Verunsicherungstaktik
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Betont kritische Haltung
und dauerndes Gegenfragen
(Missbilligung wird in der
Körperhaltung zusätzlich
zum Ausdruck gebracht)
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Wenn es sich zeigt, dass
der ehrliche Wille zum
Dialog fehlt, lohnt es
sich nicht, das Spiel mitzuspielen.
Eventuell zeigen, dass Sie die Methode
durchschaut haben. "Gibt es wenigstens einen
Punkt, den Sie nicht in Frage stellen"
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Induktionstaktik
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Ein zugkräftiges Einzelbeispiel soll
beweisen, dass die Aussage Allgemeingültig ist.
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"Ein Beispiel
beweist nichts". Mit einem einzigen
Gegenbeispiel fällt das
ganze Argumentationsgebäude
zusammen.
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Unterbrechungstaktik
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Unterbrechungen sind
zermürbend und lästig.
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Pause machen. "Darf ich fortfahren?"
An Spielregeln und an Fairness appellieren.
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Hauptsache - Nebensache - Taktik
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Nebensächlichkeiten werden
hochgespielt, sodass der Zuhörer
die Hauptsache (die eigentliche
Absicht) nicht erkennt.
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Entlarven. Zum Thema zurückkommen.
"Diese Nebensächlichkeiten sind
recht interessant. Es geht nun aber..."
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Schweigetaktik
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Sie werden lautstark abgefertigt,
nachher wird eisern geschwiegen.
Oder der Partner hört uns zu
und schweigt, als ob ihn alles
Gesagte überhaupt nicht
interessiere.
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"Was meinen Sie als Spezialist über... -
zu ..." oder Erstaunen zeigen über das
sonderbare Verhalten.
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Autoritätstaktik
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Was kann man schon sagen, wenn es
Einstein gesagt hat (oder Heidegger usw.)
"Albert Schweizer hat zu ser Frage bereits
gesagt.."
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"Ich habe eigentlich die Frage an Sie
gerichtet." "Uns interessiert ihre Antwort"
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Wissenschaftstaktik
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Lehrmeinungen werden zitiert.
Zitate von prominenten Persönlichkeiten
werden sogar falsch wiedergegeben.
Sie werden gefragt, ob Sie das Zitat nicht kennen.
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Zugeben wenn das Zitat unbekannt ist.
Falls Sie den Fehler erkennen:
"Damit habe ich gerechnet, dass Sie
Zitate aus dem Zusammenhang reissen.
Dass Sie jedoch den Sachverhalt falsch
wiedergeben würden, hätte ich
nicht gedacht."
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Fremdworttaktik
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Um das Fachwissen zu beweisen
oder um zu verwirren, werden Sie mit
Fremdwörtern überschüttet.
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Können Sie dies in gutes Deutsch
übersetzen?" "Für den
Zuhörer wäre es interessant
zu erfahren, was das alles heisst"
oder, Fremdwörter selber in der Antwort
erklären.
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Phrasentaktik
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Schöne Redensarten (höhere Werte,
Vaterland, Mutterliebe usw.) sollen Sie
umgarnen.
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Motive des Denkens anerkennen.
"Ich habe nicht behauptet,
diese Werte bedeuten uns nichts. Im
Gegenteil."
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Theorie-Praxis-Taktik
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Es wird behauptet: "Ihr Vorschlag
mag in der Theorie taugen, aber
in der Praxis ist er nicht
durchführbar".
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"Wo wurden damit schlechte Resultate
erzielt?" "Sie finden die Theorie brauchbar.
Gute Ideen bewähren sich vielleicht
auch in der Praxis. Wäre es nicht
einen Versuch wert, die Theorie zu prüfen?
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Kompetenz-Taktik
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Die Kompetenz des Redners wird in
Frage gestellt. z.B. fehle es
jungen Rednern an Lebenserfahrung, oder alte
Redner dächten angeblich nicht mehr zeitgemäss.
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Klar machen, dass es jetzt nicht ums Alter geht, sondern um Argumente.
Was spricht gegen das Argument?"
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Widerspruchstaktik
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Der Partner zitiert Aussagen von
Ihnen, die Sie früher gemacht haben.
Er weist bei diesen Aussagen
Widersprüche nach. Daraus leitet der
Partner Charakterlosigkeit, Wankelmut
usw. ab. Auf Ihre konkreten Aussagen geht
er überhaupt nicht ein.
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"Man darf doch dazulernen."
"Mich würde interessieren, was Sie
gegen meine Aussage einzuwenden haben."
