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Wahr-nehmen oder Falsch-nehmen?


von Hildegard Knill


"Wir glauben nur, was wir sehen - leider sehen wir nur, was wir glauben wollen"

Fachleute wissen: Bei den alltäglichen Kommunikationsprozessen beeinflussen verschiedenste Faktoren die Wahrnehmung. Deshalb kommt es laufend zu Missverständnissen und Wahrnehmungsverfälschungen. Nachfolgende Phänomene beeinflussen unsere Wahrnehmung:


1. Der erste Eindruck

Beim ersten Eindruck spielen persönliche Sympathien und Antipathien eine zentrale Rolle. Der erste Eindruck kann trügen, zumal persönliche Vorerfahrungen und nicht unser Gegenüber im Vordergrund stehen. Erlebtes wird übertragen. Sieht beispielsweise die Person einem Onkel ähnlich, der mich immer beschenkt hat, wird der erste Eindruck von dieser Erfahrung geprägt. Es kommt zu einer Fehleinschätzung.


2. Selektive Wahrnehmung

Wahrnehmung ist nie neutral und allumfassend. Aufgrund der jeweiligen Situation beobachten oder hören wir immer nur ausgewählte Teilaspekte. Der persönliche Hintergrund und Vorurteile beeinflussen die Auswahl der Aussagen. Wir wählen beispielsweise das gezielt aus, was uns interessiert oder das, was hören wollen.


3. Sympathie-Effekt

Menschen, die uns sympathisch sind, sehen wir meist in besonders günstigem Licht. Ihr unpassendes Verhalten wird leicht übersehen oder entsprechend uminterpretiert. (Macht nicht nur Liebe, sondern auch Sympathie blind?).


4. Vorinformationen

Mündliche oder schriftliche Vorinformationen über eine Person beeinflussen die Wahrnehmung sehr stark. (Sozialer Hintergrund, Mängel, besondere Leistungen). Die Vorinformationen beeinflussen auch die Beobachtung und Beurteilung,


5. Halo-Effekt

(Halo griech.= "Hof" um eine Lichtquelle) Eine Eigenschaft, die uns wichtig ist, überlagert oder überblendet alle anderen. Wenn jemand nicht pünktlich ist, dann hat dies auch einen Einfluss auf ........ Auch eine besonders gute oder besonders schlechte Leistung kann andere Verhaltensweisen überstrahlen.


6. Logischer Fehler (Ein Spezialfall des Halo-Effektes)

Wir ordnen zwei Eigenschaften zwingend zusammen, weil wir glauben, dass sie logisch zusammengehören: z.B unordentlich = faul.


7. Kategorisierung /Stereotype Bilder

Aufgrund von "Signalbeobachtungen" schreiben wir dem Gegenüber Eigenschaften zu, ohne sie auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Wir machen uns ein Bild von einer Person und nehmen an, dass... Eine ungepflegte Person ist ein Arbeitsloser, ein Drogensüchtiger ist verwahrlost. Ein Mann mit Kravatte und Aktenkoffer ist konservativ oder ein Bankbeamter.


8. Projektion

Oft erkennen wir ausgerechnet jene Eigenschaften, die an uns unlieb sind, in anderen Menschen wieder und bekämpfen sie vielleicht deshalb vehement. Angenommen eine Person ist geizig und weiss es. Sie lehnt nun all jene Personan ab, die sparsam sind.


9. Reihenfolge Effekt

Dazu gehört beispielsweise der "Kontrast Effekt". Spricht ein mittelmässiger Referent vor einem schwachen Redner, so wird er besser bewertet, wie wenn der nämliche mittelmässige Referent vor einem brillanten Rhetoriker sprechen muss. Aufgrund der Reihenfolge kommt es damit zu Fehlbewertungen.


10. Beharrungseffekt

Es ist viel leichter, auf einer schon einmal getroffenen Beurteilung zu beharren oder daran festzuhalten, als die Meinung zu ändern. ("Sie war, ist und bleibt so").


11. Übertragung

Gefühle, Einstellungen und Abwehrhaltungen werden gerne von früheren Beziehungen und Erlebnissen auf andere Menschen übertragen. Und zwar auf Personen, die damit überhaupt nichts zu tun haben. Eine Frau, die von vielen Männern enttäuscht wurde, hat unter Umständen nun bei allen Männern Vorbehalte.


12. Ähnlichkeitseffekt

Der erste Eindruck kann schnell zu einer "sich selbst erfüllenden Prophezeiung" werden. Personen mit "ähnlichen Merkmalen" (z.B. gleicher Dialekt oder gleiche Universität) erhalten unbewusst einen Sympathiebonus. Sieht beispielsweise die Person einem guten Onkel ähnlich, wird der erste Eindruck von dieser Erfahrung geprägt. So kann es zu einer Fehleinschätzung kommen.


13. Zuschreibungsfehler

Wir tendieren dazu, aus den "Eigenschaften" (Verhaltensweisen) die wir sehen, Rückschlüsse auf die betreffende Person zu ziehen: Wir schreiben ihr Eigenschaften zu. Einen Menschen nichts sagt, wird zugeschrieben, dass er gut zuhören kann.




Die K+K Kommunikationsberatung macht Ihnen die Wahrnehmungsphänomene in Ihrem eigenen Umfeld bei einem "On the job" Coaching bewusst.





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