist erstaunlich, wie die zahlreichen Abschwächungen
unsere Botschaften beeinträchtigen.
- Abschwächende Worte
Dazugehören: "Eigentlich, vielleicht, ein bisschen, ein wenig,
scheinbar, vermutlich, nur, mal, irgendwie und relativ".
"Es ist relativ warm."
- Ist es nun warm oder kalt? Es fehlt die Relativierung zu einem
Bezugspunkt. Auch Politiker wählen vielfach vage Formulierungen,
um sich nicht festlegen zu müssen. Es lohnt sich,
diese Weichspüler gezielt zu eliminieren. Erstaunlich: Viele Redner
benutzen "Flicklaute". Damit werden Denkpausen akustisch begleitet,
beispielsweise mit "Also, Aeh, Gell".
- Der Konjunktiv
Der Konjunktiv ist zwar eine wichtige grammatikalische Form, um etwas
höflich auszudrücken. Er darf jedoch nicht dazu führen,
konkrete Fakten abzuschwächen. Wenngleich Sachverhalte klar und
eindeutig sind, wird in der Alltagskommunikation der Konjunktivform
falsch eingesetzt. "Ich möchte Sie vorstellen"
oder "Ich möchte Herrn Meier noch den Dank aussprechen".
Der Sprechende glaubt, die zurückhaltende Möglichkeitsform sei diplomatischer,
bescheidener. Weshalb verdanken wir den Redner nicht direkt?
"Herr Meier ich danke Ihnen für diesen aufschlussreichen Vortrag!"
Statt: "Ich hätte da noch einen Vorschlag. Sagen Sie: Ich schlage
Ihnen vor ... Selbst in Lokalradios hören wir von Moderatoren am
Schluss der Sendung: "Das wäre es." Obschon die Sendung erfolgreich
gesendet worden war. Es müsste heissen: "Das wars." Wäre
nämlich die Sendung nicht zu hören gewesen, dann hätte
ja gar keine Möglichkeit bestanden, die Sendung wahrzunehmen.
- Die vorgeschalteten "Weichmacher"
Unnötig sind alle vorgeschalteten Abschwächungen, wie:
"Ich will mal sagen ...".
"Ohne zu lügen muss ich Ihnen sagen, dass ..."
Auch die Formulierung: "Normalerweise würde ich behaupten",
zählt zu den vorgeschalteten Weichmachern.
- Sätze, welche die Kompetenz mildern
Zahlreiche Sätze mindern die Kompetenz, weil sie mit
abschwächenden Worten und Konjuktivformulierungen gekoppelt sind.
Ein Beispiel: "Ich wollte nur mal fragen, ob das doch nicht machbar
wäre".
Oder: "Die Idee scheint mir irgendwie gut."
- Entschuldigungen
Entschuldigungen verdeutlichen, dass jemand die Schuld von sich weisen
muss: "Ich weiss nicht genau, ob meine Bemerkung richtig aufgefasst
wird ..."
- Unnötige Abschlussfragen
Erstaunlich, wie Abschlussbemerkungen oder Abschlussfragen ein gutes
kompaktes Argument abschwächen können. Beispielsweise:
"Ist Ihnen mein Vorschlag zu kompliziert?"
"Überzeugt Sie mein Argument nicht?"
Die These "Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten!"
trifft leider nicht immer zu. Es gibt tatsächlich ungeschickte
Fragen. Dazu gehören die unnötigen Abschlussfragen, welche das
eigene Argument abschwächen. Die Frage lenkt die Gedanken auf das
Negative, auf Bedenken. Somit wird das eigene Argumentationsgebäude
geschwächt.
- Abschwächende nonverbale Signale
Wer den Augenkontakt meidet, wer die Gestik blockiert, wer vor dem
Reden nicht dafür sorgt, dass es ihm wohl ist, schwächt seine
Aussage ab.
- Stimme die nicht stimmt
Fehlt die Dynamik, die Stütze, so fehlt die
Überzeugungskraft. Weil die Stimme mit unserer inneren
Stimmung übereinstimmt, ist letztlich unsere Einstellung
ausschlaggebend. Freuen wir uns, etwas mitteilen zu dürfen?
Die Begeisterung muss echt sein.
- Auch Verallgemeinerungen sind Abschwächungen
Verallgemeinerungen wie, "nie, immer, alle, keiner" können wir
mit konkreten Aussagen ersetzen z.B.: "Heute, nächstes Jahr, am
Wochenende. Nennen wir deshalb auch konkrete Namen: Renate und Fritz".
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