Falls die Aussage nicht stimmt:
Berichtigen und auf die Argumente zurückkommen
die zur Debatte stehen.
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Grosszügigkeitstaktik
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Wenn Fakten und Zahlenmaterial als
kleinliche "Buchhaltermentalität",
als "kleinkarriert" abgetan werden,
mit dem Hinweis: "Die grosse Linie ist
gefragt."
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Da helfen vielleicht folgende
Bemerkungen: "Haben Sie etwas einzuwenden
gegen die Zahlen?" "Es sind genaue Zahlen,
auf denen grosszügiges Denken basieren
kann".
"Sie wissen genau: Der Teufel liegt im Detail
(soignez les détails)."
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Genauigkeitstaktik
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Vorbehalte sind zu hören gegen
Ihre Aussage: Der Teufel liege im Detail.
Das Argument sei zu ungenau.
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Die Einzelheiten wurden selbstverständlich
auch geprüft. Um Sie nicht zu langweilen,
trug ich Ihnen nur das Wichtigste vor".
"Auf Wunsch legen wir das Zahlenmaterial
selbstverständlich gerne auf den Tisch."
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Ad-personam-Taktik (Angriffstaktik)
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Eine bekannte Methode der unfairen
Dialektik: Sie als Person werden angegriffen
nicht die Sache.
Zum Beispiel: "Die Farbe Ihres
Hemdes entspricht Ihrer Gesinnung." "Jemand, der
so viel isst, muss Probleme haben beim Denken."
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Persönliche Angriffe müssen Sie mit
aller Entschiedenheit zurückweisen.
"Vielleicht haben Sie doch noch etwas zur
Sache sagen". Mechanismus der Provokation
aufzeigen.
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Laientaktik
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Der Partner spielt den Ungläubigen.
Er will nichts verstehen (mit der Absicht,
dass Sie sich dauernd wiederholen und die
Meinung nicht sagen können).
"Können Sie das nochmals erklären?"
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"Hören Sie sich noch den zweiten Teil an".
Sie verstehen es dann gewiss aus dem Zusammenhang."
"Darauf komme ich noch zurück".
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Zuordnungstaktik
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Ihr Gegenüber ordnet Sie einer
Gruppe zu und verallgemeinert:
"Alle Hausbesitzer..." , "Alle Polizisten...",
"Alle Gewerkschaftler..." usw.
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"Sind hier Verallgemeinerungen angebracht?"
"Wie gut kennen Sie alle ...?"
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Verschleierungstaktik
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"Nehmen Sie es nicht übel, es
ist nicht persönlich gemeint.."
So beginnt der Partner. Obschon es nicht
nach Beanstandung tönt, folgt wie
erwartet eine harte, persönliche Kritik.
(Die Zuhörer werden sogar noch darauf
aufmerksam gemacht, dass jetzt eine
besonders harte Kritik kommt.)
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"Vielen Dank für Ihre Offenheit, aber..."
"Finden Sie diese Kritik an dieser Stelle angebracht?"
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Vorwurfstaktik
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Der Gesprächspartner
überhäuft Sie mit Vorwürfen
und endlosen "Warum"-Fragen.
(Vielleicht will er bewusst verzögern
oder hinhalten.)
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"Obschon diese Aussagen nicht hierher
gehören, gebe ich Ihnen doch eine Antwort."
(Es folgt nur eine kurze Antwort).
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Entweder-oder-Taktik
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Es wird darauf beharrt, dass nur die
beiden extremen Möglichkeiten in Frage
kommen.
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"Gibt es für Sie keinen
gangbaren Mittelweg?"
"Schlagen Sie mir wenigstens einen
Kompromiss vor, den Sie auch akzeptieren
könnten."
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"Wenn" und "Aber"
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Streit suchen mit unablässigem
"Wenn" und "Aber".
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"Darf ich von Ihnen einmal konkret hören,
in welchen Punkten Sie mit mir einig
gehen?"
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Aufschubtaktik
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Der Partner will erst später Stellung
beziehen (Zeitgewinn analog Rück-
fragetaktik).
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Eine sofortige Stellungsnahme verlangen,
weil der Entscheid im Sinne der Zuhörer
jetzt besonders wichtig ist.
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Verwirrungstaktik
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Ihre Aussagen werden verdreht und
in einem völlig falschen
Sinn zu einer Schlussfolgerung verwendet,
die deutlich machen soll, dass Ihre Aussage
absurd ist. Beispiel: "Unsere
äusserst, komplexe und
vielschichtige Erkenntnis erschwert
präzise Begutachtungen, obwohl
dessen ungeachtet unsere Positionen in einer
Evaluationsphase neu ermittelt werden
müssen.
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Entwirren, Umdeutung bewusst werden
lassen. Erstaunen zeigen, dass aus...
Aussage .. (die klar und
unmissverständlich war) so eine
völlig verfremdete Aussage gemacht
wurde. "Was bedeutet für Sie... ?"
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Diversionstaktik
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Der Partner wechselt unauffällig
das Thema (nach Schopenhauser heisst
dies "Diversion").
Das neue Thema wird so gewählt,
dass es für die Zuhörer
besonders interessant ist.
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"Gestatten Sie, dass wir wieder
aufs Thema zurückkommen?
(Die Thematik darauf wiederholen).
Das neue Thema über... wäre
sehr interessant. Doch haben wir noch
über ... weiterzureden."
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Abblocken mit "Redemauer"
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Damit Sie nicht mehr zu Wort kommen,
folgt eine Dauerrede. Mit der Redemauer
sollen Sie hingehalten werden, bis die
Zeit abgelaufen ist.
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Deutlich unterbrechen.
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Mit kurzen offenen Fragen den Redefluss hemmen
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Diese Arte des Unterbrechens ist auch eine Waffe des Kampfrhetorikers.
Z.B. "Finden Sie dies gut? Nicht? Weshalb erwähnen Sie es dann?"
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Verwirrende Gegenfrage: "Wie kommen Sie auf diese Frage?"
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Den Naiven spielen
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Absichtlich nicht verstehen wollen. Das Gegenüber spielt den
Ahnungslosen. Dies irritiert. Man verliert bei dieser Taktik die
Geduld und den roten Faden.
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Ruhig bleiben
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Scheinstützentechnik
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Zuerst wird der Partner glaubhaft
unterstützt, um ihn zu einem
späteren Zeitpunkt unverhofft
anzugreiffen (Überraschungseffekt).
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Zurückkommen auf die erste
Aussage und versuchen, den Wandel
in der Gesinnung schrittweise
nachzuvollziehen. Auf gestütztes
Argument zurückkommen.
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Diffamierung
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Man beleidigt die Vertreter der
Gegenmeinung. "Es ist jedem klar,
dass Sie als Handwerker diese
Zusammenhänge nicht erfassen
können."
"Wir wissen, dass Sie als Politiker nicht an konkreten Lösungen interessiert sind."
"Als Journalist können Sie dies natürlich nicht wissen."
"Die Farbe Ihres Hemdes entspricht Ihrer Gesinnung."
"Wenn jemand so viel isst wie Sie, so hat dies gewiss einen Einfluss auf das Denken."
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Beleidigung einstecken und das
Problem ruhig auf der Sachebene
weiterfüren oder auf
Beleidigung hinweisen:
"Obschon Sie den Stand der Handwerker
beleidigen, höre ich bei
Ihnen (ausser der Beleidigung) kein
konkretes Argument, das gegen
meine Ansicht spricht.
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Beschuldigen
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Mit dem Finger auf das Gegenüber zeigen. "Sie verstehen mich falsch!"
Falls dann das Gegenüber aggressiv reagiert:
"Es ist sinnlos mit ihnen zu diskutieren, sie reagieren aggressiv!"
(Gespräch abbrechen)
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Ruhig und höflich bleiben: "Schade, dass sie sich
aus der Diskussion zur&uum;ckziehen".
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Dagegen sein
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Das ständige Widersprechen verwirrt besonders, wenn mit der
Körperhaltung die Missbilligung zusätzlich verstärkt wird.
"Interessant, aber ..."
Falls diese Provokation Früchte trägt und das Gegenüber
ungehalten reagiert, wird der Unschuldige gemimt: "Ich wollte Sie doch
nur mit einer Gegenmeinung eine differenziertere Betrachtungsweise
bewusst machen."
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Pauschalisieren
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Verallgemeinerungen von Einzelfällen
Beispiel: "Die Politiker machen, was
sie wollen".
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Nicht hinnehmen, typische Beispiele
verlangen. "Können Sie dies
verdeutlichen?" Sie werden Mühe
haben, viele Beispiele zu nennen.
Nennen Sie uns doch wenigstens das
typischste Beispiel, das Sie kennen."
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Schlagworte
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Schlagwortargumentation ist
vielfach Ersatz für
mangelnde stichhaltige Gründe.
Beispiel: "Lernen muss weh tun!".
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Rückfragen.
"Bei welchen Lernprozessen haben Sie unter
Schmerzen leichter gelernt? Was bedeutet
für Sie "weh tun"?
(Schlagworte können auch ein
positives rhetorisches Werkzeug sein,
statt nichtssagender Phrasen hilft oft ein
Satz in prägnanter, zündender
Form.
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Retourkutsche
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Nachweis, dass der Partner oder der
"Gegner" sich nicht an die
eigenen Grundsätze hält.
"Sie sagten, man müsse Energie sparen. Selbst
haben Sie auch ein Auto.
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"Ich forderte nie den Verzicht aufs Autofahren.
Mir ging es um ..., und
ich bin der Meinung, auch die Autobesitzer
könnten vermehrt Energie sparen".
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Erfahrung
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Erfahrungsargumente sind gut, aber es ist
gefährlich, wenn Erfahrung und Tradition -
ohne hinterfragt werde zu dürfen - als
Argumente eingesetzt werden.
Beispiel: " In unserem Betrieb haben wird das
schon immer so gemacht..."
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"Es ist gut, dass sich das bewährt hat.
Nun müssen wir aber darüber reden,
ob sich dieses Vorgehen heute auch noch
bewährt."
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Emotionen
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Wenn einer echte Ergrifffenheit zeigt
(beruhend auf einem Erlebnis), so
ist das fair. Wenn aber Emotionen missbraucht
werden, so ist die Situation anders.
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Beispiel: "Opfer dieser Politik sind die
gebrechlichen, alten Menschen und vor allem
die kleinen Kinder, die
sich nicht wehren können."
"Darf ich Sie bitten, die Ablehnung dieser
Vorlage sachlich zu begründen?"
Bei krassem Missbrauch ist eine deutlichere Sprache
angebracht.
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Konjuctivtrick
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"Was würden Sie tun, wenn Sie das grosse Los gewännen?"
Es ist erstaunlich, wie Leute - ohne es zu wissen - bei hypothetischen
Fragen sehr viel von sich preis geben. Mehr als sie sonst sagen würden.
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Unangenehme Fragen müssen Sie erkennen und benennen. Statt mit
einer Gegenfrage zu kontern, gibt es auch eine Killerantwort, die oft
hilfreich sein kann:
"Moment - da muss ich erst einmal in Ruhe nachdenken!"
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Plausibiltät
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Wenig fundierte Argumente können mit Hilfe der
Plausibilitätstaktik glaubwürdiger wirken.
Beispiel:
"Es muss doch einleuchten - jedenfalls wird es
jeder mit gesundem Menschenverstand bestätigen
- dass ..."
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"Gibt es für Ihre Variante ausser
dem Appell an den gesunden Menschenverstand
auch noch sachliche Argumente?"
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Gag
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Vom Thema abweichen und auf ein neues
Ausweichen. Siehe Diversionstaktik,
Verwirrungstaktik, Aufschubtaktik.
Eine geschickte Variation der Ausweichtaktik
ist das Abschweifen mit einer lustigen
Geschichte (anstatt Stellung zu einem
Sachproblem zu nehmen).
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"Wollen oder können Sie zum Diskussionsthema keine
Stellung hehmen?" "Vielen Dank für die
Auflockerung. Beinahe hätten wir vergessen,
dass wir über ... unbedingt noch reden
müssen.
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Stratege
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Den grosszügigen Strategen mimen
"Gefragt ist die grosse Linie!"
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Der Teufel liegt oft in den Details.
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Moralisieren
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Wer heute noch für Atomkraftwerke ist, der
spuckt auf die Gräber der Atomtoten
in Tschernobyl."
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Fakten bringen: Zum Beispiel:
Ein von über 100 Experten erstelltes Papier stellte fest,
dass bis Mitte 2005 weniger als 50 Tote direkt auf die Strahlung
durch den Unfall zurückgeführt werden konnten.
Man schätzt, dass der Gau insgesamt 4000 Menschenleben kosten
wird. In Deutschland gibt es pro Jahr mehr Verkehrstote, über
5100 im Jahre 2005. Jede Technik hat Risiken.
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Isolierung
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Bei einem Sachverhalt wird nur ein Faktor
herausgegriffen und dieser
dann stellvertretend für das
Gesamte diskutiert. Unredlich ist diese
Argumentationstaktik in Kombination
mit der Ausweichargumentation.
Beispiel: "Aus Zeitgründen
möchte ich den Aspekt Y herausgreifen".
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"Sie haben sich in Ihrem Votum nur auf einen
Aspekt beschränkt. Darf ich
annehmen, dass Sie mit
allen anderen Punkten einverstanden sind?"
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